Speyer Leberknödel und keine Unterschrift

Brigitte Kratz (80) erinnert sich noch an das von ihren Eltern im Anwesen Stübergasse zubereitete Hochzeitsessen: „Es gab Leberknödel.“ Ehemann Erwin (82) hatte seine künftige Frau bei Verwandten in Speyer-Nord kennengelernt. Heute feiert das Jubelpaar, sie wurde in Heidelberg, er in Neckarau geboren, das Fest der diamantenen Hochzeit.

Das Trauungszeremoniell in der St.-Bernhards-Kirche ist beiden auch nach sechs Jahrzehnten unvergessen. Wurde ihnen damals doch der kirchliche Segen versagt, nachdem der evangelische Bräutigam nicht unterschreiben wollte, die zu erwartenden Kinder im katholischen Glauben zu erziehen. Das Paar lebte ohne den Segen der Kirche, der Jahre später doch nachgeholt wurde. Die drei Söhne wurden übrigens katholisch erzogen. Vom erlernten Beruf des Schreiners wechselte Erwin Kratz zum Kraftfahrer, fuhr 31 Jahre lang Lebensmittel für den „Konsum“ und weitere 13 Jahre Kleider für Hettlage. Bis Stuttgart und München, täglich bis 300 Kilometer. Brigitte Kratz fand ein Unterkommen in der Engelsgasse, wo ihr die Schwestern das Nähen beibrachten. Später arbeitete sie in der Spinnerei und bei Hettlage. „Tanzen war in den 50er Jahren unser Hobby“, sagt Brigitte Kratz. Jedes Wochenende ging′s auf den Tanzboden, mal in den „Gambrinus“, dann wieder ins „Lamm“ oder aber in die „Stadt Nürnberg“. Unvergessen bleiben die Ausflüge mit dem eigenen Wagen, einem Gogomobil 300. Urlaubsreisen führten später nach Italien, in die Türkei und nach Griechenland. Am schönsten aber war es in Israel. Den letzten Urlaub verbrachten beide vor fünf Jahren am Bodensee. Inzwischen treten gesundheitliche Probleme auf. Statt Radieschen und Tomaten im Revier „Kuhweide“ pflegt Brigitte Kratz jetzt nicht weniger liebevoll Orchideen auf der Fensterbank. Einmal in der Woche wird mit der Schwiegertochter eingekauft. Den Haushalt bewältigt die Ehefrau noch immer alleine. Drei Söhne, drei Enkel und ein Urenkel gratulieren dem Jubelpaar. Oberbürgermeister Hansjörg Eger überbringt die Glückwünsche der Stadt und die von Ministerpräsidentin Malu Dreyer. (bw)

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