Speyer Löwenherz braucht Zeit

91-43527701.jpg

Die seit längerem angekündigte Ausstellung über Richard Löwenherz soll nach Speyer kommen – nur womöglich zwei Jahre später als geplant. Das hat der neue Direktor des Historischen Museums der Pfalz, Alexander Schubert, gestern in der RHEINPFALZ-Sommerredaktion angedeutet.

Seit Dienstag vergangener Woche ist Schubert im Amt (wir berichteten ausführlich im überregionalen Kulturteil). Entsprechend ist er gerade dabei, sich mit den Speyerer Gegebenheiten vertraut zu machen – vom Termin bei Oberbürgermeister Hansjörg Eger bis hin zur Brezelfest-Eröffnung gestern Abend. „Es ist eine Freude, durch die Stadt mit ihren historischen Gebäuden zu gehen“, schwärmte der Mittelalter-Spezialist. Zurzeit wohnt er mit seiner Ehefrau noch in Mannheim, wo er bis vor kurzem in den Reiss-Engelhorn-Museen tätig war. Ein Umzug nach Speyer sei aber perspektivisch angedacht, unterstrich er. Weil er sich hier noch in der Kennenlernphase befinde, könne er noch nicht viel Verbindliches zu den Zukunftsplänen fürs Museum sagen. Immerhin haben da ja die zuständigen Stiftungsgremien ein Wörtchen mitzureden. Ein paar Eckpunkte seiner „Ideenskizze“ für die nächsten zehn Jahre, die er dem Stiftungsrat bei seiner Bewerbung präsentiert hatte, ließ Schubert bei einer Rhabarberschorle gestern aber doch durchblicken. Fest steht die „Titanic“-Schau ab Dezember (wir berichteten). Dabei solle unter anderem auch der Hollywoodfilm von 1997 mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio zwar nicht im Mittelpunkt stehen, aber doch eine gewisse Rolle spielen – vorausgesetzt, die Frage der Rechte lasse sich regeln. 2016 sollen, wie angekündigt, die Maya Einzug im Museum halten. Dagegen könne Richard Löwenherz vermutlich nicht nächstes Jahr, sondern wohl erst 2017 ein Thema werden. Einer der Gründe: Der Mittelalter-Historiker Schubert möchte sich gern die Zeit nehmen, um sich selbst in die Vorbereitung dieser Schau einzubringen. Was die Lücke 2015 schließen könnte, soll Gegenstand von Gesprächen in der kommenden Woche sein. Noch zwei Appetithäppchen gefällig? Für 2019 könnte der 44-Jährige sich eine Habsburger-Präsentation vorstellen – ein Beispiel, wie sich „ausgehend vom Ort Speyer ein großer Bogen schlagen“ lasse. Und dann wäre da noch Paul Maar: Den Kinderbuchautor („Eine Woche voller Samstage“) kennt Schubert aus seiner Zeit in Bamberg. Mit ihm hat er in Mannheim schon ein Wittelsbacher-Hörspiel produziert. Wenn da mal nicht irgendwann das „Sams“ im Jungen Museum herumtollt... Überhaupt, die Angebote für Familien: Noch bis zum 20. Juli ist „40 Jahre Playmobil“ zu sehen – mit einem ganz besonderen Exponat: dem „Magdeburger Reiter“. Die „Playmobil“-Version des Wahrzeichens von Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt geht zurück auf eine Idee von – Alexander Schubert, aus dessen Zeit am dortigen Kulturhistorischen Museum. Die naheliegende Vermutung, er sei „seiner“ Figur nach Speyer gefolgt, wollte der Direktor allerdings nicht bestätigen – vielmehr habe er erst im Museum erfahren, dass der „Reiter“ in Speyer zu sehen sei. Hier läuft eben manches ein bisschen anders als etwa in Mannheim: Das begann schon mit Schuberts offizieller Vorstellung, als er „in wenigen Minuten vom Kandidaten zum Direktor geworden“ sei. Es setzte sich fort beim ersten Stadtspaziergang, als fremde Speyerer ihn mit Handschlag und einer neuen Ausstellungsidee begrüßten. Um für weitere Herausforderungen gestärkt zu sein, freut sich Schubert auf den nächsten Urlaub ab Mitte September: drei Wochen Kalifornien.

x