Speyer Kulturspiegel Speyer: Von Festspielen in der Gegenwart und Konzerten in der Zukunft

Von der Pfalz nach Franken: die Maus und Armin Maiwald vor dem Festspielhaus Bayreuth. Foto: REUTERS
Von der Pfalz nach Franken: die Maus und Armin Maiwald vor dem Festspielhaus Bayreuth.

Die Maus vom Dom zum Festspielhaus

Am Donnerstag wurden die Bayreuther Festspiele eröffnet. Dank Live-Stream konnte man nicht nur die Vorstellung verfolgen und damit den Einzug der Gäste auf der Wartburg, sondern auch den realen der Promis vor dem Festspielhaus. Da war dann auch ein Ex-Speyerer zu sehen: der frühere Generalvikar des Bistums Speyer und jetzige Bischof von Würzburg Franz Jung. Im Juni waren ja Armin Maiwald und die Maus im Speyerer Dom gewesen und haben einen Film gedreht, der auf den Türöffnertag am 3. Oktober hinweist. Nun waren die beiden auch auf dem Grünen Hügel, denn auch über die Wagner-Festspiele hat die Maus einen Film gedreht. Im kommenden Jahr wird wieder der „Ring“ in Bayreuth gezeigt. In der Neuinszenierung singt Wiebke Lehmkuhl die Erda. Die Mezzosopranistin war 2014 im „Elias“ und 2012 in „The Kingdom“ bei dem Internationelen Musiktagen Dom zu Speyer hier mit Erfolg aufgetreten.

Mehr Beethoven im Sommer 2020

Im nächsten Jahr wird der 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven gefeiert. Auch das Musikfest der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz widmet sich dem Meister. Die Sinfonien Nr. 1 und Nr. 7 erklingen in Speyer, dazu das erste Klavierkonzert und das Violinkonzert in der Klavierfassung, jeweils mit dem Solisten Joseph Moog (www.staatsphilharmonie.de). Der neue Chefdirigent Michael Francis hat im Frühjahr bei der Zweiten schon seine große Beethoven-Kompetenz unter Beweis gestellt. Das lässt Anfang Juli in Speyer viel erwarten. Startet Francis in Kürze in sein neues Amt, so wird sein Landsmann Justin Brown nach zwölf Jahren seine Position als Generalmusikdirektor des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe im Sommer 2020 aufgeben. Er verabschiedet sich Ende Juni mit Beethoven, mit der Neunten und der Chorfantasie, bei der er selbst den Klavierpart spielt. Es gibt also etwas weiter südlich so eine Art Vorspiel zum Speyerer Beethoven-Fest. Im Übrigen ist die letzte Karlsruher Konzertsaison von Justin Brown bei der Badischen Staatskapelle sehr spannend.

Das Karlsruher Konzert-Programm 2019/20

Eine gute Nachricht vorab: der Abschied von Justin Brown in einem Jahr wird nur von kurzer Dauer sein. Als Gastdirigent kehrt er schon in der Spielzeit 2020/21 zur Urauff ührung einer Oper von Christian Jost wieder.

Schon vor zwei Jahren hatte der englische Mastro, der Schüler und Assistent von Leonard Bernstein war, ein Abschiedsprogramm konzipiert, dann ging er für zwei Spielzeiten in die „Verlängerung“. Zwölf Jahre am Karlsruher Theater und am Pult der Staatskapelle, das haben nur sehr wenige Dirigenten geschafft. Im Beethoven-Jahr 2020 steht Beethoven im Zentrum seines Abschiedskonzerts Ende Juni des kommenden Jahres. Vor der neunten Sinfonie erklingt die Chorfantasie op. 80, die, wie Justin Brown zurecht betont, immer noch unterschätzt wird und die zu seinen Lieblingsstücken gehört. Natürlich wird er selbst das Klaviersolo spielen. Das Werk gehe von einem Solo über einer kammermusikalischen Teil und eine quasi liedhafte Passage zu einem großen Chorfinale. Es bringe so all die Facetten seines Wirkens auf den Punkt. Die produktive und kollegiale Zusammenarbeit mit den Musikern hob der Dirigent bei der Programmvorstellung als wesentlichen Pluspunkt seiner Arbeit am Staatstheater und mit der Staatskapelle hervor.

„Wozzeck“ szenisch, „Lulu“ als SinfonieViele seiner Lieblingsstücke habe er in den vergangenen elf Spielzeiten schon in Karlsruhe erarbeiten können, aber ein paar sind für die kommende Saison doch noch geblieben. So wird Brown im zweiten der acht Sinfoniekonzerte Ende Oktober die „Lulu“-Sinfonie von Alban Berg musizieren, die andere Oper „Wozzeck“ studiert er ja für eine szenische Produktion ein. In dem Konzert erklingt auch das aufregende Monodram „Erwartung“ op. 17 von Arnold Schönberg mit Heidi Melton, der Brünnhilde im jüngsten Karlsruher „Ring“ als Solistin.

Auch die eher düster getönte vierte Sinfonie a-moll von Jean Sibelius gehört zu Browns bevorzugten Stücken. Er dirigiert sie im fünften Sinfoniekonzert Anfang März zusammen mit der „Helios“-Ouvertüre von Carl Nielsen und dem Doppelkonzert von Brahms mit Konzertmeistern der Staatskapelle.

Gerade nicht Mahlers Zweite oder AchteJustin Brown hat seit 2008 nicht zuletzt als Mahler-Dirigent in Karlsruhe Zeichen gesetzt, mit der ersten, fünften, siebten, neunten und zehnten Sinfonie sowie dem „Lied von der Erde“. Es sei fast zur Regel geworden, das scheidende Generalmusikdirektoren zu ihrem Abschied eine der großen großen chorsinfonischen Mahler-Sinfonien, die Zweite oder die Achten, aufführten (seine Vorgänger Ono und Bramall haben das getan). Es selbst ziehe eine andere Mahler-Sinfonie vor, die ihm sehr am Herzen liegt: die eher leise und neoklasszistische Vierte, die erste, die er dirigiert habe. Anfang April steht im sechsten Sinfoniekonzert auf dem Programm. Im ersten Teil erklingt als „Einstimmung“ auf die oben erwähnte Uraufführung das Trompetenkonzert von Christian Jost mit dem Solisten Simon Höfele. Der Schüler von Reinhard Friedrich an der Karlsruher Musikhochschule hat vor einigen Jahren bei der Bühnenmusik zu „Lohengrin“ am Staatstheater mitgewirkt. Das ganze Konzertprogramm gibt es unter www.staatstheater.karlsruhe.de

Dirigiert Beethovens neunte Sinfonie in Karlsruhe: der scheidende GMD Justin Brown.  Foto: Grünschloss
Dirigiert Beethovens neunte Sinfonie in Karlsruhe: der scheidende GMD Justin Brown.
Michael Francis dirigiert Beethovens erste und siebte Sinfonie im Juli 2020 in Speyer. Foto: dpa
Michael Francis dirigiert Beethovens erste und siebte Sinfonie im Juli 2020 in Speyer.
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