Speyer Konzerte bei den Internationalen Musiktagen

Singt Händel: Anabelle Hund.
Singt Händel: Anabelle Hund.

Am Mittwoch gehen beim Lunchtime-Konzert der Schütz- und beim Nachtkonzert der Händel-Schwerpunkt des Musiktage weiter.

Die Krypta des Doms ist der Ort der Konzerte zu Ehren von Heinrich Schütz bei den Musiktagen in diesem Jahr. Die Akustik ist dafür ausgezeichnet, die Atmosphäre sowieso, denn es ist ein tiefer, aber eben auch exterritorialer, erhebender Raum. Mit dem Johann-Rosenmüller-Ensemble unter Arno Paduch, der wie immer auch den Zink spielte, und dem in Speyer oft und immer wieder gerne gehörten Tenor Georg Poplutz waren in diesem Programm im Zeichen des Sagittarius wahrlich erstrangige Musiker im Bereich der Alten Musik gekommen, die denn auch ihrem Anspruch voll gerecht wurden. Sie hatten das auf ihrer CD „Das ist meine Freude“ (wir berichteten am vergangenen Donnerstag darüber) niedergelegte und in Teilen in Speyer unter dem Untertitel „Jubel- und Psalmgesang im 17. Jahrhundert“ musizierte Programm mit Werken von Zeitgenossen und Schülern von Heinrich Schütz um zwei Stücke von Schütz selbst erweitert – und aus leidvoll aktuellem Anlass auch um ein Werk von Johann Hildebrand (der war übrigens der Lehrer von Händels Lehrer Zachow): einen bewegenden Klagegesang über die Schrecken des Krieges. Bezogen ist dieser natürlich auf den Dreißigjährigen, aber in seiner Aussage ist er heute so gültig wie vor 400 Jahren.

Georg Poplutz sang ihn ebenso schlicht im Ton wie ergreifend im Ausdruck. Überhaupt gelang es dem Sänger auch diesmal wieder durch seine hohe Kunst der Textdeklamation den inneren Kern der frühbarocken Musik zu offenbaren und für die Gegenwart auf intensive Weise nachvollziehbar zu machen. Was den Tenor auch auszeichnet, ist der Wohlklang und die Wärme seiner Stimme. Er singt die Alte Musik nicht kühl und karg im Ton, sondern in gleicher Weise wissend um deren Stil und höchst lebendig im Charakter.

Vor allem hoffnungsfrohe Musik

Trotz dieses betroffen machenden Gesangs von Hildebrand überwogen die hoffnungsvoller Stücke, wie das titelgebende, sehr animierende von Johann Rosenmüller. Rosenmüllers fast viertelstündiges und damit für die Zeit sehr ausgedehntes Gesangsstück „Aurora rosea semper rutilans“ war dann der Schluss- und Höhepunkt des Speyerer Konzerts.

Die Klosterkirche St. Magdalena ist ein sehr schöner Ort für die Händel-Konzert in kleinerer Besetzung bei den Musiktagen. Heute Abend gibt es dort das Gloria und eine Trio-Sonate, am Sonntag erklangen neben Kammer- und Cembalomusik die Neun deutschen Arien. Warum Händel in London diese Stücke auf Texte seines alten Hallenser Kommilitonen Barthold Hinrich Brockes komponiert hat, ist nicht ganz klar, auch die Besetzung ist offen. Meist werden sie von einem Sopran gesungen, die obligate Instrumentalstimme wird mal von Flöte, Oboe oder Violine übernommen.

Angenehme Abwechslung

In Speyer wurde der instrumentale Part von Mitgliedern des Ensembles L’arpa festante übernommen, das ja regelmäßig nach Speyer kommt. 2008 hatte diese Gruppe die Neun deutschen Arien auf CD eingespielt, mit Rien Voskuilen am Cembalo. Jetzt musizierten auch der Geiger Christoph Hesse und die Flötistin Monika Kleinle, wie auf der CD. Meike Güldenhaupt war jetzt die Oboistin, Johannes Vogt der Lautenist – und die renommierte Cembaloprofessorin Wiebke Weidanz spielte Orgel und Cembalo im Wechsel. In der Abfolge der Arien und der Besetzung aber folgte L’arpa festante der Einrichtung auf der CD, wobei in einer Arie die instrumentale Oberstimme auch ins Cembalo gelegt wurde und diese in anderen Arien auch von mehreren Instrumenten gespielt wurde.

Das gab der Abfolge eine angenehme Farbigkeit und Abwechslung. Sehr schön im Ton, filigran in den Gesangslinien, sicher in den Zierfiguren und sehr klar und genau in der Textdeklamation sang die mit der Dommusik eng verbundene Sopranistin Anabelle Hund. Der musikalische Reiz dieser Stücke und ihre freudige Haltung kamen aufs Schönste zur Wirkung.

Ein Hörvergnügen boten auch die Triosonate h-moll und drei Sätze der Cembalosuite HWV 434, die Wiebke Weidanz überaus brillant spielte.

Georg Poplutz singt, Arno Paduch spielt Zink.
Georg Poplutz singt, Arno Paduch spielt Zink.
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