Interview Klinik-Hygiene: „Wohl der Patienten hat immer Priorität“

Kollegen freuen sich über ihre Kontrollen: Martina Böckel.
Kollegen freuen sich über ihre Kontrollen: Martina Böckel.

Martina Böckel ist für die Hygiene im „Diak“ in Speyer zuständig. Kürzlich hatte sie auch mit Desinfektionsspendern zu tun, deren Reinigung aber ganz anders ausging, als geplant, wie sie im Interview mit Narin Ugrasaner erzählt.

Frau Böckel, welche Aufgaben übernehmen Sie in Ihrem Arbeitsalltag?
Ziel der Krankenhaushygiene ist es, im Krankenhaus entstandene Infektionen zu vermeiden. Dazu gehört die Beratung und Schulung der Mitarbeiter. Es müssen Hygienepläne und Standards zum Umgang mit Infektionskrankheiten erstellt und aktualisiert werden. Mikrobiologische Kontrollen zum Beispiel von Endoskopen gehören ebenso dazu wie die Beratung bei Neu- oder Umbauarbeiten. Außerdem müssen Infektionen erfasst und Statistiken erstellt werden.

Was ist das Schwierigste daran?
Schwierig, aber auch spannend ist das oft nötige schnelle Umschalten zwischen Aufgaben. Wenn man beispielsweise an einem Hygieneplan für die Zentralsterilisation arbeitet und ein Anruf kommt mit der Frage: „Muss ich den Patienten isolieren?“ Oder man wird während einer Sitzung angerufen mit der Frage: „Gibt es neue Quarantäneregeln bei Covid-19?“ Da das Wohl der Patienten und Mitarbeiter immer Priorität hat, muss abgewogen werden, welche Aufgabe warten muss.

Was war das kurioseste Erlebnis?
Im Zuge unserer Umbauarbeiten mussten Händedesinfektionsmittelspender abgebaut und vor der Einlagerung in einer speziellen Instrumentenspülmaschine sachgerecht aufbereitet werden. Leider war das kein guter Plan, da sich die Desinfektionsmittelreste nicht mit der Chemie in der Maschine vertragen haben. Es kam zu einer extrem starken Schaumbildung. Die Maschine wurde fachgerecht gereinigt, es gab neue Spender und wir waren um eine Erfahrung reicher.

Warum machen Sie Ihre Arbeit gerne?
Weil kein Tag wie der andere ist, ich mit allen Berufsgruppen im Haus Kontakt habe und dadurch auch Einblicke in deren Arbeitsfelder bekomme. Und weil es ein tolles Gefühl ist, neue Herausforderungen im Team zu meistern.

Wissen die Menschen Ihren Einsatz zu schätzen?
Die Frage kann ich eindeutig mit ja beantworten. Schon vor der Pandemie hat sich der Stellenwert der Hygiene geändert. Bei uns im Haus hatten wir als Hygieneteam immer eine hohe Akzeptanz. Selbst Kontrollen werden als Unterstützung und Qualitätskontrolle der eigenen Arbeit gesehen.

Würden Sie gerne einen Tag mit Ihrem Chef tauschen?
Tauschen würde ich nicht. Vielleicht einmal intensiv begleiten.

Was macht Ihren Job besonders?
Meine Ausbildung zur Krankenschwester habe ich gemacht, um mit Menschen zu arbeiten. Nach der Weiterbildung zur Hygienefachkraft kann ich das weiterhin tun. Der tägliche Kontakt zu Kollegen, Patienten und Angehörigen und die abwechslungsreichen Aufgaben machen den Job besonders.

Welchen Tipp würden Sie Anfängern mitgeben?
Geh’ mit offenen Augen durch das Krankenhaus. Sei flexibel und hab Verständnis für die Situation vor Ort, achte aber auch gleichzeitig auf die Umsetzung der Hygienevorgaben. Behandle dabei alle Mitarbeiter wertschätzend.

Interview: Narin Ugrasaner

Zur Person

Martina Böckel, 65, ist Hygienefachkraft im Diakonissen-Stiftungskrankenhaus und seit Monatsbeginn in Rente. Als 450-Euro-Kraft bleibt sie der Klinik noch erhalten.

x