Speyer Klein und traditionsreich

Nelson Mandela war dabei, Hillary Clinton und George W. Bush sind es: Mehr als 70 Millionen Evangelische Methodisten gibt es in 108 Ländern, in Deutschland rund 30.000. Der Evangelisch-Methodistischen Gemeinde in Speyer gehören 19 Mitglieder an. Am Sonntag haben sie 150-jähriges Bestehen gefeiert.

Über Altar und Lutherbibel hängt das Kreuz, auch Lieder und Gebete erinnern an einen protestantischen Gottesdienst. Zum Abendmahl ist jeder eingeladen. Traubensaft ist Vorschrift. „Wir leben unseren Glauben sehr persönlich“, erklärt Andreas Denkmann einen Unterschied. Der Bezirksverbands-Pastor ist für die drei Gemeinden Kandel, Neustadt und Speyer mit 75 Gläubigen zuständig. „Methodistische Gemeinden grenzen sich nicht von anderen Kirchen ab“, erläutert er. Die Evangelisch-Methodistische Kirche (EMK) sei Mitglied der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen sowie der Vereinigung evangelischer Freikirchen und arbeite mit der evangelischen Allianz zusammen. Die ersten Gottesdienste hätten die Speyerer als eine der Ursprungsgemeinden der Pfalz in einem Privatanwesen am Fischmarkt gefeiert, die 1892 gebaute Zionskirche in der Hagedornsgasse 4 sei bis heute ihr Gotteshaus, fasst Denkmann die lange Geschichte zusammen. „Irgendwie sind wir alle miteinander verwandt“, sagt Torsten Möller, Mitglied im Gemeindevorstand und „eingeheiratet“ in die Methodistenfamilie Blecher, deren Oberhaupt bis 1967 Pastor der Speyerer Gemeinde war. Er sei der letzte Pastor gewesen, der in einer der beiden etwa 100 Quadratmeter großen Wohnungen über der Kirche gelebt habe, erzählt Michael Moerschel. Der Bezirksverbandssitzes sei 1987, ein Jahr vor seinem Ruhestand, nach Kandel (Südpfalz) gewechselt. „Den habe ich noch selbst verlegt“, zeigt Moerschel auf den Teppich auf dem Boden der Zionskirche. Die 19 Speyerer Methodisten führten ein aktives Gemeindeleben mit Lobpreis im Mittelpunkt, berichtet Möller. Seit Jahresanfang gebe es einen eigenen Chor mit Instrumentalbegleitung. „Sichtbare Freude steckt an und verbindet“, ist Denkmann sicher. Er wünsche sich auch künftig die Eigenständigkeit der Speyerer Gemeinde, sagt er. Obwohl die kleinste der drei Gemeinden seines Bezirksverbands, habe sie seit 2002 die meisten Neuzugänge verzeichnet, spricht Denkmann von sechs verstorbenen oder verzogenen Mitgliedern und vier Neuzugängen. Wachstum stünden jedoch die Innenstadtlage mit begrenztem Parkraum, fehlende Jugend und zu wenige Gottesdienste entgegen, bedauert er. Aktuell werde nur zweimal monatlich Gottesdienst in der Zionskirche gefeiert. „Lob und Anbetung können eine Kehrtwende bringen“, sieht er dennoch eine Zukunft für die kleine Gemeinde. Dazugehören und sich einbringen könne jeder, Kirchenglieder seien nur die, die bei ihrer Taufe oder in einem Aufnahmegottesdienst ihren Glauben in der liturgischen Form bekannt hätten, betont Denkmann. Die EMK stehe in der Tradition des anglikanischen Geistlichen John Wesley, dessen „Methoden“ die Engländer im 18. Jahrhundert überzeugt und die sich dann in den USA etabliert hätten. Die Speyerer Gemeinde finanziere sich nur aus Spenden, sagt Möller. „Unser Anteil an den Mieteinnahmen aus Wohnungen über der Kirche helfen uns sehr.“ Ein Drittel dieser Einnahmen stehe der Speyerer Gemeinde zu. Die größte Herausforderung stellten Pflege und Erhalt der Zionskirche und ihres Gartens dar. „Sie steht auf einem verfallenen Zisterzienserkloster, erklärt Möller den acht Meter tiefen Gewölbekeller. Sorgenvoll betrachtet er den Sandsteinsockel des Gebäudes: „Hier ist eine Sanierung dringend notwendig.“

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