Speyer „Kein alltäglicher Drei-Akkorde-Klang“
Wenn Rick Vito und die Lucky Devils beim 19. Speyerer Gitarrensommer am 18. September um 20.30 Uhr im Alten Stadtsaal auftreten, sollten alle Zuschauer ein Auge auf die Gitarre des 64-jährigen US-Amerikaners werfen. Denn Rick Vito beherrscht sein Instrument nicht nur grandios, er hat es auch selbst designt. Im Interview mit Anne Kirchberg sprach er über diese künstlerische Arbeit und seine Liebe zur Gitarre.
Sehr gute, es ist eine richtig tolle Stadt, und alle Leute waren so nett zu mir! Ich empfand es so, dass sie unsere Musik sehr zu schätzen wissen und fühlte mich rundherum wohl in Speyer. Generell herrscht in Deutschland eine wirklich nette und warme Atmosphäre, deswegen trete ich gerne hier auf. Ich war bereits mit vielen meiner Bands auf Tournee, unter anderem mit der Mick Fleetwood Blues Band, aber dieses Mal komme ich mit den Lucky Devils. Wir kennen uns seit den 1970er Jahren und freuen uns, mit einem neuen Album auf Tour zu gehen. Welche Art von Musik spielen Sie darauf? Das was ich mache, ähnelt der Musik von Künstlern wie Eric Clapton. Die Wurzeln sind Blues oder amerikanischer Rock und R ’n’ B, aber nach all den Jahren habe ich meinen ganz eigenen Stil entwickelt und packe darum stets noch einiges anderes in die Musik hinein. Es gibt somit nicht den alltäglichen Drei-Akkorde-Klang zu hören, sondern jede Menge Rhythmus. Kommen Sie extra für den Auftritt in Speyer nach Deutschland? Nein, wir werden insgesamt drei Wochen in Europa sein. Der erste Auftritt ist in Irland, anschließend geht es direkt nach Deutschland, am Ende spielen wir noch ein Konzert in Österreich und eines in Dänemark. Insgesamt sind es 19 Shows und die meisten davon in Deutschland. Ich mag es, hier zu spielen, weil das Publikum irgendwie anders ist. Vielleicht liegt das daran, dass man als Ausländer anders betrachtet wird. Die Amerikaner haben meine Art der Musik vielleicht ständig präsent und finden sie deshalb nicht so spannend. In Europa bin ich hingegen etwas Spezielles. Unterscheidet sich das deutsche Publikum von dem in anderen europäischen Ländern? Für mich ja, weil es etwas Besonderes ist. Ich komme seit 2000 so oft nach Deutschland wie in kein anderes europäisches Land und habe mir hier eine echte Fan-Gemeinde erspielen können. Das liegt möglicherweise auch daran, dass meine Plattenfirma in Hamburg sitzt und sie mir viele Auftritte in ihrem Land verschaffen kann. Jedenfalls glaube ich zu wissen, was die Leute gerne hören möchten, und versuche, ihnen genau das zu geben. Ich fühle mich in Deutschland absolut wohl, und ich denke, das merkt man meinen Konzerten an. Wie haben Sie herausgefunden, dass die Gitarre das perfekte Instrument für Sie ist? Meine Mutter spielte in jungen Jahren auf einer hawaiianischen Lap-Steel-Gitarre, die bei uns im Wohnzimmer stand. Als der Rock ’n’ Roll aufkam und jeder Gitarre spielte, griff ich als Kind eines Tages zu diesem Instrument und rannte mit ihm im Wohnzimmer herum. Meine Eltern dachten dann, es wäre eine gute Idee, mir eine echte Gitarre zu mieten und Unterricht geben zu lassen. Irgendwie war alles Weitere Schicksal: Ich fing mit dem Spielen an, und es hat gleich geklappt und großen Spaß gemacht. Was mögen Sie an diesem Instrument, verglichen mit anderen? Andere Instrumente sind genauso toll, ich liebe Klavier- und Geigen-Musik und habe auch versucht, die Instrumente spielen zu lernen – jedoch ohne großen Erfolg. Irgendwie hatte ich dabei keine besonders ausgeprägte Begabung, wohingegen es sich für mich natürlich anfühlt, die Gitarre zu spielen. Ich versuche bis heute, immer wieder etwas Neues zu lernen, andere Stile auszuprobieren und mich weiterzuentwickeln. Vor allem mag ich es, Slide zu spielen, dabei ist man weniger eingeschränkt. Und das Gleiten auf den Saiten simuliert die menschliche Stimme, das finde ich sehr interessant. Wann kamen Sie auf die Idee, Gitarren selbst zu designen? Das fing in der Schule an, allerdings etwas anders, als man sich das wohl vorstellt! Ich hätte mich eigentlich auf den Unterricht konzentrieren sollen, malte stattdessen aber Bilder auf die Rückseite meiner Schulbücher. Das waren die ersten Entwürfe und 1986 hatte ich während einer Tournee so viel freie Zeit, dass ich mich ernsthafter damit beschäftigte und vier unterschiedliche Gitarren skizzierte. Die Leute von der Firma „Reverend Guitars“ sahen dies, fanden meine Ideen gut und fragten mich, ob wir zusammenarbeiten wollen. Und nun kann man von mir designte Gitarren dort kaufen. Woher nehmen Sie die Ideen? Jeder Musiker mag etwas anderes an einer Gitarre, und jeder würde sich am liebsten eine nach seinen Wünschen zusammenstellen – ich kann das! Und es macht großen Spaß! Vom Stil her liebe ich Art déco, schon die Lap-Steel-Gitarren der 1930er Jahre hatten einen Hauch davon, und mir gefällt das sehr gut. Alles, was mich rund um die Gitarre beeinflusst, was ich sehe und erlebe, fließt in meine Ideen ein. Anschließend bringe ich sie zu Papier und probiere so lange daran herum, bis es für mich perfekt ist. Sie lassen sich also immer weitere Designs einfallen? Ja, ich habe zum Beispiel gerade eine Doppelhals-Gitarre entworfen. Da ich gerne bei meiner Musik auf den Saiten gleite, ist der obere Hals nun dicker als gewöhnlich und der untere ganz normal aufgebaut. Zuerst wollte ich diese Gitarre mit nach Deutschland nehmen, aber noch besitze ich keinen geeigneten Gitarrenkoffer, in dem ich das Instrument transportieren könnte. Deswegen ist mir das Risiko wohl zu groß, dass die Gitarre unterwegs kaputt gehen könnte, aber mal schauen ...