Speyer Jens Klossek zieht das große Los
SCHWEGENHEIM. Als Sportler hat Jens Klossek vom SSV Schwegenheim das große Los gezogen. Gerade mal seit einer Saison in der Bundesliga etabliert, kämpft er am Wochenende mit der Luftpistolen-Mannschaft SGi Waldenburg/Hohenlohekreis in Paderborn um den deutschen Titel.
Als Endrundengegner des Tabellenvierten der Bundesliga-Gruppe Süd wartet der SV Kriftel, Erster aus dem Norden und Verein des Schnellpistole-Olympiasiegers 2016, Christian Reitz, der auch mit der Luftpistole zielt. Auf die Aussichten, mit ihrer Mannschaft ins Finale einzuziehen, legen sich Klossek (37) und sein Waldenburger Mannschaftskamerad Philipp Käfer (23) nicht fest. Möglich sei alles, meinen sie. Klossek und Käfer (Waldsee/SV Hanhofen) trainieren gelegentlich gemeinsam im Schwegenheimer Schützenhaus. In seiner ersten Erstliga-Saison für Waldenburg trat der in Bellheim wohnende Klossek bei sechs von elf Wettkämpfen an. 374 Ringe schaffte er im Durchschnitt. 386 beträgt sein bestes jemals erreichtes Ergebnis. Nationalschütze Käfer war elfmal „am Drücker“ und kam auf durchschnittlich 378. Sein Rekord steht bei 388. Klossek fand 1993 beim heimischen SV Bellheim zum Sportschießen. Sein Opa Hermann Walter gehörte 1930 zu den Gründungsmitgliedern. Manfred Drobny trainierte damals den kleinen Jens, „und er hat mich gleich fürs Schießen mit der Luftpistole begeistert“. Das habe gewisse Vorteile, meint Klossek scherzhaft: „Man hat weniger Gepäck und weniger Ausstattung mit sich herumzuschleppen.“ Luftpistole und Freie Pistole, mit der er ebenfalls schießt, wiegen 1010 Gramm, wesentlich weniger als zum Beispiel ein Luftgewehr. Zudem tragen „Pistoleros“ keine Schutzkleidung wie die Kollegen mit den Langwaffen. „Zum Ausgleich“, wie Jens Klossek sagt, schieße er auch mit Luft-, Kleinkaliber- und Ordonnanzgewehr, mit Letzterem in Wettkämpfen für den SV Bellheim. Zehn dieser Langwaffen besitzt er und vier der je Stück um die 2000 Euro teuren Pistolen. Trotz des leichteren Gewichts ist das grundsätzlich einhändige, ohne Sehhilfe zu absolvierende Sportschießen mit der Luft- und Freien Pistole Sport, körperliche und wegen der Dauerkonzentration auch geistige Schwerarbeit. In Bundesliga-Kämpfen 40 Schuss innerhalb von 50 Minuten abzugeben und bei der Endrunde um die deutsche Meisterschaft 60 in 75 Minuten – das erfordert ein Höchstmaß an Fitness und mentaler Stärke. Mit der Luftpistole schießen die Sportler auf zehn Meter Entfernung, mit der Freien Pistole auf 50. Deswegen und aufgrund der Wettkampfdauer von zwei Stunden gilt das „freie“ Sportschießen als Königsdisziplin. Der in seinem Hobby von seiner zu allen Wettkämpfen mitreisenden Ehefrau Katja („Ein Faible fürs Schießen hat sie eigentlich nicht“) unterstützte Maschinenbautechniker Klossek trainiert daher wöchentlich viermal je zwei Stunden lang in Bellheim, Schwegenheim und in Appenhofen. „Ich weiß es nicht genau, vielleicht 15-mal“, gewann er einen Rheinland-Pfalz-Titel. An zehn deutschen Einzel-Meisterschaften nahm er teil und erreichte als 15. sein bestes Resultat. Für 2017 nimmt er sich vor: Bei den nationalen Mannschafts-Titelkämpfen mit Waldenburg gut abzuschneiden „und bei der Einzel-DM Ende August in München-Hochbrück einen vorderen Rang zu belegen“.