Speyer/Frankenthal/Wachenheim/Lambrecht Jahresprogramm der Evangelischen Jugendkantorei

Jubiläumskonzert der Jugendkantorei im Oktober in Landau. Jochen Steuerwald am Pult.
Jubiläumskonzert der Jugendkantorei im Oktober in Landau. Jochen Steuerwald am Pult.

Die Evangelische Jugendkantorei führt das Oratorium „Dein Reich komme“ von Johannes Driessler in Frankenthal und Wachenheim auf.

Irgendwie kommt die Evangelische Jugendkantorei, genauer ihre Dirigenten, nicht los von diesem Oratorium: Das 1950 uraufgeführte Oratorium „Dein Reich komme“ von Johannes Driessler (1921-1998) steht mit zwei Aufführungen am 4. März in der Zwölf-Apostelkirche Frankenthal und am Folgetag in der Kirche St. Georg in Wachenheim zum fünften Mal in der Geschichte des Ensembles auf dem Konzertplan.Heinz Markus Göttsche, ab 1969 Chef im Amt für Kirchenmusik, hatte das Werk seines von ihm geschätzten Kollegen – damals Professor an der Musikakademie Detmold – 1972 erstmals einstudiert und in Zweibrücken aufgeführt. 1984 erfolgte die Neuauflage in der Speyerer Gedächtniskirche, 1987 dann eine Schallplatten-Einspielung beim Label „Cantate“.

„Mein erstes Projekt war das“, erinnert sich Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald. Und es hat offenbar Spuren hinterlassen. Denn bereits 2000, fünf Jahre nach Amtsantritt, führte er das Werk in Neustadt erneut auf. Und nährt bis heute ungebrochene Begeisterung. „Durchaus noch verhaftet im romantischen Duktus, führt Driesslers Tonsprache doch immer wieder harmonisch in Grenzbereiche, besinnt sich zwar barocker Techniken wie Kanon, Fuge, Umkehrung, aber eher zur strukturellen Vernetzung. Die Harmonik indes ist oft überraschend, die Melodik ungemein fesselnd, von hohem Wiedererkennungswert“, erklärt er.

„Das ist knallhart“

Vor allem für den Chor, der als Sinnbild der sinnsuchenden, frevelnden, schließlich geläuterten Menschheit Haupthandlungsträger ist, ist das mit drei Gesangssolisten, Streichern und Holzbläsern besetzte Werk hochspannend und attraktiv. Beim Probenbesuch in der Winterstudienwoche im Landauer Butenschoen-Haus trifft man fast ausschließlich auf Begeisterung. Die beiden Altistinnen Victoria und Katharina etwa sind fasziniert vom Gehalt der Texte – poetisch, nachdenkenswert, unbedingt in die aktuelle Zeit passend, nennen sie das – „Lasset und essen und trinken, denn morgen sind wir tot“ – „das ist knallhart, fasst einen an, trifft auch auf unsere gedankenlose Konsumgesellschaft zu. Und die Musik dazu ist äußerst prägnant.“

Paul, der schon etliche Projekte in der Kantorei mitgestaltet hat, ist noch vorsichtig: „Ich will noch tiefer einsteigen, finde die Musik aber auf jeden Fall interessant.“ Begeisterung wiederum bei der Landauer Sopranistin Leandra. „Der Notentext ist schwer, nix, was man so vom Blatt nudelt. Aber einfach tolle Musik; und deutsche Texte, die unter die Haut gehen.“

Johannes Driessler, der nach dem spektakulären Erfolg seines oratorischen Dramas, keine zweite annähernd gleichwertige Komposition in seinem überschaubaren Oeuvre vorlegen konnte, hat mit diesem einen Werk großen Einfluss auf die Entwicklung der Kirchenmusik in den 1950er- und 1960er-Jahren.

Das zweite Projekt 2023 der Jugendkantorei greift zurück in die Barockzeit. Mit der „Missa omnium sanctorum“ von Jan Dismas Zelenka und dem „Magnificat“ seines Zeitgenossen Johann David Heinichen lebt die Kirchenmusik am Dresdner Hof Augusts des Starken auf. Beider Werke – virtuos, stark geprägt von italienischem Impetus - galten zu ihren Lebzeiten als avantgardistisch.

„Herrlicher Kirchenraum“

Aufführungen wird es am 30. April in der Evangelischen Kirche Blieskastel-Mimbach („herrlicher Kirchenraum, tolle Orgel!“, schwärmt Steuerwald) und am 1. Mai in der Dreifaltigkeitskirche Speyer geben.

Weiter geht nach der Sommerpause mit einem reinen A-Cappella-Programm, dessen Inhalte derzeit noch etwas in der Schwebe sind. „Max Reger, an dessen 150. Geburtstag wir ja in diesem Jahr erinnern, wird auf jeden Fall dabei sein.“ Ansonsten sei noch alles offen, sagt Steuerwald vorsichtig, verweist gleichzeitig darauf, dass die Jugendkantorei mehr und mehr von ihrer Festlegung auf das barocke Genre abgerückt, immer mehr in Richtung Spätromantik und vor allem zeitgenössischer Musik unterwegs sei. „Diesen Weg werden wir weiter beherzt beschreiten.“

Und dieses Projekt ist ja verbunden mit einer Konzertreise. Sie soll Ende September/Anfang Oktober die wieder mit 50 bis 60 Stimmen proper ausgestattete Jugendkantorei in vier Kirchen von Prag führen. Erstmals werde man nicht per Bus, sondern mit der Bahn auf Reisen gehen. „Finanziell ist das eher von Vorteil, außerdem soll es ein Signal in Richtung Ökologie sein. Und auch vor Ort in Prag schafft man das sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln“, ist sich der Ensembleleiter sicher.

Vorkonzerte in der Pfalz sind am 23. September in der Protestantsichen Kirche Waldfischbach und am 24. September in der ehemaligen Klosterkirche Lambrecht.

Noch Fragen?

Karten gibt es jeweils über

www.reservix.de. www.ejuka.de

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