Speyer „Indy“ und die „Schnarchzapfen“

Die Bundeslade, der Heilige Gral und ein mysteriöser Kristallschädel: Bei Kinofreunden dürfte es da im Oberstübchen gar lustig klingeln. Immerhin sind das Schätze, hinter denen Hollywood-Archäologe Indiana Jones in drei seiner bisher vier Filme her jagt. Dass die Abenteuer der von Harrison Ford gespielten Filmfigur „Indy“ mit archäologischer Wirklichkeit ungefähr so viel zu tun haben wie „Baywatch“ mit der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, war gestern Nachmittag Thema im Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Dort sprachen illustre Experten zur Eröffnung der Ausstellung „Seiner Geschichte beraubt. Der Barbarenschatz von Rülzheim“: der Generaldirektor „Kulturelles Erbe“, Thomas Metz, Museumsdirektor Alexander Schubert, der Leiter der Direktion Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, Axel von Berg, und der Leiter von deren Außenstelle Speyer, Ulrich Himmelmann. Das Historische Museum ist der erste pfälzische Standort, an dem der illegal ausgegrabene Schatzfund (wir berichteten ausführlich) zu sehen ist. Sowohl Schubert wie auch Himmelmann machten keinen Hehl aus ihrem Wunsch, die Stücke nach Abschluss der notwendigen Restaurierungsarbeiten einmal dauerhaft in Speyer präsentieren zu können. Laut einem unabhängigen Expertengutachten läge der Wert des Schatzes zwischen 500.000 und einer Million Euro – wenn er denn auf seriöse Weise beschafft worden wäre. Tatsächlich war aber ein Hobby-Archäologe in Rülzheim am Werk, und da ist nach Darstellung Himmelmanns Indiana-Jones-Romantik fehl am Platz. Immerhin liege der Antikenhandel hinter Drogengeschäften und noch vor dem Handel mit Waffen auf Platz zwei der illegalen Erwerbsquellen. Einnahmen daraus würden unter anderem zur Finanzierung von Terrorismus verwendet, sagte Himmelmann mit Blick auf den Islamischen Staat. Manche sehen das anders und sparten nach Bekanntwerden des Fundes nicht mit Sympathien für den Freizeit-Schatzsucher sowie mit Kritik an den staatlichen Archäologen. Die Ausstellung dokumentiert auch ihre Standpunkte. Dadurch sind in den zugehörigen Wandtexten einige für das Historische Museum höchst ungewöhnliche Begriffe in zum Teil eigenwilliger Schreibweise wie „Schnarchzapfen“ und „korintenkakker“ zu lesen.

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