Speyer Im Schatten des Zitronenbaums

Zweimal Fools Garden: Oben zur Veröffentlichung von „Lemon Tree“ 1996 mit (von links) Bassist Thomas Mangold, Sänger Peter Freud
Zweimal Fools Garden: Oben zur Veröffentlichung von »Lemon Tree« 1996 mit (von links) Bassist Thomas Mangold, Sänger Peter Freudenthaler, Schlagzeuger Ralf Wochele, Keyboarder Roland Röhl und Gitarrist Volker Hinkel. Auf dem aktuellen Bandfoto unten sind Freudenthaler (Vierter von links) und Hinkel (rechts) noch dabei.

„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen?“, heißt es in „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Goethe. In Speyer haben sie zumindest in musikalischer Hinsicht schon zweimal geblüht: immer dann nämlich, wenn die Pforzheimer Popgruppe Fools Garden mit ihrem Hit „Lemon Tree“ auftrat. Das war am 14. August 1999 bei einem Open Air auf dem Gelände des Technik-Museums und am 7. März 2010 beim „Kulturbeutel“-Festival.

1999 übernahm die Band um Sänger Peter Freudenthaler vor 3000 Zuschauern den Auftakt in einem Programm mit dem italienischen Musiker Nek und Manfred Mann’s Earth Band (wir berichteten in den Ausgaben vom 16. und 20. März). Drei Jahre nach ihrem weltweiten Überraschungs-Hit „Lemon Tree“ blieben die Pforzheimer laut damaligem RHEINPFALZ-Bericht zwar spieltechnisch ohne Makel, spulten aber weitgehend nur ihr Programm ab. „Um als Liveband zu brillieren, fehlt es dem Quintett an Mut, den Pfad der ausgefeilten Studio-Arrangements zu verlassen. Erst zum Ende ihres Auftritts zeigten sie mehr Improvisationsfreude, als Gitarrist Volker Hinkel etwas beherzter in die Saiten griff“, schrieb der Rezensent. Im Vorfeld des zweiten Auftritts 2010 sprach der 1963 geborene Freudenthaler in einem RHEINPFALZ-Interview darüber, wie sich das Leben der Musiker durch ihren Nummer-eins-Hit verändert hat. Er räumte ein, die Band selbst sei durch den Erfolg am meisten überrascht worden. Das gesamte Umfeld habe sie komplett anders wahrgenommen, die Frau an der Supermarktkasse sei plötzlich erschrocken, als die Musiker vor ihr standen. Zugleich unterstrich Freudenthaler, Fools Garden seien nach wie vor glücklich darüber – wenn es vielleicht auch ganz schön gewesen wäre, sich daran gewöhnen und Entscheidungen mit mehr Ruhe fällen zu können. „Ich sage immer: besser ein One-Hit-Wonder als ein Never-Hit-Wonder“, kommentierte Freudenthaler die Tatsache, dass die nachfolgenden Stücke in Deutschland nicht mehr annähernd so erfolgreich waren. Darüber hinaus erinnerte der Pforzheimer sich an ein Erlebnis in Speyer: „Ich habe mal 50 Mark in der Speyerer Fußgängerzone gefunden. Das ist bestimmt 20 Jahre her, als ich mit einer Freundin unterwegs war. Wir waren nicht so ehrlich und haben das Geld abgegeben, sondern sind davon sofort essen gegangen.“ Beim „Kulturbeutel“ im Alten Stadtsaal spielten Freudenthaler, Hinkel, Bassist Dirk Blümlein und Schlagzeuger Claus Müller am 7. März 2010 ein fast drei Stunden langes Akustik-Konzert. Die Bühne war eingerichtet wie ein Wohnzimmer: mit Plüschsesseln, Kerzen und Rotwein zu trinken. Zwischen den Liedern unterhielten die Musiker ihr Publikum mit Aktionen wie „Fools Garden sucht den Superstar“. Musikalisch gab es eine Mischung aus Bekanntem – natürlich auch „Lemon Tree“ – und Neuerem wie den Stücken „High Times“, „Wild Days“, „Welcome Sun“ und „Man Of Devotion“. Melancholischer Höhepunkt: die Ballade „Water“, die Freudenthaler seinem verstorbenen Vater widmete. Als letzte Zugabe coverten Fools Garden „Stairway To Heaven“ von Led Zeppelin. Am 20. April veröffentlicht die 1991 gegründete Band beim Plattenlabel „Jazzhaus Records“ ihr zehntes Studioalbum unter dem Titel „Rise And Fall“ . Die 14 Songs darauf überzeugen durch große Vielseitigkeit und Qualität in Komposition, Interpretation und Arrangement. Fools Garden beweisen damit, dass sie auch 22 Jahre nach „Lemon Tree“ und 19 Jahre nach ihrem ersten Auftritt in Speyer musikalisch sehr wohl noch etwas zu sagen haben – wohl wissend, dass im Formatradio weiterhin nur das Lied vom Zitronenbaum zu hören sein dürfte. Ihr nächstes Konzert in der Pfalz ist für den 10. August im Schlosspark Rockenhausen (Donnersbergkreis) geplant. Kontakt —Jetzt sind Sie gefragt, liebe Leser: Waren Sie bei diesen Konzerten dabei? Verbinden Sie eine Erinnerung mit Fools Garden? Und wer sollte Ihrer Meinung nach unbedingt einmal (oder vielleicht auch noch einmal) in Speyer auftreten? —Schreiben Sie uns doch mal unter der E-Mail-Adresse redspe@rheinpfalz.de unter dem Betreff „Rock’n’Roll“ oder auf Facebook. Die spannendsten Beiträge greifen wir im Laufe unserer Serie auf.

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