Speyer Im Dienst der Botschaft

Zweimal wöchentlich kommen sie in ihrem „Königreichssaal“ in der Iggelheimer Straße 12 zusammen. „Wir sind eine weltweite Bruderschaft“, so Michael Dumat, einer von zehn „Ältesten“ der Speyerer Gemeinde. Der ausschließlich männliche, ehrenamtliche Vorstand betreue drei deutschsprachige, eine polnische und eine russische Versammlung, sagt er. Frauen lehrten in Gespräch und Beispiel. Biblisch sei der Mann das Haupt der Familie, erklärt Dumat die der Zeugin Jehovas zugewiesene Rolle. Viele Frauen seien für den Pionierdienst ausgebildet, der monatlich 70 Predigtdienststunden umfasse. In der deutschen Zentrale in Selters seien mehr als 1000 Mitarbeiter mit der Produktion von über zwölf Millionen Büchern und rund 100 Millionen Zeitschriften wie „Wachtturm“ oder „Erwachet“ in fast 300 Sprachen beschäftigt. Gerhard Stryk – ebenfalls Ältester – weist auf das internationale Netzwerk hin: Für biblische Orientierung und Leitlinien sorge die leitende Körperschaft im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Gründer Charles Taze Russel (1852 bis 1916) hatte sich überkonfessionelle Bibelforschung zum Ziel gesetzt. Joseph Franklin Rutherford (1869 bis 1942) gab Jehovas Zeugen 1931 ihren Namen, 20 Jahre später wurde die „Neue-Welt-Übersetzung“ der Bibel herausgegeben. Stryk berichtet von seiner katholischen Prägung und der bewussten Entscheidung für die Zeugen Jehovas – anders als Dumat, der in die Glaubensgemeinschaft hineingeboren worden sei. Wie alle stimmberechtigten Mitglieder habe er sich mit der Ganzkörper-Taufe zum Glauben der Zeugen Jehovas bekannt. „Für Festigkeit im Glauben muss man etwas tun“, ist Stryk überzeugt. Tägliches Bibelstudium, regelmäßige Teilnahme an Versammlungen, Predigtdienste und drei „Kongresse“ im Jahr festigten die Botschaft, die Jehovas Zeugen nach innen und außen verträten. Jeder Versammlungsablauf sei weltweit gleich, betont Dumat. Jede Zusammenkunft beginne und ende mit Lied und Gebet. Die Mitglieder lernten, biblische Leitprinzipien zu verstehen und danach zu leben. Sie würden für den Predigtdienst geschult und erhielten Antworten auf biblische Fragen. In Speyer gibt es laut Dumat mediale Neuerungen: Aktive Beteiligung abwesender Zeugen Jehovas ermöglichten seit 2015 Telefonübertragungen und der „Livestream“, die Übertragung im Internet. Dumat blickt auf 20 Jahre im aus eigenen Mitteln finanzierten Versammlungshaus zurück. 1994 habe die Gemeinde den Königreichssaal in der Iggelheimer Straße eröffnet. „Bis dahin haben wir uns in der ehemaligen Stadtmühle in der Wormser Landstraße getroffen“, sagt Dumat. Vor zwei Jahren sei der neue Parkplatz fertig geworden. „Freiwillige Spenden der Mitglieder sind die finanzielle Grundlage“, betont er. Stryk weist auf klare Regeln hin, die das Leben der Glaubensgemeinschaft bestimmen. Schwerwiegende Verfehlungen könnten zum Ausschluss führen. Dazu zähle etwa „andauernder Ehebruch“. Werde die „Tat“ fortgeführt und nicht bereut, sei der Ausschluss ein Akt der Barmherzigkeit“, sagt Dumat. Zurück in die Gemeinschaft könne jeder, der seine Verantwortung erkannt habe und umkehre. „Unsere Tür ist für jedermann offen“, so Stryk. Die von Zeugen Jehovas aus religiösen Gründen abgelehnte Bluttransfusion betrachteten heute auch Mediziner differenziert, sagt er. Mit dem „Gedächtnismahl“ gedenke die Glaubensgemeinschaft der letzten Zusammenkunft der Jünger mit Jesus, weist Dumat auf den höchsten Feiertag der Zeugen Jehovas hin. Kirchliche Feste und Geburtstage seien heidnischen Ursprungs und nicht biblisch begründet. Jubiläen, Hochzeiten, und Hochzeitstage begingen Jehovas Zeugen in der Gemeinschaft.

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