Speyer Holocaust-Gedenken: Fünf Schicksale als traurige Realität

Ein Thema bei der Gedenkfeier: die Stolperstein-Würdigung für die frühere Zwangsarbeiterin Maria Tremmel 2021 in Otterstadt.
Ein Thema bei der Gedenkfeier: die Stolperstein-Würdigung für die frühere Zwangsarbeiterin Maria Tremmel 2021 in Otterstadt.

„Nie wieder“: Dieser Appell hat in Speyer die digitale Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus am Donnerstagabend begleitet. Unter der Überschrift „Erinnern – Gedenken – Mahnen“ haben Speyerer den Überfall Nazideutschlands auf die damalige Sowjetunion vor 80 Jahren in den Mittelpunkt gestellt.

Es könnten die Groß- und Urgroßeltern der Schüler sein, über deren Demütigung, Verschleppung und Ermordung junge Leute aus den Edith-Stein-Schulen und dem Hans-Purrmann-Gymnasium berichteten. Geschichte rückte spürbar nahe, als sie vom Schicksal der Ukrainerin Maria Jareska erzählten, die Anfang 1942 als Zwangsarbeiterin in Speyer ankam. Nach Kriegsende heiratete sie den Otterstadter Willi Tremmel. Otterstadt ist für sie Heimat geworden. Vor ihrem Haus liegt ein Stolperstein.

Fünf Schicksale hoben die Schüler hervor. Es waren fünf Schicksale, herausgelöst aus Millionen Opfern des Vernichtungskriegs gegen Kommunismus und Judentum, die die Beteiligten und rund 80 Online-Zuschauer berührten. Schüler, die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz, die Deutsch-Israelische Gesellschaft, die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz, die Katholische Erwachsenenbildung der Diözese Speyer und die Stadt wollten damit an Folter, Qual, Zwangsarbeit, Massenerschießung, Mord im Nationalsozialismus erinnern. Dazu gehörte, dass unter anderem Polen und Russen vom nationalsozialistischen Regime als Untermenschen gebrandmarkt worden waren. Gegen das Vergessen der Gräueltaten in den Jahren von 1933 bis 1945 hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar, Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die russische Armee, 1996 zum Gedenktag der Deutschen erklärt. „Die Erinnerung darf nicht enden“, sagte er damals als Begründung. „Sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.“

Bewegende Vorträge

Herzogs Mahnung griffen die Beteiligten der Gedenkstunde unter der Hauptorganisation der Katholischen Erwachsenenbildung auf. Auf das stille Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus mit eingeblendetem Kerzenlicht folgte das Lied „We Shall Overcome“ (Wir werden es überwinden), bewegend unter Masken vorgetragen von einem Schülerchor.

Warum die Erinnerung an das dunkelste Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte nicht enden darf, machten Schüler und Organisatoren deutlich, als sie von diskriminierenden, antisemitischen und rassistischen Worten und Taten berichteten, die Deutsche im vergangenen Jahr gesagt beziehungsweise begangen haben. Dazu zitierte Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) die ersten fünf Artikel des Grundgesetzes. Die erwähnten Beispiele seien auch 77 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz traurige Realität in Deutschland. „Radikalisierung fand und findet statt“, betonte sie. Parteien wie die AfD spielten ohne Rücksicht mit Ängsten und schürten Vorurteile. Seiler rief Beteiligte und Zuschauer dazu auf, das Versprechen „nie wieder“ täglich einzulösen.

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