Speyer „Hirschgraben ist ganz schön giftig“

Herbert Kotter (67) rief 1989 den Speyerer Brezelfest-Straßenlauf ins Leben. Seit dieser Zeit steht er diesem als Organisator vor, auch wieder am Sonntag, 13. Juli. Martin Erbacher hat den stellvertretenden Vorsitzenden des TSV Speyer befragt.

Warum laufen Sie als Organisator des Brezelfestlaufs nicht mit?

Ich bin einige Male mitgelaufen, unter anderem bei der Premiere im Jahr 1989. Die normale Laufstrecke über 8200 Meter lief ich letztmals 1996 und kenne daher hautnah deren Tücken. Johannes-, Bahnhof- und Maximilianstraße sind ziemlich lang, und die leicht ansteigende Passage am Hirschgraben ist giftiger, als man glaubt. Seinerzeit ließen sich Organisation und Mitlaufen noch gut miteinander vereinbaren. Die Teilnehmerfelder waren kleiner, und man war jünger. Mit dem Wachsen der Teilnehmerzahlen auf regelmäßig mehr als 1000 Starter in mittlerweile drei Läufen hat aber der organisatorische Aufwand enorm zugenommen. Dies fordert nicht nur mich und meine Ehefrau Ilona bei den wochenlangen Vorbereitungen. Ohne die tatkräftige Hilfe der ehrenamtlichen Helfer am Lauftag plus der Organisationen wie Sanitätsdienste, Verkehrsregelungen und sonstige Unterstützung ginge das alles nicht. Ihnen gilt mein herzlicher Dank. Man spürt da auch schon seine Grenzen und erkennt, dass ein eigenes Mitlaufen nicht auch noch sein muss. Ich bin aber immer dabei und fahre anfangs mit dem Fahrrad an der Spitze des Hauptlaufes mit. Das passt schon. Können in diesem Jahr die Streckenrekorde verbessert werden? Nein, durch die Änderung der Laufstrecke des Hauptlaufes 2014. Die baulich gesperrte Armbruststraße umlaufen die Läufer über die Große Greifengasse und die Wormser Straße bis zum Sankt-Guido-Stifts-Platz und kehren auf die alte Strecke zurück. Dadurch erhalten wir eine Laufstrecke von etwa 8100 Metern anstelle der üblichen 8200. Eine Vergleichbarkeit der Laufzeiten ist damit nicht mehr gegeben. Ist es eine Überlegung, die neue Streckenführung auch im kommenden Jahr beizubehalten? Auch hier ein klares Nein, denn auch 2015 ist eine Änderung der Streckenführung absehbar. Der Abschnitt von Großer Himmelsgasse bis Pfaugasse wird dann Baustelle sein. Auch hier sollten wir mit der Straßenverkehrsbehörde und allen Verantwortlichen der Stadt und des Verkehrsvereins eine passende Alternative finden. Mit den Straßenbaumaßnahmen der vergangenen Jahre wie Bahnhofstraße, Sankt-Guido-Stifts-Platz, Straßenzug Große Himmelsgasse bis einschließlich Armbruststraße sollten wir dann auf eine runderneuerte alte Strecke zurückkommen können, und einer Verbesserung der Streckenrekorde bei Männern und Frauen steht nichts mehr im Wege. Die Rekordzeiten sind übrigens sehr anspruchsvoll. Wie lange möchten Sie den Lauf noch organisieren? 26 Jahre seit dem ersten Lauf ist schon eine lange Zeit. Es ist aber auch schön, ursprünglich eine Idee für das Speyerer Stadtjubiläum im Jahr 1990 zu haben und sie dann umzusetzen. Dass sich daraus eine Laufserie entwickelt, war nicht absehbar. Aber das Interesse seitens der Stadt Speyer und das Brezelfest-Interesse des Verkehrsvereins, der Sparkasse Speyer sowie der Verantwortlichen des TSV Speyer, die Läufe fortzusetzen, waren da, auch zu Beginn des Jahres 2014, als einige Eckpunkte neu zu justieren waren. Das Laufinteresse bestand sowieso. Denn der Brezelfestlauf hat auch heute noch mit der Streckenführung in der historischen Innenstadt ein besonderes Flair. Auch die Sponsoren ermunterten zum Weitermachen. Meine Frau Ilona war stets involviert, hat mittlerweile längst den Komplex der Voranmeldungen, heute meist elektronisch, übernommen und ist auch ansonsten unentbehrlich. Sohn Jochen hat die Ursprünge der Lauf-Homepage erstellt. So ist das halt oft im Ehrenamt, wo auf einmal die gesamte Familie integriert ist. In diesem Jahr haben wir erstmals eine Zeiterfassung mit Transpondern, und die Lauf-Homepage wurde zeitgemäß angepasst. Dies zeigt, dass wir den Brezelfest-Lauf auf zeitgemäßem Standard halten müssen. Denn wir stehen im Wettbewerb auch zu anderen Volksläufen. Der Lauf ist und bleibt eine Breitensportveranstaltung von Bambini bis Senioren, und so lange auch Läuferinnen in Dirndl mitlaufen, wie im Vorjahr, ist das herrlich. Die Lauf-Chronik zum 25. Jubiläumslauf 2013 schildert, wie ich finde, sehr anschaulich die Entwicklung des Laufes. Es sind noch einige Exemplare zu haben. Nicht zu bestreiten ist, dass die Organisation einer solchen Veranstaltung von Jahr zu Jahr schwerer wird. Meine Frau und ich können das heute noch bewältigen. Aber der Gedanke an eine Nachfolge reift schon. Ist es für Sie als früherer erfolgreicher Langstreckler ein Ziel, bei Weltmeisterschaften der Senioren zu starten? Ernsthaft habe ich das nie verfolgt. Ich trainiere heute regelmäßig. Aber die Teilnahmen an deutschen Senioren-Meisterschaften oder Pfalz-Meisterschaften sowie Starts bei Volksläufen reichten mir bisher aus. So wird es bleiben. Bedauerlicherweise finden die deutschen Senioren-Meisterschaften der Leichtathleten im Stadion meist am Wochenende des Brezelfest-Laufes statt, so dass eine Teilnahme zuletzt kaum möglich war. Reizen würde mich aber der Silvester-Lauf in São Paulo. Aber leider hat sich bis heute kein Sponsor gefunden. Wer wird Fußballweltmeister? Spanien.

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