Speyer Herklotz-Forschung: Historiker mahnt Geduld an

Luise Herklotz
Luise Herklotz

Eine gründliche Aufarbeitung der Rolle der Speyerer Ehrenbürgerin Luise Herklotz im Nationalsozialismus fordert der mit der Materie betraute Historiker Michael Martin.

Der promovierte Historiker Martin hat vor seinem Ruhestand das Landauer Stadtarchiv geleitet und selbst zu den Biografien vieler Pfälzer, darunter die Speyerer Landtags-, Bundestags- und Europaabgeordnete Herklotz (SPD, 1918-2009), geforscht. Er sei dabei zu ähnlichen Erkenntnissen gelangt, wie in der RHEINPFALZ berichtet. Dazu bedürfe es aber weiterer Forschung, wie sie für den 2022 oder 2023 erscheinenden Sammelband über Speyer im Nationalsozialismus geplant sei.

Martin: „Die Arbeiten des Stadtarchivs Speyer an einer NS-Dokumentation stehen auf breiter, seriöser wissenschaftlicher Basis, und man kann doch wohl etwas Geduld erwarten, bis die Publikation vorliegt.“ Er selbst habe die Funde zu Herklotz im Archiv des französischen Außenministeriums in Paris gemacht, wo Dossiers lagerten, die die Franzosen in der Besatzungszeit unter anderem über pfälzische Politiker angelegt hätten. Darin seien auch Herklotz’ Tätigkeiten in nationalsozialistischen Verlagen und als Sekretärin im Konzentrationslager Dachau erwähnt. Er habe die Dokumente dem Stadtarchiv Speyer als verantwortliche und zuständige Stelle für die weitere Forschung zur Verfügung gestellt, berichtet Martin.

Kritik an Hochschulpolitik

Der Landauer bedauert es, dass die weitere Forschung zu früheren pfälzischen Landtagsmitgliedern, wie im Artikel angedeutet, an den Universitäten in Mainz oder Trier angesiedelt werden könnte. Das zeige, „wie es um die historische Forschung in der Pfalz bestellt ist“. Der einzige universitäre historische Lehrstuhl in Landau sei vor Jahren abgeschafft worden. Konsequenz: „Alles muss in der Freizeit, zumeist auch noch ohne Honorar, erarbeitet werden.“ Da könnten Interessenten schon bei einer Fahrt nach Paris an Grenzen stoßen.

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