Speyer Hausmüll auf Abwegen

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Die Regel ist klar: „Jeder Stromabnehmer muss ein Müllgefäß bei den Stadtwerken angemeldet haben“, informieren die städtischen Entsorgungsbetriebe (EBS). Der Haushaltsmüll müsste dann auch in den jeweiligen Behältern landen. Gerade im Bereich der Maximilianstraße erhalten jedoch oft die öffentlichen Abfalleimer den Vorzug vor den Tonnen.

„In den Mülleimern auf der Hauptstraße finden unsere Mitarbeiter oft Säcke mit Hausmüll vor“, teilt EBS-Sprecherin Angela Sachweh auf Anfrage mit. Es sei zwar nicht bewiesen, woher dieser fehlgeleitete Abfall stammt. Doch spreche ein Umstand dafür, dass er überwiegend von Anwohnern herrührt: „Es gibt einige Haushalte in der Maximilianstraße, deren Restmülltonne nie geleert wird“, informiert Sachweh. Die Ursache für die Zweckentfremdung der für den „Taschenmüll“ von Passanten vorgesehenen Abfalleimer sei nicht im Bereich Kosteneinsparung zu suchen, unterstreicht die EBS-Sprecherin. „13 Leerungen im Jahr sind für jeden Mülltonnenbesitzer frei. Erst bei jeder weiteren Leerung werden jeweils ab drei Euro extra fällig“, erklärt sie. Der Grund, aus dem Anwohner öffentliche Eimer ihren eigenen Tonnen vorziehen könnten, sei eher in den baulichen Gegebenheiten der Innenstadt zu suchen, meint Sachweh. Denn anders als im restlichen Stadtgebiet stünden die Mülltonnen dort überwiegend in Kellern, da Innenhöfe oder Vorgärten fehlten. „Manchem könnte es zu beschwerlich erscheinen, die Tonne für jede Leerung aus dem Keller zu holen“, überlegt die Firmensprecherin. Der Weg zum nächstgelegenen Abfalleimer mit einem Restmüllsack in der Hand sei jedenfalls einfacher, als der mit einer prallgefüllten Tonne eine Treppe hinauf und bis auf den Bürgersteig hinaus. Hausmüll auf Abwegen: Was im Wald und auf Wiesen ein Umweltproblem ist, hat sich neben der Maximilianstraße auch an etlichen anderen Stellen der Stadt nicht erst seit gestern zu einem Ärgernis entwickelt. „Es liegt im Trend, Säcke mit Hausmüll neben Abfalleimern abzustellen“, informiert Martin Spitz, Leiter der Abteilung Baubetriebshof bei der Stadtverwaltung. Wie Mitarbeiter der Stadtreinigung laut Spitz beobachteten, werden Müllsäcke oft kurz vor einer der regelmäßigen Leerungen neben öffentlichen Abfalleimern platziert. „Nicht wenige Bürger glauben offenbar, damit etwas Gutes zu tun“, sagt der Abteilungsleiter. Doch sei es ein Irrglaube, durch diese Art der „Entsorgung“ Arbeitsplätze bei der Stadt zu sichern. Das weitere Argument von Bürgern, damit die Umwelt nicht zu schädigen, sei verfehlt, weil die Natur ja auch bei Nutzung der Mülltonnen geschont werde. „Viele Bürger wollen damit Müllgebühren sparen“, ist Spitz überzeugt. Denn ab der 14. Leerung der Restmülltonne werden Extrakosten fällig; und wer zu den offiziellen Abfallsäcken greift, bezahlt 2,85 Euro pro Stück (siehe „Zur Sache“). Dieses Wirkungsgefüge liege zumindest an Stellen wie Park- und Gartenanlagen vor, an denen oft drei, vier gefüllte Tüten platziert würden. Kommunalpolitiker suchten nach Lösungen. Mit Maßnahmen sei in dieser Legislaturperiode zu rechnen. Dass es keine größeren Hausmüll-Ansammlungen auf der Maximilianstraße gebe, habe damit zu tun, dass die 32 Abfalleimer zwischen Dom und Postplatz täglich geleert würden, so der Baubetriebshof-Leiter. Ärger von Gästen wegen überfüllter Behälter werde damit weitgehend vermieden. Ein Ärgernis für die Stadt sei die Sache jedoch.

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