Speyer Hüttenabende und der Besuch von Stars

«SPEYER». Die Wurzeln des Skiclubs Speyer reichen weit zurück. Am Samstag (11 Uhr) lädt er zu seinem 90-jährigen Bestehen in die Räumlichkeiten in der Mühlturmstraße 14 zu einer Feierstunde für Mitglieder, Freunde und Gönner mit anschließendem Sommerfest ein.

1927: Der Hindenburg-Damm, der die Insel Sylt mit dem Festland verbindet, wird eröffnet. Der schwarze Börsenfreitag stürzt viele ins Elend. Es gibt erstmals Arbeitslosengeld, Charles Lindbergh fliegt von New York nach Paris. Der Nürburgring wird eingeweiht. Max Schmeling wird Boxeuropameister. Der Fußballverein AS Rom wird gegründet, und am 19. Dezember 1927 heben 35 Speyerer Bürger, hauptsächlich Mitglieder des Pfälzerwald-Vereins und der Rudergesellschaft im Hotel Goldener Engel, den Skiclub aus der Taufe, initiiert vom Vorsitzenden des Pfälzerwald-Vereins, Direktor Eisele. Sechs Reichsmark kostete der jährliche Beitrag. Widerwärtigkeiten und unterschiedliche Zeitströmungen hat der Club in seiner 90-jährigen Geschichte überstanden, weil sich Frauen und Männer zur Verfügung stellten, die das Geschehen in die Hände nahmen und den Verein über alle Hindernisse und Klippen hinwegführten. „Es gab Höhen und Tiefen“, sagte Peter Schappert, stellvertretender Vorsitzender. Die Wirtschaftskrise war es wohl nicht, die zur Vereinsgründung führte, wohl eher der Geist der goldenen 20er Jahre“, meinte der 67-Jährige. Skilaufen war für die meisten Speyerer unbekannt, kurz in die Alpen fahren, undenkbar. Ausflüge in den Odenwald und den Nordschwarzwald zu Schneespaziergängen standen auf dem Programm. Nach Ausbruch des Krieges kamen die Aktivitäten zum Erliegen. 1950 habe Vorsitzender Adam Matt den Club wiederbelebt. „Von diesem Zeitpunkt an ist es stetig aufwärtsgegangen. Es gab den ersten eigenen Skilehrer, eine erste Rennmannschaft. Heute sind wir in der Pfalz wohl der einzige Verein, der noch ernsthaft das sportliche Skifahren betreibt“, meinte Schappert. Der Österreicher Sepp Mödlhammer, Vorsitzender von 1961 bis 1972, sei ein Segen gewesen. Er habe mit Luis Trenker auf Du und Du gestanden, den halben Verein mit seinen Tiroler Sprüchen begeistert und so manche Geschichten erzählt, die er wohl selbst nie erlebt hat. Unter seiner Regie habe der Verein einen enormen Zuwachs erlebt. Die Skischule sei erweitert und ausgebaut, Urlaubsfahrten organisiert sowie die Speyerer Hütte in Aftersteg, eine ehemaligen Bürstenfabrik auf etwa 3000 Quadratmeter großem Gelände, erworben worden. Ursprünglich als Sanierung geplant, sei es während der Umbauarbeiten ganz anders gekommen. „Anderl, reiß ab“ habe ein Arbeiter Hüttenpionier Andreas Seitzmayer zugerufen, als zum wiederholten Mal eine Wand des maroden Gebäudes eingestürzt war. „Der Verein hat sich entschlossen, komplett abzureißen und das Gebäude neu zu errichten. Drei Jahre dauerte diese Aktion“, erzählte Schappert. Beim Nageln sei es um manche Schnapsrunde gegangen. Die Skifahrer erlebten unvergessliche Hüttenabende. Die Unterkunft dient weiterhin Skifreizeiten und Urlaubsaufenthalten, auch für Nichtmitglieder. Ein Höhepunkt sei ein Besuch der Ski-Asse Rosi Mittermaier und Christian Neureuther gewesen: „Ski-Stars und Moden auf Stadthallenbühne“ titelte die RHEINPFALZ im November 1982. Viele Erfolge feierten die Sportler des Vereins. Seit Jahrzehnten zählen sie zu den Abräumern auf Landesebene. Es habe Rennen gegeben, bei denen neun Speyerer unter den besten zehn landeten. Ohne den vorbildlichen und vielfältigen Einsatz ehrenamtlicher Mitglieder wären all diese Erfolge nicht möglich gewesen, meinte der stellvertretende Vorsitzende. Unter Charly Müller, Vorsitzender von 1978 bis 1994, fuhren Klaus Zimmermann, Jochen Mack, Peter Stein, Stefan Rittinger, Hansjörg Stepp, Joachim Trauth, Markus Zimmermann, Klaus und Harald Bender sämtliche Pfalz- und Rheinland-Pfalz-Meisterschaften ein. Heute heißen die Aushängeschilder Paul Stepp, 50. der Bestenliste des Deutschen Ski-Verbandes (DSV), und Nele Hundinger. Unter Motor Wilfried Kühn fuhren auch die Nordischen, Frank und Steffen Kühn, Bernhard Ziegle, Andreas Puff, Marco Mildenberger, Iris Burgdorf und Sven Gollon schöne Erfolge ein. Tobias Rath schaffte es gar in die Nationalmannschaft. Der Verein bietet den Skisport-freunden der Region ein Programm mit Freizeiten für Jugendliche und Erwachsene in vielen Wintersportorten in den Alpen und Voralpen an. Als Höhepunkt sieht Schappert die Sportwoche in Krimml auf der Gerlosplatte, mit rund 500 Teilnehmern die größte Breitensportveranstaltung im DSV, die der Verein mit dem Skiverband Rheinland organisiere. In den vergangenen 13 Jahren wuchs der Verein von 450 auf 600 Mitglieder. Ältestes Mitglied ist der 93-jährige Otto Hug. Das jüngste, Theo Stepp, Enkel des Sportwartes Hannes Stepp, zählt zehn Monate. Die Vorsitzenden 1927 - 1928 Karl Kautz, 1928 - 1930 Ruprecht Weber, 1930 - 1961 Adam Matt, 1961 - 1972 Sepp Mödlhammer, 1972 - 1978 Otto Trauth, 1978 - 1994 Charly Müller, 1994 - 1998 Thomas Egner, 1998 - 2004 Hans-Werner Sofsky, seit 2004 Peter Stepp

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