Speyer Gott und die Welt versammelt
Gut besucht waren die Weihnachtsmärkte am Wochenende in Harthausen, Hanhofen und Lingenfeld. Reinhold Horländer hat sich in Hanhofen und Harthausen umgeschaut, Susanne Kühner in Lingenfeld.
Beginn und Schluss des Weihnachtsmarktes in Harthausen haben die Adventsmesse am Samstag und eine Adventsandacht am Sonntagabend markiert. Zudem erinnerten die Organisatoren und Teilnehmer des Marktes mit zwei Krippen am Eingang zum Pfarrhof an das christliche Fest: Die traditionelle der Pfarrgemeinde könnte in Größe, Aufmachung und Ausstattung an Heiligabend auch unter dem heimischen Baum stehen, die figürlich beinahe lebensechte des Pfälzerwald-Vereins kommt draußen stärker zur Geltung. In Anlehnung an die Posaunen von Jericho kündeten die Blechbläser der Swingband weithin hörbar von der Eröffnung. Vor allem für die Kinder der Karl-Hufnagel-Schule eine feierliche Einstimmung auf ihren musikalischen Part, in den text- und melodiesichere Erwachsene einstimmten. Zeit für die wartenden Mädchen und Buben der Kindertagesstätte St. Dominikus: Soweit die Zehenspitzen und Arme reichten, durften sie den mächtigen Weihnachtsbaum schmücken. Danach war erst einmal kein Durchkommen. Neben, hinter der Kirche ist nicht viel Platz, umso mehr Flair und Ambiente. Sich also mit einem Getränk, Crêpes vorne die Zeit vertreiben, langsam, Schritt für Schritt durch Lücken schlüpfen, an Gebasteltem, Stricksachen, Büchern, Deko-Schmuck-Artikeln, Eine-Welt-Laden, Vogelfutter, Weihnachtsgrün, Gebäck, Kerzen und jeder Menge kulinarischen Angeboten vorbei, was mitnehmen und was probieren. Überhaupt ist der Weihnachtsmarkt von Harthausen reich an essbaren und trinkbaren Verlockungen. Eine Auswahl: Apfelstrudel, Pfälzer Döner, Schupfnudeln, Betzewurst, Gulasch, Kartoffelpuffer, Suppe. Dieses Jahr waren es noch mehr Beschicker. Ortskartell-Vorsitzender Gerald Fischer berichtet: „Der Bauhof hat Überdachungen gefertigt und so Platz für drei zusätzliche Stände geschaffen.“ (län) Samstagabend war es für Ortsbürgermeisterin Friederike Ebli (SPD) die inzwischen 22. Eröffnung des Weihnachtsmarkts in Hanhofen. Anfangs eine Initiative der Erzieherinnen der Kindertagesstätte Villa Sonnenburg, haben mit den Jahren Ortskartell und Gemeinde die Idee und Ausgestaltung übernommen. Die Bürgermeisterin erlebt ihn als „kleinen, schönen Weihnachtsmarkt, bei dem die Begegnung mit Freunden und Bekannten im Mittelpunkt steht“. Bei aller Freude sollten die Besucher die Besonderheit der Zeit, die Herbergssuche der heiligen Familie und die Geburt Jesu’ in einem Stall nicht vergessen. Ebli: „Leider hat sich manch’ menschliches Verhalten in den 2000 Jahren nicht verändert.“ Auch heute würden Fremde abgewiesen, sei für sie mitten im Egoismus und Reichtum kein Platz. Sie appellierte, Menschen, die auf der Flucht vor Terror hierher kommen, aufzunehmen und ihnen zu helfen. Mantel, Schal, Mütze, Handschuhe konnten die schlendernden, sich begegnenden, Gestricktes, Gebackenes kaufenden, Brat-, Paprikawurst, Dampfnudel essenden und Glühwein trinkenden Gäste gut gebrauchen. Die im kalten Wind stehenden Sängerinnen und Sänger des MGV hatten vorgesorgt, sich für ihren Auftritt dick eingemummelt. Nach einer Suppe und dem ersten Jagertee luden sie alle ein, bei „Hanhofen singt Weihnachtslieder“ mitzumachen. Gestern Mittag belebten die Schüler der Grundschule mit dem Schattenspiel „Es klopft bei Wanja in der Nacht“ und der Nikolaus, am Ende nochmal der MGV, das weihnachtliche Ambiente. Im Gottesdienst verlas Pfarrer Harald Fleck den Hirtenbrief von Bischof Karl-Heinz Wiesemann zur Pastoralreform und zur Bildung der neuen, größeren Pfarrgemeinden. „Berührt und bestärkt“ will der Bischof den eingeschlagenen Weg zur „Lerngemeinschaft“ weitergehen. Er mahnte, Terror nicht mit Hass zu beantworten. (län) Einfach heimelig: Der Weihnachtsmarkt von Lingenfeld auf dem Rathausvorplatz samt Kunsthandwerkermarkt im Inneren des Gebäudes hat einen besonderen Charme. Dass den die Bürger zu schätzen wissen, hat sich am Wochenende gezeigt. Schon zur Eröffnung war der Platz bestens gefüllt und erste Warteschlangen bildeten sich nach dem offiziellen Auftakt durch Kita- und Hort-Kinder von St. Martinus. Der Nachwuchs hatte Heißhunger auf Waffeln und die Aktiven des Schneesportclubs somit direkt alle Hände voll zu tun. Zu dritt wurden die Eisen in Fließbandmanier gefüllt. Auch die Helfer der anderen, allesamt liebevoll dekorierten Stände mussten zupacken. Flammkuchen backen, Bratwürste wenden und Fischbrötchen belegen – Aufgaben gab’s viele. Optimal waren die Temperaturen zum Genuss eines Heißgetränks nach Wahl. Genug Kreativität hatten die Vereine des Ortskartells hier walten lassen. „Wir haben den Dornfelder-Glühwein selbst angerührt“, erklärte Pirmin Schall vom Obst- und Gartenbauverein. Mit Liebe gemacht – das schmeckte. Spaß am Tun hatten die drei Damen hinterm Grill des Fördervereins Lingenfelder Schulen. „Die Kinder profitieren davon und es macht immer Spaß“, begründete Pascale Brauch die Teilnahme. Nicht zuletzt treffe sich „Gott und die Welt“: „Ich freue mich jedes Jahr drauf“, verriet Brauch lächelnd. Marek Faber und Nico Mincolelli von der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) gefiel das Mitmachen ebenso. Im vergangenen Jahr konnten durch ihre Christbaumwunschaktion 80 Menschen durch den Arbeitskreis Asyl glücklich gemacht werden. „Das motiviert mich wieder Einsatz zu zeigen“, erklärte Nico. Engagement der KjG war schon am Vorabend gefragt: Jeder Fruchtspieß war eigenhändig mit Schokolade veredelt worden. Kulturelle statt kulinarische Genüsse gab’s bei den Kunsthandwerkern. Strick- und Häkelware, Holzspielzeug, Adventskränze und selbst gemachte Marmeladen im Glas waren unter anderem zu haben. Für Marek Faber stand fest: „Ich finde den Weihnachtsmarkt schön, vor allem abends, wenn die Lichter an sind.“ Nico Mincolelli brachte es auf den Punkt: „Ich liebe den Markt, es ist einfach Pflicht, herzukommen.“ (xsm)