Speyer Gesichter der Kulturszene: Margarete Stern

Margarete Stern: Malerin.
Margarete Stern: Malerin.

Mit den unter http://www.speyer.de/kulturgesichter und in Facebook vorgestellten Menschen aus der Kultur- und Veranstaltungsbranche beteiligt sich die Stadt an einer bundesweiten Initiative. Auf der Webseite gibt es die kompletten Interviews mit Kultur-Fachbereichsleiter Matthias Nowack. Die RHEINPFALZ stellt die Kulturgesichter seit Dezember ebenfalls vor.

Margarete Stern ist Malerin und seit 35 Jahren in der Branche. Zu Beginn der Krise dachte sie, das sei eine vorübergehende Sache. Aber schon nach kurzer Zeit wurde ihr klar, dass da ein großes umfassendes Problem auf uns zukommt. „Ich glaube ..., dass wir mit solch einer Katastrophe, die auch wegen einer irrsinnigen Wachstumspolitik geradezu gemacht wurde, rechnen mussten. Mein künstlerisches Schaffen gibt mir den nötigen Halt, um diese Krise emotional zu überstehen. Ich bin es gewohnt, viel allein in meinem Atelier zu sein. Deswegen fällt mir die Kontakteinschränkung nicht allzu schwer.“ Allerdings seien die Ungewissheit, das Getrenntsein von geliebten Menschen und die Sorgen auch lähmend und zermürbend.

Sie sieht die Krise auch als Chance für sich, die Menschen um sie herum und im Allgemeinen, um den Alltagstrott, die teilweise übersteigerte Genusssucht und das Überangebot an Kultur auf den das Wesentliche zu reduzieren, um wieder zu sich zu kommen. Verzicht bedeute eben nicht gleichzeitig Verlust.

Schwere Situation

Die Situation sei vor allem für freischaffende Künstler sehr, sehr schwer. Viele hätten nicht die Möglichkeiten gehabt, Rücklagen zu bilden. Durch die Absage von Veranstaltungen und die Schließung von Kultureinrichtungen habe sich ein Großteil der Künstler nicht mehr öffentlich betätigen und seine Kunst präsentieren können. Es werde wohl so sein, dass viele Künstler aus dem Kulturleben verschwinden werden. „Ich denke, viele Kunstschaffende sind jetzt auch gezwungen, mit neuen Medien neue Wege zu entdecken und einzuschlagen.“

Sie glaubt aber nicht, dass das Interesse an Kunst und Kultur bei der Bevölkerung verschwindet. Beides sei wichtig und existenziell für den Menschen, der sich mittels der Kunst bewusst oder unbewusst mit lebensnotwendigen Fragen auseinandersetzt. „Die Kunst verstärkt sozusagen die Erkenntnis über das Wahre und die Utopie. Kunst, und damit meine ich das ganze Spektrum, ist aber auch wohltuende Zerstreuung und Ablenkung vom Alltag.“ Die Kulturszene in Deutschland, übrigens mit einem recht hohen Bruttoumsatz, sei eine der umsatzstärksten Branchen in Deutschland, das sollte man nicht vergessen. Der Verlust der Vielfalt in der Kulturszene und der vielen freien Künstler wäre für die Städte, Festivals und Veranstaltungen eine Katastrophe. „Ohne diese Menschen, die seit Jahren immer wieder aufs Neue ihre Energie, Kreativität, Kraft und Zeit opfern, anderen Menschen etwas mitzugeben, wären wir um ein großes Stück ärmer.“

Nicht den Mut verlieren

Die Politik unterstütze Theater, Opern- und Konzerthäuser, Museen, Kinos, Musikschulen und einzelne Künstler mit Milliarden. Allerdings gingen die Meinungen auseinander, ob das Geld gerecht verteilt werde. Nicht nur der Bund, auch die Länder und Kommunen sollten in dieser Zeit vermehrt Kunst von Galerien und Künstlern direkt kaufen. Somit hätten sie einen materiellen Gegenwert und die Künstler eine gewisse Bestätigung, um den Mut nicht zu verlieren.

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