Speyer Gegen den Strich gebürstet

Die Kirche St. Gangolf in Dudenhofen ist seit Kurzem umfassend renoviert. Passend dazu ist am Samstagabend der „Modern Choir“ des MGV Cäcilia 1853 aufgetreten – modern nicht nur im Sinne des im Vergleich zu vielen Chören jugendlichen Durchschnittsalters, sondern auch hinsichtlich des Repertoires.

Es ging schon damit los, dass der Programmflyer die Titel der Stücke nur in Rätselform enthielt. Zugegeben – bei „Flipper-Fieber“ kann man sich schon fast denken, dass es um „Pinball Wizard“ von The Who geht. Mit „Wenn die Wolken schlafen geh’n“ ist die erste Textzeile aus „Engel“ von Rammstein gemeint. Und was hinter „Freddy’s Operette“ steckt, dürfte zeitgenössischen Musikfans auch keine schlaflosen Nächte bereiten. Bei den restlichen Titeln musste man sich allerdings gedulden, bis man sie wiedererkannte, oder es einem vom Moderator verraten wurde. Tenor Christian Bayerl führte sehr fachkundig durch das Repertoire. Unterstützt wurde der „Modern Choir“ nicht nur von der besonderen Akustik der Kirche, sondern auch von der befreundeten Chorgemeinschaft „New Inspiration“ aus Wolferborn, die einige Gospels im Gepäck hatten. Man merkte der Veranstaltung an, dass alle Beteiligten viel Arbeit in die Vorbereitungen investiert hatten. Die raffinierte Ausleuchtung der Kirche unterstützte mit bunten Lichteffekten sehr stimmungsvoll die einzelnen Titel. „Golden Eye“ zum Beispiel ist der Titelsong aus dem gleichnamigen James-Bond-Film. Im Original ist das Stück sehr minimalistisch instrumentiert und ganz auf die Soul-Stimme von Tina Turner ausgelegt. Die war erwartungsgemäß nicht anwesend, und so hatte der „Modern Choir“ diese Nummer vorausschauend auf vielstimmige Harmonien umarrangiert. Das hätte leicht schiefgehen können, einen Hit derartig gegen den Strich zu bürsten, aber besonders die Sopranistinnen wussten zu überzeugen. Auch beim bereits erwähnten „Pinball Wizard“ fanden Chor und Begleitband – bestehend aus Christina Beck am Piano, Gitarrist Giuseppe Sciandrone, Bassist Stefan Stroh und Schlagwerker Jens Kremer – einen tollen gemeinsamen Groove. Die Dudenhofener wussten wohl, was sie zu erwarten hatten, denn die Kirche war fast ausverkauft. Im Anschluss an das Programm gab es noch ein gemütliches Beisammensein in Zürkers Hofladen direkt neben der Kirche, wo sich Gäste und Sänger einen herzhaften Imbiss genehmigten.

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