Speyer Freistoss:

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Auch die Volleyballer der SG TSV Speyer/VBC Haßloch versorgen die Speyerer Redaktion der RHEINPFALZ regelmäßig mit Presseberichten. Der Schreiber scheint ein witziger Zeitgenosse zu sein. Wir wissen nur, dass er Stefan heißt. Nach der enttäuschenden Leistung der Mannschaft ließ sich Stefan etwas ganz Besonderes einfallen: „Elternbrief Betreff: Leistungen Ihres Sohnes SG1 Sehr geehrte Frau Speyer-Haßloch, sehr geehrter Herr Speyer-Haßloch, ich bin der Klassenlehrer Ihres Sohnes SG1 und wende mich an Sie, um über Ihren Sohn SG1 zu sprechen. Am vergangenen Wochenende ist ein schwerwiegender Vorfall eingetreten, der einer sofortigen Reaktion bedarf. Bis vor kurzem war Ihr Sohn ein Musterschüler in seiner Klasse. Er zeigte ein Maß an Bewegung, Motivation und auch an Stimmung, welches in seiner Klasse nur selten zu finden ist. Mit Ausnahme einzelner, kurzer Aussetzer war Ihr Sohn das, was ich einen Vorzeigeschüler nennen würde. Mit meinen Kollegen habe ich sogar schon über eine Versetzung in eine höhere Klasse gesprochen. Das ist jetzt wohl vom Tisch! Nun zum tatsächlichen Stein des Anstoßes: Am 14.01.2017 hat Ihr Sohn im Volleyballunterricht eine beispiellose Form der Leistungsverweigerung gezeigt. Es begann schon damit, dass Ihr Sohn zu spät am vereinbarten Treffpunkt erschien, wodurch unser Anrecht auf etwaige Feldvorteile fast verloren ging. Darüber hätte ich noch hinwegsehen können. Was sich jedoch während seiner Prüfung abspielte, war unterirdisch. Extra aus Gau-Algesheim angereiste Lernpartner wurden nicht ernst genommen und mit Punkten beworfen. Diese motivierten, lernwilligen Schüler aus Gau-Algesheim mussten selbst als Dozenten auftreten und Ihrem Sohn regelrecht Nachhilfe in Sachen Kampf, Durchsetzungsvermögen und Siegeswillen erteilen. All seine bisherigen Stärken, wie Block, Angriff oder Aufschlagsicherheit ließ SG1 konsequent schleifen und sorgte so, unter Zeugen!, für Frustration allerseits. Die Minderleistung gipfelte schließlich in einem gezielt gegen die Antenne gepritschten Ball. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als Ihrem Sohn jegliche Punkte abzuerkennen und die Lerngruppe aus Gau-Algesheim mit allen eingeplanten Punkten ihres Sohnes zu verabschieden. Positiv zu bemerken ist, dass die anschließende Lerneinheit mit den Austauschschülern aus Maxau zumindest vom Willen getragen war, sich zu steigern, wenngleich SG1 ein Schatten seiner selbst blieb. Hier konnte ich Ihren Sohn noch mit einer 3:1 bewerten, was ihm zumindest seine dringend benötigten Punkte rettet. Um den Vorfall adäquat zu besprechen und eine pädagogisch angemessene Reaktion zu vereinbaren, bitte ich Sie am Dienstag um 20 Uhr zum Elterngespräch in der Sporthalle. Bitte bringen Sie Ihren Sohn mit, scheinbar findet er in letzter Zeit die Halle nicht mehr. Anbei die Empfehlung: Ihr Sohn braucht regelmäßige Übung und stetes Training, ansonsten kann eine Besserung des aktuell akuten Zustands nicht erreicht werden. Mit freundlichen Grüßen Rainer Trainingsmangel“. Schon beim Reintragen erhascht der Tombola-Loserkäufer aufmerksame Blicke der jungen Kicker beim Fußballturnier der JSG Römerberg. Fasziniert deuten sie auf die vollgepackten bunten Kisten, die die Helfer nach und nach an dem Stand in der Rhein-Pfalz-Halle bei diesem E-Jugend-Wettbewerb aufbauen. Die ersten Eltern rollen schon mit den Augen, sehen sie sich doch bald gezwungen, sich dem Willen ihrer Sprösslinge zu beugen und Lose zu kaufen. Schnell bringen die Organisatoren noch die Bälle und Trainingsanzüge in Position. Schon stehen die Ersten da und fragen, wie das Gewinnspiel funktioniert. Geduldig erklärt der Verkäufer das Prozedere, wieder und wieder. Das Turnier läuft jetzt so richtig an. Vom eigentlichen Budenzauber kriegt der heutige Fachmann für kindgerechte Glücksspiele wenig mit. „Was kostet ein Los?“, hört er immer wieder. Die Antwort lautet stets: „Ein Euro, keine Nieten, alles für unsere Jugend.“ Die ersten Kids beschwatzen ihre Eltern erfolgreich und versuchen ihr Glück, zehn Punkte. Die Freude ist groß, hat der Knabe doch nun die Qual der Wahl: Soll’s der zusammenbaubare Papierflieger sein, die glibberige Schleimfigur, ein paar Bleistifte oder lieber doch noch mal losen? Er entscheidet sich schlussendlich für die Fußballsammelfigur. „Da ist bestimmt Ronaldo drin“, sagt er noch und geht weg. Ein anderer Nachwuchskicker zieht den Jackpot, 50 Punkte in einem Los. Er deutet auf den grünen Ball. Das ist das Objekt seiner Begierde. „Wir ham doch schon so viele Bälle zu Hause“, gibt seine Mutter zu bedenken, doch der Kleine lässt sich nicht beirren und kickt fünf Minuten später freudestrahlend in der Vorhalle. 12 Uhr mittags, der Losverkäufer braucht ’ne Pause, gönnt sich am Stand nebenan eine Rindswurst mit Pommes. Kaum ist der Stand mal unbewacht, kommt direkt die nächste Welle angehender Fußballer und bestaunt einen anderen Hauptgewinn, das Playstation 4 Spiel Fifa 15. Der Verkäufer eilt zum Stand zurück, kommt kaum zum Essen. Die 100 Punkte, die für das Fifa-Spiel berappt werden müssen, machen den Kids große Augen. Doch einer fasst sich ein Herz und fragt seine Eltern nach Geld. Zack, siehe da, er hat genug Punkte gelost, gewinnt Fifa für fünf Euro. Als ein anderes Kind sein Wechselgeld am Stand liegen lässt, ist die Wurst des Verkäufers schon kalt. Gegen Nachmittag wird’s dann langsam weniger. Einige Teams reisen schon ab, nicht ohne noch mal einen Blick auf die Tombola zu werfen. Ein Verantwortlicher der JSG kommt vorbei und ermahnt die kickenden Kids, doch bitte nicht im Flurraum zu spielen. Gummibälle sind besonders gefragt heute, sind ja auch recht erschwinglich. Vom Geschehen in der Halle dringt weiter wenig durch. Limburgerhof steht wohl im Finale, zuerst gegen die eigene Zweite. Dann korrigiert sich die Ansage noch mal. Jetzt heißt der Gegner angeblich Schwegenheim, oder doch nicht? Die Ansage ist abgehackt, kaum zu verstehen. Am Ende heißt’s wohl doch Limbim I gegen II. Die Erste setzt sich knapp durch und jubelt. Bestimmt bekommen die Sieger zur Belohnung noch ein Los, die haben vorhin schon gut eingekauft, denkt sich der geschäftstüchtige Verkäufer. Er wird bitter enttäuscht, stapft die Mannschaft doch ohne Zwischenstopp an der Losbude zum Ausgang. Die Rindswurst ist gegessen. Die Kisten werden rausgetragen, jetzt deutlich leichter als noch am Morgen. Glück beim Spiel und an der Losbude wünscht die Sportredaktion |rhp

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