Speyer freistoss

Anders als Jedermannssport ist der Sport im Hochleistungsbereich meist eine humorfreie Angelegenheit, auch im Training. Wie schön und tröstlich zugleich, dass es dabei trotzdem witzig zu gehen kann – so wie beim Gewichtheben. Ein Trailer auf der Internetseite des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG), erstellt auf Anregung des Landes Baden-Württemberg, macht deutlich, wie sich auch die stärksten Deutschen selbst ein bisschen auf die Schippe nehmen können und dabei Werbung für ihren Sport machen. „Gewinnen Sie die stärksten Umzugshelfer Deutschlands“, verheißt die in Zusammenarbeit mit dem BVDG im Bundesstützpunkt Leimen initiierte Aktion der Baden-Württemberger. Daran beteiligen sich gleich vier Nationalathleten des AV 03 Speyer: Jürgen Spieß, Almir Velagic, Alexej Prochorow und Tom Schwarzbach. Sie sowie die anderen Leistungskader-Mitglieder Simon Brandhuber (Roding), Max Lang (Chemnitz) und Tabea Tabel (Lörrach) halten sich bereit, am Donnerstag, 31. Juli, beim Umzug aus einem anderen deutschen Bundesland ins „Ländle“ zu helfen. Bewerbungen dafür werden bis zum Sonntag unter www.bw-jetzt.de entgegengenommen. Das Werbefilmchen zeigt Spieß und seine Kameraden beim Hantieren mit Schränken, Lampenständern, Wandbilden und den mit einer Trillerpfeife bestückten Bundestrainer Oliver Caruso. Der fordert die Seinen zum Schluss auf: „So, und jetzt noch 30 Minuten an die Klaviere. Dann reicht’s für heute.“ (wk) Na also, ein bisschen ist es ja doch geworden mit der Weltmeisterschafts-Stimmung in Speyer. Ein Mann überquert im Brasilien-Trikot die Maximilianstraße, ein anderer im Deutschland-Dress die Heydenreichstraße. Fahnen Am Roßsprung, in der Mühlturmstraße, in der Oberen Langgasse. Auch hier hüllt sich eine Blondine in Deutschland-Stoff. Kick and Cook – Kicken und Kochen, hat sich eine Gastgeberin auf die Schürze geschrieben und probiert am Herd Spezialitäten aus den WM-Teilnehmerländern. Die brasilianische Reispfanne mit Okraschoten ist lecker, Caipirinha sowieso. Die dalmatinische Nachspeise aus Eiern, Milch und Rosenwasser ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ein Auto mit Deutschland-Fähnchen biegt in die Geisselstraße ab, Fahnen auch in der Kurt-Schumacher-Straße, der Henry-Dunant-Straße, die niederländischen Farben in der Christian-Dathan-Straße. Nur eine Eisdiele im Erlich kann sich nicht zwischen Italien und Deutschland entscheiden. Internationales begegnet einem Speyerer in Ludwigshafen. Dort schmücken Argentinien den fahrbaren Untersatz und bunte Streifen mit Stern in der Mitte. Ist’s Ghana oder doch Kamerun? Die Wormser Landstraße in der Domstadt kontert mit Brasilien- und Kroatien-Tuch. Zu Abend gibt’s diesmal Bohnen und Reis aus Costa Rica. Und ungarisches Paprika schmeckt da drin auch gut. Eine junge Frau läuft in einer schwarz-rot-goldenen Papiertasche aus einer Bücherei durch die Wormser Straße. Eine unwesentlich ältere erhält ihre Medizin aus der Maximilianstraße in ähnlichem Täschchen. Eine Bürogemeinschaft in der Innenstadt tippt das Eröffnungsspiel Brasilien – Kroatien. Die Tipps reichen von „ein lässiges 3:0“, über 3:0 aus erfahrenem Munde des Seniors bis „wenn Brasilien das verliert, wär’s ein Hammer“. Zwei Übermütige legen sich auf 2:0 und die Torschützen fest. „Neymar und Fred“ oder „Fred und Neymar“, das ist hier die Frage. „Mich hast du gar nicht gefragt“, sagt eine bekennende Antifußballerin, die sich schon mal darüber Gedanken darüber macht, ob alles in Ordnung ist, weil sie sich so gar nicht für den Kick erwärmt. Dann legt sie sich fest: „4:1 für den Sieger.“ Sie sollte die einzige bleiben, die den Kroaten einen Treffer zutraute und auch noch Recht behielt – obwohl, es war je ein Eigentor. (mer)

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