Speyer Früher Ruhe auf dem Festplatz
Laut genug ist’s beim Brezelfest schon, da braucht’s nicht noch Krach mit der Stadt. Nach diesem Motto handelt die Bürgerinitiative, die sich im Vorjahr wegen des Jahrmarkt-Lärms gebildet hat. Sie ist mit den Zusagen von Stadt und Verkehrsverein für Verbesserungen zufrieden. Die Neuerungen betreffen auch andere Feste.
„Wir waren überrascht, dass ein derart umfassendes Konzept vorgelegt wurde. Teilweise geht es sogar über unsere Wünsche hinaus“, sagt Hans Liebers. Er wohnt in der Karl-Leiling-Allee in direkter Festplatz-Nähe und ist Sprecher der Bürgerinitiative. Die Stadt hat deren Treffen mit dem Verkehrsverein als Brezelfest-Ausrichter nicht nur moderiert, sondern auch ein Konzept vorgelegt, wie sie es künftig mit der Genehmigung lärmschutzrelevanter Veranstaltungen halten will. „Es soll insgesamt leiser werden“, so Beigeordneter Frank Scheid (SWG) als Zuständiger für das Ordnungsamt. Es habe nicht nur Anlass zum Handeln bestanden, weil Liebers im Vorjahr mit einem privaten Gutachten nachgewiesen habe, dass beim Brezelfest abendliche Lärm-Grenzwerte nicht eingehalten worden seien (wir berichteten), sagt Scheid. Es habe auch Beschwerden wegen anderer Abendveranstaltungen gegeben. 2014 seien es neben dem Brezelfest das Altstadtfest, das Mittelalter-Spektakel, das Open Air zum Jubiläum der Volksbank und das Sommerfest der Stadtjugendkapelle gewesen. Die zwei letztgenannten Termine seien 2014 nicht vorgesehen, für die anderen kündigt der Ordnungsdezernent Maßnahmen an:
- Brezelfest: Die Lautsprecher des Musik-Biergartens hinter dem Schwarzwaldhaisl sollen verkleidet werden, um die Ausstrahlung der Bässe nach hinten zu reduzieren. Außerdem sollen sie konsequent in Richtung Sitzfläche ausgerichtet werden. Lärmbegrenzer müssen laut Stadt wirksamer eingesetzt werden als bisher. „Und um 24 Uhr ist Schluss mit Livemusik“, so Scheid. Das sei rund eine halbe Stunde früher als bisher.
- Altstadtfest: Genehmigungen soll es nur noch für Livemusik geben, Musik vom Band soll grundsätzlich nicht mehr möglich sein. Scheid: „Es wird erstmals ein Plan erstellt, wer wann, wo, wie lange Tongeräte zum Einsatz bringen kann.“ Vor einigen Jahren habe es schlechte Erfahrungen mit einem DJ-Stand in der Altstadt gegeben.
- Mittelalter-Spektakel: Der Veranstalter müsse eine „Immissionsprognose“ für seine drei Musikbühnen mit ausgearbeitetem Maßnahmenkatalog vorlegen. Es gehe um die Bereiche, aus denen im Vorjahr Beschwerden kamen: Hafenbecken und Karl-Leiling-Allee. Die Grenzwerte der Stadt sind beim Spektakel strenger als bei den vorgenannten Festen. „Bei Traditionsveranstaltungen können wir höhere Dezibel-Werte zugestehen“, begründet Scheid.
Bei allen Veranstaltungen werde ab diesem Jahr die Live-Musik um 24 Uhr beendet, sagt Scheid. Für die Stadtjugendkapelle und den Altstadtrock war bisher auch 1 Uhr zulässig gewesen. Die Überprüfungen des kommunalen Vollzugsdienstes sollen entsprechend strenger werden. Verbessert werden soll die Erreichbarkeit sowohl der Festveranstalter, als auch der Stadt im gesamten Feier-Zeitraum. Wenn Tongeräte über mehrere Stunden liefen, seien auch zeitliche Unterbrechungen als Auflage denkbar, ergänzt Scheid. „Wir sind uns im Grundsatz einig. Wenn das alles so umgesetzt wird, ist es für uns okay“, betont Liebers. Es solle auch verbesserte Kontrollen gegen Wildpinkler und Verschmutzungen im Umfeld des Festplatzes geben. Scheid kündigt eine intensive Begleitung des Festes durch das Ordnungsamt und eine Manöverkritik danach an. Gegebenenfalls müsse 2016 nachjustiert werden. (pse) ZUR SACHE: Genehmigungs-Plan
- Brezelfest, Siedlerfest, Großer Nachtumzug: bis 20 Uhr maximaler Pegelwert 70 Dezibel, bis 22 Uhr 65 Dezibel, danach 55 Dezibel
- Altstadtrock beim Altstadtfest: 20 bis 22 Uhr: 65 Dezibel, danach 55 Dezibel
- Mittelalterlich Phantasie-Spektakulum/Sommerfest Stadtjugendkapelle: bis 20 Uhr 55 Dezibel, bis 22 Uhr 50 Dezibel, danach 40 Dezibel. (pse/Quelle: Stadt)
Ein Unterschied von einem Dezibel entspricht ungefähr der kleinsten, mit gutem Gehör gerade noch wahrgenommenen, Änderung einer Lautstärke. Die Dezibel-Skala ist logarithmisch aufgebaut. Null Dezibel/dB(A) entspricht der Hörschwelle, 130 dB(A) der Schmerzgrenze. A steht für den Filter am Messgerät, der das Ohr nachahmt. (rhp) MEHR ZUM THEMA