Speyer Feuerbachs Totenmaske ist im Wiener Schloss Belvedere zu sehen

Die Totenmaske von Anselm Feuerbach: Er starb wie Richard Wagner in Venedig, allerdings drei Jahre früher.
Die Totenmaske von Anselm Feuerbach: Er starb wie Richard Wagner in Venedig, allerdings drei Jahre früher.

Er wurde in Speyer geboren, war aber Wien und Venedig eng verbunden. Deshalb ist die Totenmaske aus dem Feuerbachhaus nun Teil der Ausstellung „Viva Venezia“ im Belvedere.

Die Totenmaske des Speyerer Malers Anselm Feuerbach (1829 bis 1880) hat eine weite Reise hinter sich. In unmittelbarer Nachbarschaft berühmter Werke von Malern wie Gustav Klimt, Oskar Kokoschka oder Egon Schiele hat sie bis 4. September ihren Platz in der Ausstellung „Viva Venezia“ des Wiener Schlosses Belvedere.

„Das Museum hat uns angefragt“, berichtet Mira Hofmann, Kuratorin des Vereins Feuerbachhaus über den überraschenden Anruf aus dem Nachbarland. Die Totenmaske sollte das Bild Feuerbachs neben seinem „Selbstbildnis mit Zigarette“ aus dem Bestand des Belvedere abrunden.

„Die Totenmaske war reisefertig“, sagt Hofmann. 2019 sei sie restauriert worden, der Transport der kostbaren fragilen Gipsmaske per Postpaket ohne Schaden erfolgt. Der Speyerer Künstler Stefan Becker ist dem letzten Relikt des berühmten Sohnes seiner Heimatstadt nach Österreich gefolgt.

Großes Besucherinteresse an Schau „Viva Venezia“

„Der Ausstellungskatalog ist schon vergriffen“, schildert Becker das große Interesse an „Viva Venezia – Die Erfindung Venedigs im 19. Jahrhundert“ im Belvedere. Mit Werken seit der Renaissance widmet sich die Wiener Ausstellung dem Mythos Venedig. Sie beschreibt die kulturelle und politische Größe der Dogenrepublik, ihren Bedeutungsverlust als See- und Handelsmacht nach der Eroberung durch Napoleon und die Neuerfindung der Stadt im späten 19. Jahrhundert als Sehnsuchtsort für Literaten, Musiker und Bildende Künstler.

Becker berichtet von literarischen Zeugnissen, historischen Fotografien, Filmsequenzen und Gemälden, die die Lagunenstadt, ihre Geschichte und romantische Vorstellungen in der Belvedere-Ausstellung visualisieren. „Lichtspiegelungen, das scheinbare Schweben der Paläste über den Kanälen, aber auch Morbidität und Vanitas-Symbolik“ begegneten dem Museumsbesucher, beschreibt er den eindrucksvollen Blick auf die seit Jahrhunderten legendäre Stadt.

Zu den selten gezeigten rund 80 Gemälden – überwiegend aus der Sammlung des Belvedere – gehört demnach das „Selbstbildnis mit Zigarette“, das Feuerbach 1871 gemalt hat. Der Vitrine mit der Totenmaske des Malers sei die des Komponisten Richard Wagner zur Seite gestellt, weist Becker auf prominente Nachbarschaft Feuerbachs im Wiener Belvedere hin.

Feuerbach von Professur in Wien enttäuscht

Die Aufnahme der Totenmaske in die Ausstellung sei der engen Verbindung des Künstlers zu Wien und Venedig geschuldet, erklärt Becker die Anfrage der Wiener in Speyer. In den 1870er-Jahren hatte Feuerbach eine Professur in Wien angenommen, die ihn indes so wenig befriedigte, dass er 1876 seinen Lebensmittelpunkt nach Venedig verlegte. Im Palast Rezzonico teilte er sich ein Atelier mit venezianischen Maler-Kollegen. Er litt schwer an der von ihm wahrgenommenen Geringschätzung seiner Kunst. Am 4. Januar 1880 starb Feuerbach im Hotel Luna in Venedig.

Wer die Ausstellung „Viva Venezia“ im Wiener Belvedere besucht, erfährt viel über Feuerbach und noch mehr über die Stadt, in der er am Ende seines Lebens zu Hause war. Venedig, für manche der Inbegriff von „Sterben in Schönheit“, war Feuerbachs Rückzug vom akademischen Betrieb, vom schmerzlich empfundenen Mangel an Wertschätzung der Kunstwelt. Seine Totenmaske wird dahin zurückkehren, wo für den Maler alles begann: nach Speyer.

Ausstellung

Zu sehen im Museum Belvedere, Unteres Belvedere, Rennweg 6, Wien. Die Schau läuft bis zum 4. September. Geöffnet hat sie montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Weitere Infos unter www.belvedere.at

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