Nils berichtet Für diese Kinder hat der Dom keine Geheimnisse mehr

In einem sonst nicht öffentlichen Bereich des Doms: Markus Belz zeigt den Kindern ein Messgewand.
In einem sonst nicht öffentlichen Bereich des Doms: Markus Belz zeigt den Kindern ein Messgewand.

In die Sakristei des Speyerer Doms darf normalerweise kein Besucher hinein. Dort bereiten sich der Bischof und andere Priester auf die Gottesdienste vor. Am Montag war „Türöffner-Tag“ der aus dem Fernsehen bekannten „Sendung mit der Maus“. Deshalb wurde eine Ausnahme gemacht. RHEINPFALZ-Biber Nils Nager war dabei.

Am Montag waren 16 Kinder und ich in der Dom-Sakristei. Dort haben wir Markus Belz getroffen. Er ist schon seit 32 Jahren Sakristan im Dom. Er hat uns die Tür aufgemacht. Wenn er Frühdienst hat, schließt er morgens um 6.15 Uhr auf. Ein Sakristan kümmert sich um die Vorbereitung des Gottesdienstes, die Kleidung für Bischof, Priester und Messdiener, den Weihrauch und alles, was sonst noch dazugehört. Für uns hat er Öle, goldene Becher, Gewänder und einen der vier Bischofsstäbe bereitgelegt.

Vorher schließt er einige Schränke auf. In diesen werden die Lautsprecheranlage, ein Computer für das Glockengeläut des Doms, Gewänder, die Weihnachtskrippe sowie ein Tresor aufbewahrt. „Geht bestimmt leicht auf“, meint ein Mädchen. Belz lacht. „Ganz bestimmt nicht“, betont er.

Pokale im Dom

Im Fach über den Kutten für die Messdiener stehen Pokale, die die Mädchen und Jungen bei Fußballturnieren gewonnen haben. Ein Junge entdeckt daneben Tüten voller Süßigkeiten. Schnell schließt der Sakristan die Schranktür. Schade eigentlich ... Aber die Priestergewänder sind auch interessant. Belz erklärt die Bedeutung der jeweiligen Farbe. Hier können die Kinder – die meisten sind Grundschüler – mitreden. Weiß steht für Freude, rot für die Liebe, blau für den Himmel, grün für die Schöpfung, lila für die Fastenzeit und schwarz für den Tod. Mit Hilfe des Sakristans lösen sie die Aufgabe schnell.

Riechen, anfassen, fragen: Am Türöffner-Tag ist fast alles erlaubt. Belz hält den jungen Besuchern Weihrauch und Öl unter die Nase. Die Kinder machen sich ans Raten. Bonbons und Lavendel scheiden aus. Richtig ist Rosenduft. „Weihrauch besteht aus Harz, Akazien- oder Rosenöl“, erklärt der Sakristan. Es komme aber nicht das teuerste Öl zum Einsatz: „Im Dom benutzen wir eine preiswertere Variante.“ Einmal im Jahr – am Mittwoch der Karwoche – werden die Öle geweiht, auch das Balsamöl, das auf der Grundlage von Olivenöl aus Israel hergestellt ist. Das haben weder die Kinder noch ich gewusst. Auch nicht, dass sie zum ersten Mal bei der Taufe damit in Berührung gekommen sind. Ich vielleicht auch. Ich muss mal im Biberbau nachfragen, ob ich katholisch bin.

Ohne Handschuhe, mit Stab

Belz streift weiße Handschuhe über, bevor er Mitra – das ist die Bischofsmütze –, Kreuz und Bischofsstab vom Tisch nimmt. Einem Jungen setzt er die Mütze auf und gibt ihm den Stab. „Damit kannst zu schon einmal üben wie es ist, Bischof zu sein“, schlägt der Sakristan vor. „Ihr braucht keine Handschuhe. Jeder darf den Stab einmal nehmen.“ Ein Mädchen kommentiert: „Ganz schön schwer.“ Ein Junge möchte wissen, was der Stab kostet. Er schätzt eine halbe Million Euro. „So viel ist es nicht“, sagt Belz. Den Stab kennen viele Kinder von St. Nikolaus oder von Schafhirten. Der Sakristan ist begeistert von ihrem großen Interesse an seiner Sakristei.

Viele Kinder kennen sich auch mit Fronleichnam gut aus. Deshalb ist ihnen die Monstranz nicht fremd. „Das Heiligste“, weiß ein Mädchen. Belz zeigt der Gruppe den Umgang mit dem Weihrauchtopf. Zum Abschluss schenkt er jedem Kind ein Stück Rosen- und ein Stück Akazienweihrauch und empfiehlt ihnen, den Duft mit Hilfe von ein paar Stücken Kohle zu erzeugen. „Aber nicht ohne Eltern.“

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