Kulturspiegel „Ewiger Himmel“: Neue Händel-CD

Mit Händel nach oben und dem Himmel näher: Lea Desandre und Iestyn Davies sowie Thomas Dunford (sitzend).
Mit Händel nach oben und dem Himmel näher: Lea Desandre und Iestyn Davies sowie Thomas Dunford (sitzend).

Am 23. Februar vor 338 Jahren wurde in Halle an der Saale der Komponist Georg Friedrich Händel geboren. Zum Geburtstag der Hinweis auf eine neue, sagenhafte Händel-CD.

Heute vor 338 Jahren wurde in Halle an der Saale der Komponist Georg Friedrich Händel geboren. Im vergangenen Jahr wurden einige seiner Werke in Speyer musiziert, ein geplanter „Messias“ mit PalatinaKlassik soll dieses Jahr nachgeholt werden.

Zum Geburtstag soll an dieser Stelle der Hinweis auf eine neue, sagenhafte Händel-CD stehen, die durch ihre Dramaturgie und vor allem ihre fulminante Vortragskunst Zeichen setzt. „Eternal Heaven“ (Ewiger Himmel) ist ihr Titel. Sie wird gestaltet von der phänomenalen französischen Mezzosopranistin Lea Desandre und dem vorzüglichen englischen Countertenor Iestyn Davies sowie dem Ensemble Jupiter unter Leitung des Lautenisten Thomas Dunford. Erschienen ist sie bei Erato 5054197196775.

Dass höhere Sphären in der Musik des Meisters immer wieder beschworen werden und dieser trotz seines sehr weltlichen Geschäftssinns und seiner barocken Sinnenlust in seinen Werken oft eng mit der sakralen Sphäre verbunden ist, liegt auf der Hand. Der Lutheraner war ja auch für die katholische, die angelikanische, die reformierte und die methodistische Kirche musikalisch tätig.

Der neue und mit über 86 Minuten randvolle Silberling bringt nun allerdings keine geistliche Musik, sondern Stücke aus biblischen und weltlichen Oratorien und dazu am Anfang das berühmte Eröffnungsstück der Geburtsode für Queen Anne „Eternal Source of Light Divine“ (Ewiger Ursprung göttlichen Lichts), die hier nicht in der Urfassung für Alt und Solotrompete erklingt, sondern in einer Bearbeitung, bei der die Sängerin die Trompetenstimme singt. Das funktioniert fantastisch. Nebenbei: In Zeiten, in denen Halle Teil der DDR war, hat der dortige Händel-Forscher Walter Siegmund-Schulze diese Geburtstagsode zu einer Friedensode umtextiert.

Barocke „West Side Story“

Zurück zu „Eternal Heaven“: Eine barocke „West Side Story“ nennt Thomas Dunford scherzhaft sein Konzept. Während der Pandemie durchkämmten Lea Desandre und er die gesamten englischsprachigen Werke des Wahl-Londoners Händel. Die beiden verwoben die für sie beeindruckendsten Musikstücke zu einer spirituellen Liebesgeschichte zweier Helden. Es geht also um ein Hin und Her zwischen Anziehung und Konflikt – und das immer vor dem Hintergrund eines Wegs in geistige und höhere Sphären. Zu hören sind Stücke vor allem aus „Semele“ und „Theodora“ sowie solche aus „Esther“, „Susanna“, „Solomon“ oder „Saul“, auch die berühmte Schlussarie aus „The Triumph of Time and Truth“, der letzten Arbeit Händels, bei der er ein römisches Frühwerk umgearbeitet hat.

Eingewoben in die „Geistes- und Liebesgeschichte“ sowie getragen vom sublimen Wechselspiel der beiden hohen Stimmen entfalten die ausgewählten Stücke einen betörenden und erhebenden Reiz. Erst recht, da sie aufs Schönste gesungen und musiziert werden. Schließlich sind hier Barockinterpreten der ersten Garde an Werk. Nach großer Innigkeit, Harmonie und auch ein bisschen Konfrontation gibt es am Ende ein in andere Welten weisendes Duett aus der „Theodora“, die Händel übrigens selbst außerordentlich geschätzt hat.

Als Zugabe folgt dann noch eine moderne und jazzige Nummer mit Händel im Hintergrund.

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