Speyer Eingekreist:

In den vergangenen Wochen von einem in Hanhofen müdegelaufenen – vermutlich ortsunkundigen – älteren Ehepaar darauf angesprochen, vermisste CDU-Ratsmitglied Elvira Löffler bei der Sitzung am Dienstagabend unter Punkt „Anfragen“ den Vorschlag, am Eingang zu St. Martin eine Sitzgelegenheit zu errichten. Konkret: „Warum steht vor der Kirche keine Bank?“ Eine, sogar mehrere, im Halbkreis angeordnet, standen da mal. Steinerne Zeugen der besseren Vergangenheit sind die melancholisch dreinblickenden Betonsockel. Ebenso eindeutige Antwort von Ortsbürgermeisterin Friederike Ebli (SPD): „Die wurden abmontiert.“ Erst dachte die Ortsbürgermeisterin, dass der Bauhof verantwortlich war, vielleicht wegen eines neuen Anstrichs. Wer sonst sollte damit denn ohne die Stützen etwas anfangen können? Der Bauhof, so stellte sich heraus, hatte aber nichts damit zu tun. Ein Unbekannter war – warum in Teufelsnamen auch immer – mit Werkzeug in den Nachtschatten der Kirche geschlichen, hatte die Schrauben gelockert, die Bänke in seinen Hof getragen. Was ewige Zeiten – die Teile sind inzwischen verrottet – niemanden kümmerte, noch heute nur die Auswärtigen schert. Sollte der Anlieger mit dem Diebesgut glücklich werden. Dass es die Gemeinde je zurückgefordert hätte, beim Anlieger übers Hoftor geklettert wäre, ist nicht überliefert. Und Geld für eine neue Bank hat sie nicht. Hauptsache gute Laune. Von allen Schwierigkeiten, Unzulänglichkeiten der Kommunalpolitik befreiendes Gelächter im Rat auf die Bemerkung eines Volksvertreters, ob sich denn die Kirche an einer Wiederbeschaffung finanziell beteiligen würde. Das mit den Kugelschreibern ist so eine Sache. Als Journalist muss man aufpassen, dass man da in kein Fettnäpfchen taucht. Mit einem GDF Suez-Erdöl-Kuli bei einer Bürgerversammlung in Otterstadt auftauchen, das geht gar nicht. Mit einem FC Bayern München-Stift bei einer Waldseer CDU-Versammlung rumzukritzeln, führt zu Empörungsrufen, obwohl der Bürgermeister gerade redet. Außerdem kommt man so im Nachhinein zu einer beträchtlichen Sammlung geschenkter neuer Schreibgeräte, einige davon sogar direkt per Post aus dem Landtag in Mainz. Alles schon mal dagewesen. Man lernt daraus, guckt seine Kuli-Sammlung durch, bevor man auf einen Termin geht und schaut, welcher passt. Oder man nimmt einen neutralen oder noch besser einen RHEINPFALZ-Stift. Im Rathaus Waldsee ist man da noch nicht so weit, wie sich bei einer Besprechung mit Bürgermeister Otto Reiland und Büroleiter Detlef Schneider kürzlich zeigte. Man diskutierte eifrig. Wenn dann so ziemlich alles gesagt war, fing man an, auf seinen Unterlagen rumzukritzeln. Plötzlich ließ Detlef Schneider seinen knallroten Kuli fallen, als ob der ihn in die Hand gebissen hätte und verfiel vorübergehend in Schnappatmung. Er betrachtete ihn mit Abstand, las die Aufschrift vor: „Die Linke – Berlin“. Wie ist der wohl in die Heiligen Hallen von Otto – dem Schwarzen – Reiland gelangt? Subversive Unterwanderung des Rathauses? Doch Schneider hatte sich gleich wieder im Griff, meinte: „Parteipolitische Werbung ist im Rathaus nicht zulässig“ – und schenkte den Stift der RHEINPFALZ-Mitarbeiterin. Deren Auswahl ist nun noch größer. Mal schauen, wo man den dann provozierend oder passend einsetzen kann. Donnerstag vergangener Woche, Sitzung des Verbandsgemeinderats Rheinauen: Die Sitzung läuft bereits eine Weile, als ein Ratsmitglied außer Atem in den Raum stürmt, sich kurz orientiert und dann auf seinem Stuhl Platz nimmt. Verbandsgemeindebürgermeister Otto Reiland (CDU) blickt kurz auf, dann widmet er sich wieder der Diskussion. Genau eine Woche später, Donnerstag, wieder im Rathaus in Waldsee: Es ist genau halb sieben, als die Tür aufgeht und das gleiche Ratsmitglied wieder außer Atem in den Sitzungssaal stürmt. Der Unterschied: Diesmal sind alle Plätze leer, nur ein einsamer RHEINPFALZ-Reporter wartet im Raum. „Das gibt es doch nicht“, schimpft das Ratsmitglied. „Herr Reiland hat gesagt, es geht heute schon um halb sieben los, damit wir zum EM-Halbfinale pünktlich fertig sind.“ Diese Information hatte das Ratsmitglied auch an die RHEINPFALZ weitergegeben, deswegen war auch die Presse eine halbe Stunde zu früh. Reiland hatte nämlich nur einen Spaß gemacht, wie er um kurz vor sieben gestand, „weil du das letzte Mal zu spät gekommen bist“. Pünktlich zum Fußballspiel war die Sitzung trotzdem vorbei. Ein schönes Wochenende wünscht die Land-Redaktion. | län

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