Speyer Eine Million Euro für Rettung von Badesee

Mit Hilfe zweier Tiefenwasserbelüftungsanlagen soll der Steinhäuserwühlsee (im Volksmund Bonnetweiher) weiter als Badegewässer genutzt werden können (wir berichteten kurz am Montag). Ohne den Einsatz der beiden Anlagen hätte nach gestrigen Angaben des städtischen Beigeordneten Frank Scheid (SWG) in der kommenden Badesaison die Überschreitung des Grenzwerts für leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW) gedroht.

Die Seewasser-Verunreinigung mit den als krebserregend geltenden LCKW geht wie mehrfach berichtet auf den Austritt des Fettlösungsmittels Perchlorethen in den 1970er Jahren auf dem damaligen Betriebsgelände von Siemens im Kreuzungsbereich von Siemens- und Landwehrstraße zurück. Über das Grundwasser gelangten Abbauprodukte von Perchlorethen, insbesondere Vinylchlorid, auch in den Steinhäuserwühlsee.

Nachdem im Sommer 2013 die Messwerte der LCKW in der oberen Schicht des Badegewässers (bis drei Meter Tiefe) beinahe den gesetzlichen Grenzwert von 1,5 Millionstel Gramm pro Liter erreicht hätten, habe Scheid gegenüber Siemens-Vertretern auf schnelle Gegenmaßnahme gedrängt. „Sollte der Grenzwert überschritten werden, müssten wir ein Badeverbot verhängen. So weit darf es nicht kommen“, sagte der Beigeordnete.

Im Auftrag von Siemens haben Experten der CDM Smith Consult GmbH im Winter ein Konzept für den Einsatz von zwei im See schwimmenden Tiefenwasserbelüftungsanlagen erstellt. Mit der Installation der beiden Geräte soll noch in diesem Monat begonnen werden, ab Mai der sogenannte Regelbetrieb starten. „Durch die Belüftungsanlagen sollen die LCKW-Werte niedrig gehalten werden. Außerdem wird der Sauerstoffgehalt in dem See erhöht“, erklärte Scheid.

Laut Siemens und CDM Smith saugen die beiden Anlagen mit einem Stromverbrauch von jeweils bis zu 30.000 Watt pro Stunde maximal 2600 Kubikmeter Wasser stündlich aus tieferen Schichten des Sees an. Durch das Einblasen von Luft gehen die im Wasser gelösten LCKW in das Gasgemisch über und werden mittels Aktivkohlefiltern abgeschieden. Jeweils eine Anlage wird in der südlichen und nördlichen Seehälfte installiert. Der Betrieb der Geräte bis Ende 2016 kostet laut Siemens rund eine Million Euro.

Mittelfristig sollen die Belüftungsanlagen durch Sanierungsmaßnahmen im Grundwasser südwestlich des Steinhäuserwühlsees überflüssig werden, informierte Scheid. Für dieses, ebenfalls von Siemens finanzierte Vorhaben, liefen bereits seit rund einem Jahr Planungen und Probebohrungen im betroffenen Gebiet. „Ende dieses Jahres wird die Entscheidung darüber fallen, welches von drei möglichen Sanierungsverfahren eingesetzt wird“, teilte der Beigeordnete mit. (tbg)

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