Speyer „Eine ganze Branche wird abgestraft“

Am heutigen 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Rund sechs Millionen Menschen sterben nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich an den Folgen des Rauchens. Zum Nichtrauchertag fordert die WHO darum, die Tabaksteuern weiter zu erhöhen – und zwar kräftig. „Eine ganze Branche wird abgestraft und Arbeitsplätze vernichtet werden“, empört sich Tabakhändler Erich Feldle.

„Das ist geschäftsschädigend“, ärgert sich Feldle, der nicht nur in Speyer in der Maximilianstraße 88, sondern auch in Landau, Frankenthal und Haßloch Tabakgeschäfte betreibt. „Die Genussraucher werden schon wieder bestraft“, sagt der 64-jährige. Als ehemaliger Raucher genieße er inzwischen selbst nur noch ab und an eine Zigarre, erzählt er und unterstreicht: „Tabakrauchen ist auch eine Kultur.“ Als Christoph Kolumbus auf Kuba landete, traf er dort Ureinwohner, die eine Pflanze kultivierten, die sie „cohiba“ nannten. Der spanische Priester Las Casas, der wenig später nach Kuba kam, beschrieb als erster Zigarren – gerollte „cohiba“-Blätter. Der Tabak, von den Indianern einst für religiöse Zeremonien verwendet, ist heute laut WHO zur Massendroge geworden. Dabei seien nicht nur Raucher von den gesundheitlichen Folgen betroffen. Rund 600.000 Menschen sterben jährlich als Passivraucher an den Folgen des Nikotinkonsums ihrer Mitmenschen, schätzt die Organisation. Ein Preisanstieg von zehn Prozent für Tabakprodukte würde den Tabakkonsum in reichen Ländern um vier Prozent senken, in Staaten mit mittleren und niedrigen Pro-Kopf-Einkommen um bis zu acht Prozent, hat die WHO ausgerechnet. Damit sollen vor allem auch Jugendliche vom Rauchen abgehalten werden. Feldle sieht allerdings in der täglichen Praxis nicht, dass das funktioniert: „Es wird geraucht, nach wie vor, und mehr von den Mädchen als von den Jungs.“ Feldles Kollegin Nora Winter vom gleichnamigen Tabakladen in der Schwerdstraße 88 hat dagegen festgestellt, dass heute weniger Jugendliche mit dem Rauchen anfangen als noch vor zehn Jahren. Das ganze Geschäft sei in den vergangenen zehn Jahren systematisch kaputtgemacht worden, klagt sie. „Es lohnt sich eigentlich nicht mehr.“ Ebenso wie Winter fühlt sich auch Feldle von der EU gegängelt. Brüssel schränke die persönliche Freiheit immer mehr ein: „Wir dürfen bald gar nichts mehr, nur zahlen, zahlen, zahlen“, kritisiert er und erwartet, dass diese Politik bei den Verbrauchern irgendwann zum gegenteiligen Verhalten führen werde – nach dem Motto „jetzt erst recht, ich lasse mich nicht mehr bevormunden“. „Es gibt ein Grundrecht auf Genuss“, unterstreicht Feldle und betont, dass er das Rauchverbot in Gaststätten zum Schutz von Nichtrauchern durchaus gut finde. Aber auch die Raucher hätten Rechte. Der Missbrauch von Alkohol und Zucker habe im Übrigen ebenfalls schlimme gesundheitliche Folgen, aber eine stärkere Lobby, sieht er die Raucher seit Jahren einseitig bestraft.

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