Speyer Eine Frage der Menschlichkeit

Chronische Knochenmarkentzündung am rechten Unterschenkel: Safiullah wird in Landau geholfen.
Chronische Knochenmarkentzündung am rechten Unterschenkel: Safiullah wird in Landau geholfen.

Zwei Operationen hat der bald sechsjährige Safiullah in den ersten drei Wochen im Vinzentius-Krankenhaus in Landau schon hinter sich. Seit Anfang März wird der Junge aus Afghanistan wegen einer chronischen Knochenmarkentzündung am rechten Unterschenkel behandelt – kostenlos.

Weitere Eingriffe müssen folgen, damit er in etwa fünf Monaten wieder nach Hause reisen kann, teilt das Krankenhaus mit. Werner Jung, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, ist optimistisch, dass Safiullah nach der Behandlung wieder normal gehen kann. Über 20 Kinder aus Afghanistan haben die Ärzte und das Pflegepersonal im Vinzentius-Krankenhaus in den vergangenen Jahren kostenlos behandelt. Das Friedensdorf International in Oberhausen und Dinslaken hat Safiullah zusammen mit anderen Kindern aus Afghanistan nach Deutschland gebracht und dann auf Krankenhäuser verteilt, die wie das Vinzentius-Krankenhaus kostenlos die Jungen und Mädchen behandeln. Gerade erst im November war der knapp dreijährige Kairulla nach neunmonatiger Behandlung von Landau aus in seine Heimat zurückgekehrt. Jetzt erfährt Safiullah diese Hilfe. Er habe sie auch dringend nötig, schließlich plagten ihn eine Fistelbildung, Eiterung und Fehlstellung an seinem rechten Bein. Auch bei diesem Jungen sei unklar, woher die Verletzung stammt, sagt der behandelnde Arzt Jung. „Es ist aber sicherlich eine ältere Verletzung, die bestimmt seit einem Jahr besteht.“ Selbst könne der Junge nicht beschreiben, wie es zu der Verletzung gekommen ist. Über Safiullah sei beim Friedensdorf bekannt, dass er mit seiner Familie in ärmlichen Verhältnissen lebe und dass er fünf Geschwister habe – drei ältere Brüder und zwei kleinere Schwestern; die jüngste sei erst zwei Monate alt. Eine Röntgenuntersuchung und eine Computertomographie haben deshalb zunächst Aufschluss über das Bein gegeben. Ein abgestorbener Knochen wurde entfernt, eine Antibiotikakette angelegt und das Bein mit einem äußeren Spanner behandelt, teilt das Krankenhaus mit. Als nächstes werde der Knochen wieder aufgebaut. Der Junge müsse nun viel liegen. Im Bett beschäftige er sich mit einer Magnettafel oder spiele mit einem roten Spielzeugbagger. Ein bisschen Deutsch habe er in seinen ersten Wochen in Landau schon gelernt, erzählt Krankenpflegerin Michaela Roth. Wenn er nicht weiter wisse, verständige er sich mit Gesten, berichtet Roth. Dann deute er beispielsweise auf den Schrank in seinem Zimmer, in dem sich die Süßigkeiten befänden. Eine Afghanin, die in Karlsruhe lebt, besuche ihn immer wieder, spreche mit ihm in seiner Muttersprache und bringe ihm Essen mit, das wie in seiner Heimat zubereitet wurde. Um den Jungen werde sich also in vielerlei Hinsicht gekümmert. Besonders auch medizinisch, wie Jung verdeutlicht. Zwei bis drei Operationen seien wohl noch nötig, bis Safiullah wieder richtig laufen könne, meint der Mediziner. „Die Menschlichkeit“ treibe ihn und das Krankenhausteam an, sagt der Chefarzt. Deshalb behandeln sie den Buben – weil sie ganz konkret etwas dazu beitragen können, dass er gesund in die Zukunft starten kann.

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