Speyer Ein Leben nach dem Zoo

Landau

. „Er war eine Attraktion“, sagt Landaus Zoodirektor Jens-Ove Heckel über den einst 77 Kilo schweren Jaguar, „ein ausgesprochen stattliches Tier.“ So mancher Besucher dürfte sich bestimmt noch an die spektakulären Schaufütterungen erinnern. „Es war immer interessant zu erahnen, welche Kraft in so einem Tier steckt“, so Heckel. Der Jaguar sei 1991 im Allwetterzoo im westfälischen Münster geboren worden und ein Jahr später nach Landau gekommen. Er wurde fast 21 Jahre alt. Laut Heckel kein Spitzenalter, „aber absolut das Alter, in dem so ein Tier natürlich stirbt“. Er geht davon aus, dass er an Kreislaufversagen starb. Tiere, die im Landauer Zoo verenden, werden laut Heckel in Tierkörperbeseitigungsanstalten eingeäschert. So schreibt es das Gesetz vor. Wenn man zuvor die genaue Todesursache herausfinden will, werden die Tiere zur Untersuchung nach Karlsruhe gebracht, ins Chemische und Veterinäruntersuchungsamt. Dort wird das tote Tier unter die Lupe genommen. „Wenn ein Tier das bekannte Höchstalter überschritten hat, kann man da aber auch mal drauf verzichten“, erklärt Heckel. Dann wisse man, dass das Tier eines natürlichen Todes gestorben sei. Dann kann es zum Beispiel fürs Museum oder zu Forschungszwecken präpariert werden. So geschehen mit dem Jaguar (wir berichteten kurz auf unserer Seite „Südwestdeutsche Zeitung“). Da das Raubtier in einem fantastischen Zustand gewesen sei, wollte man es zu Forschungszwecken an ein Museum geben. Da habe man einfach mal das Frankfurter Senckenberg-Museum angesprochen. „Die waren total happy und gerne bereit, das Tier aufzunehmen und entsprechend zu präparieren.“ Der Präparator des Museums, Udo Becker, habe das Tier so wieder zum Leben erweckt. Heckel: „Das Ergebnis spricht für sich, man könnte meinen, er hockt da noch als Leibhaftiger.“ Jede Falte sei nachgebildet worden, auch die Augenfarbe stimme. „Die Glasaugen entsprechen genau der Farbe, wie sie war.“ Der Jaguar sei nicht das erste Landauer Zootier, das präpariert wurde oder für Forschungszwecke genutzt wird. Die beiden Braunbären, die 2008 beziehungsweise 2009 in Landau starben, wurden laut Heckel dem Paleoanatomischen Institut der Tierärztlichen Fakultät der Universität München übergeben. „Die waren aber weniger am Fell, sondern am Skelett interessiert.“ Auch ein Luchskater, 2010 gestorben, sei präpariert worden. „Der wird nun für unsere Zooschule genutzt.“ Und nun die Raubkatze. Besucher des Frankfurter Senckenberg-Museums, das zu den größten Naturkundemuseen Deutschlands zählt, können sich ab sofort ein Bild von dem neuen alten Jaguar aus der Pfalz machen. Dort ist er in der Dauerausstellung zu sehen, in der ersten Etage im Säugetiersaal. In Vitrine Nummer 14. Unter einem Glaskasten liegt das von der Nase bis zum Schwanz 1,40 Meter lange Tier lässig auf einem Ast. Doch nur die Oberfläche ist noch echt. Das Skelett befindet sich in der wissenschaftlichen Sammlung. Wie Präparator Udo Becker berichtet, wurde das Fell sanft abpräpariert und anschließend gegerbt. Parallel dazu sei eine sogenannte Dermoplastik angefertigt worden, eine Körperplastik aus Gips. In feuchtem und dadurch formbaren Zustand wurde die Haut auf den geformten Körper gelegt, ausgerichtet und verklebt. Dann mussten noch die Schnittstellen vernäht werden. Ab Februar 2012 legte Becker immer mal wieder Hand an. Rechnet er die Arbeitsstunden zusammen, so kommt er locker auf über vier Monate. „Ich habe schon etwas unter Strom gestanden“, blickt Becker zurück. Schließlich war es sein erster Jaguar – „und es ist wahrscheinlich auch mein letzter“. Solche Tiere seien in Zoos sehr selten, erst recht im Umkreis von Frankfurt. „Deswegen sind wir sehr dankbar für dieses Geschenk.“ Sonst erhalte das Senckenberg-Museum von Zoos vor allem tote Huftiere, zum Beispiel Antilopen.

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