Speyer „Ein Leben in Moll“

Geht es um die Querflöte in der Popmusik, muss der Bandname Jethro Tull fallen. Doch die Musik des wilden britischen Flötenmagiers und Bandgründers Ian Anderson sei nicht so ganz ihr Ding, sagt Pia Darmstädter. Mit ihrer eigenen Gruppe Autumnal Blossom hat sich die Querflötistin einem eigenwilligen Mix aus Gothic, Folk, Dark Pop, Progressive Rock und Klassik verschrieben.

Doch auch das Orchesterspiel ist Darmstädter „ein ganz großes Anliegen“ und Unterricht das dritte Standbein. An der Städtischen Musikschule Speyer bringt sie derzeit zehn Querflöten-Schülern ihr Wissen näher. Wie für viele Kinder war auch für Pia Darmstädter die Blockflöte das erste Instrument. Doch als sie ihre Tante Querflöte spielen sah, sei sie von Klang und Optik des Instruments gleichermaßen fasziniert gewesen. Mit elf Jahren begann ihr Unterricht an der Querflöte, „und schon mit zwölf wusste ich, das will ich mal studieren“. Der Weg zur professionellen Musikerin sei für sie nicht immer die reine Freude gewesen, sagt sie. Der Übe-Alltag mit den vielen Tonleitern sei auch schon mal ein Kampf gewesen, und später habe sie der immens hohe Konkurrenzdruck bei den Flötisten mürbe gemacht, blickt sie zurück. „45 Flöten auf eine Stelle“, das sei keine Seltenheit. So habe sie sich auf den Musikunterricht verlegt, um – wie schon seit Beginn ihres Studiums – Kindern Freude am Instrument zu vermitteln. Schon im Alter von fünf Jahren könne mit Hilfe von Kinderinstrumenten der Querflötenunterricht beginnen, sagt Pia Darmstädter. „Diese Kinderaugen, wenn sie Musik machen, das ist einfach toll“, schwärmt sie. Die Tätigkeit als Musiklehrerin sei für sie ein „sehr viel erfüllenderes Leben mit weniger Druck“. Das Orchesterspiel in verschiedenen regionalen Ensembles sei dagegen etwas, „was ich für mich selbst tue“, so Darmstädter. Doch „was wirklich aus mir herauskommt“, das sei in der Arbeit mit ihrer eigenen Band Autumnal Blossom zu hören, mit der sie 2013 ihre erste eigene CD „Against the fear of death“ veröffentlicht hat (wir berichteten). Das Konzeptalbum befasst sich anhand von vertonter britischer Lyrik aus dem 19. Jahrhundert mit den Themen Vergänglichkeit, Trauer, Abschied und Tod, aber auch mit Liebe und Hoffnung. „Ich führe ein Leben in Moll, das ist einfach meine Tonart“, stellt Pia Darmstädter dazu fest. „Andere mögen den Herbst nicht, weil er düster und neblig ist und alles stirbt – ich liebe den Herbst.“ Zwar sei sie durchaus ein lebensfroher Mensch, doch die Tiefen des Lebens, die sie durchlaufen habe, wie zum Beispiel den Tod ihrer Mutter, den sie in ihrer CD verarbeitete, „haben mich sehr geprägt“, sagt die Flötistin, die in ihrer Band auch singt und Klavier spielt. „Es ist mir wichtiger, über die Schattenseiten zu schreiben als nur über die Sonnenseite“, erklärt sie. Ihre Musik, in der ihr Herz mit der Flöte spiele, sei daher alles andere als Mainstream und auch nichts für den Hintergrund, sondern „eine Zuhörmusik“. Das Songmaterial für die zweite CD von Autumnal Blossom, die im kommenden Jahr erscheinen soll, habe sie bereits fertig, erzählt Pia Darmstädter. Diesmal habe sie die englischsprachigen Texte selbst geschrieben, doch gehe es in diesem weiteren Konzeptalbum erneut um sehr Persönliches. Genau darum möchte sie derzeit noch nicht mehr dazu verraten. Da sie in ihrer Musik so „nackt“ sei, müsse sie sich sehr gut überlegen, wie sie sich öffentlich dazu äußere. Und das Projekt, für das die Tonaufnahmen laufen, sei eben noch nicht ganz abgeschlossen.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x