Speyer Ehrenamtspreis: Nicht nur Hartz IV bedeutet Bedürftigkeit

Ehrenamtspreis verliehen (von links): Vera Kray, die zwei Kinderschutzbund-Vertreterinnen Christa David-Wadle und Christel Koch,
Ehrenamtspreis verliehen (von links): Vera Kray, die zwei Kinderschutzbund-Vertreterinnen Christa David-Wadle und Christel Koch, Ellen Korelus-Bruder, Stefanie Seiler, Monika Kabs und Marianne Wagner.

Eine wortwörtlich gewichtige Auszeichnung wurde am Donnerstagabend im Kulturhof vergeben: der Ehrenamtspreis der Stadt Speyer. Drei Damen nahmen die Auszeichnung entgegen. Ihr Einsatz war laut Jury beispielgebend und spiegelte das Engagement in der Stadt wider.

Den Ehrenamtspreis gibt es schon länger. Jetzt ist er erstmals in ein Konzept gefasst worden. „In Zukunft werden wir ihn alle zwei Jahre und unter thematischen Schwerpunkten vergeben“, kündigte Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) an. Mit Ellen Korelus-Bruder, Vera Kray und Christa David-Wadle hatte die Jury diesmal drei Frauen ausgesucht, die sich in unterschiedlicher Art und Weise hilfsbedürftigen Menschen zuwenden.

Korelus-Bruder beeindruckte die Entscheidungsträger mit dem Projekt „Weihnachtslicht“. Dieses, so erzählte sie im Dialog mit dem Leiter des Kinder- und Jugendtheaters Matthias Folz, gebe es seit 18 Jahren und sei von ihrem jüngsten Sohn David an Heiligabend zuhause angestoßen worden. Ein Jahr später wurden zum ersten Mal alleinstehende Menschen am 24. Dezember eingeladen, den Abend gemeinsam zu verbringen. Bei der IBF in der Kutschergasse hat Korelus-Bruder mit ihrem Helferteam und 23 Personen begonnen. Inzwischen ist in der Regel das Gemeindehaus der Johanneskirche Anlaufstelle für rund 150 Menschen. Gansessen, Gesang, Geschichten, Gebäck, Geschenke – der Heiligabend läuft ab, wie er zuhause auch ablaufen würde. Sohn Ruben mimt den Weihnachtsmann.

„Hilfen aus der Tüte“

Vera Kray vom Stadtteilverein Süd hat im ersten Lockdown 2020 die „Hilfen aus der Tüte“ ins Leben gerufen. Bedürftigen Kindern, die keine Chance auf ein Essen am Tag haben, sollte damit geholfen werden. Dank der Unterstützung des Serviceclubs Kiwanis konnten am Ende alle Stadtteile abgedeckt werden. 1800 Tüten wurden ausgegeben. „Wir haben zusätzlich je ein Rezept eingepackt, um den Kindern Zeit zu Hause mit ihren Eltern zu ermöglichen“, berichtete Kray vom Lockdown. Festgestellt hat sie, dass Bedürftigkeit nicht allein an Hartz-IV-Bezug messbar ist. „Wir müssen achtsamer sein“, betonte sie.

Mit dem Lernpaten-Projekt hatte sich der Kinderschutzbund um David-Wadle für den Ehrenamtspreis beworben. „Wir arbeiten an einer Stelle, an der wir viel bewirken können“, unterstrich sie. Das Projekt sei zukunftsweisend. Kinder mit verschiedenen Problemen werden in der Grundschule begleitet. „Sie haben einen Riesenrucksack auf den Schultern, der nicht direkt sichtbar ist“, so David-Wadle. Innerfamiliäre Probleme, Verständnisschwierigkeiten oder Mobbing führte sie als Beispiele an.

Anhaltender Einsatz erhofft

Während Korelus-Bruder sich für die Zukunft wünschte, dass immer weniger Menschen das Weihnachtslicht brauchen, weil sich andere um sie kümmern, hofft David-Wadle auf ein anhaltendes Engagement „ihrer“ Lernpatinnen und -paten. OB Seiler bezeichnete die Ehrenamtlichen als eine der „wichtigsten Stützen der Gesellschaft und Demokratie“. Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU) ergänzte: „Die Verleihung zeigt, wie stark das Ehrenamt in Speyer ist.“ Die Freiwilligenagentur unterstütze es.

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