Speyer Dreißigjähriger Krieg: Speyer als Zufluchtsort für Beamte

Sitz der Volkshochschule: die Villa Ecarius.
Sitz der Volkshochschule: die Villa Ecarius.

Glück hatte Speyer zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648). Die Freie Reichsstadt in der von Spaniern besetzten linksrheinischen Pfalz wurde kaum berührt von der Besetzung der rechtsrheinischen Kurpfalz durch die von dem bayerischen Herzog Maximilian I. geführte Armee der Katholischen Liga. Gleichwohl war Speyer wichtig für die Beamten der in Heidelberg ansässigen Finanzverwaltung (Rentamt): Sie konnten vor den Maßnahmen der Besatzer in die Stadt am Rhein flüchten.

Erwähnt wurde Speyer als Asyl-Ort im Herbstvortrag des Historischen Vereins der Pfalz in der Volkshochschule. Für Franz Maier, Leiter der Historik-Abteilung des Landesarchivs Speyer, hatte sein Vortrag Erinnerungswert: Der in Speyer lebende Münchner hatte darüber promoviert.

Der Begriff „Pfalz“ war im Mittelalter (6. bis 15. Jahrhundert) und in der Frühen Neuzeit (16. bis 19. Jahrhundert) für das rechts- und linksrheinische Herrschaftsgebiet der „Pfalzgrafen bei Rhein“ üblich geworden. Um 1250 überschnitten sich links des Rheins die herrschaftlichen und Einfluss nehmenden Ansprüche der Wittelsbach-Pfalzgrafen, des Adels überhaupt und der fürstbischöflichen Hochstifte. 1329 wurden die Kur- oder Unterpfalz und die Oberpfalz von Bayern getrennt, 1410 auch in ihrem neuen Bestand verändert.

Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges erwarb Bayern zugleich mit der Oberpfalz auch vier rechtsrheinische Ämter der unteren Pfalz. Zur Verwaltung dieses Gebietes, der Kurpfalz, wurde das Rentamt Heidelberg eingerichtet, dem 1635 Teile der Markgrafschaft Baden angegliedert wurden. Weil Bayern als Folge des Westfälischen Friedens die Unterpfalz wieder abtreten musste, blieb seine Herrschaft dort (im Gegensatz zur Oberpfalz mit Amberg als Sitz eines Rentamtes) eine bloße Episode ohne weitreichende Folgen. Maier, der die Ereignisse der bayerischen Herrschaft in der rechtsrheinischen Pfalz nachzeichnete, hat sie in dem 388-seitigen Buch „Die Kurpfalz im Dreißigjährigen Krieg“ veröffentlicht.

Zur Sache

Seit am 25. September 1555 auf dem Augsburger Reichstag der „Religionsfriede“ verabschiedet wurde, konnten zum ersten Mal zwei christliche Konfessionen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation nebeneinander bestehen. Über seine Konfession konnte jedoch kein Untertan frei entscheiden, das taten die Landesherren. Wer nicht einverstanden war, konnte auswandern. Zwist kam auf, als 1608 acht Fürsten und 17 Städte die von Kurfürst Friedrich V. in der Pfalz geführte Protestantische Union gründeten. In der Reaktion entstand die Katholischen Liga, die Bayern-Herzog Maximilian I. leitete. Unterstützer waren das Kaiserhaus, der spanische König und die römische Kurie.

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