Speyer „Die Schau kann prunken“

Sizilianische Spur: Löwenkopf aus Bergkristall, zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. Löwenherz überwinterte auf Sizilien auf sein
Sizilianische Spur: Löwenkopf aus Bergkristall, zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. Löwenherz überwinterte auf Sizilien auf seinem Weg ins Heilige Land 1190/1191.

„Haben Gefangene Freunde?“, fragt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) in der Überschrift zu ihrem Bericht über die rheinland-pfälzische Landesausstellung „Richard Löwenherz. König – Ritter – Gefangener“ im Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Als deren roter Faden diene eine Reihe von animierten Karten, die – verteilt über mehrere Ausstellungsräume – Richards Reise ins Heilige Land und zurück veranschauliche und den König dabei Kurznachrichten zu seinen Erlebnissen schreiben lasse. „Die klare Gliederung der Ausstellung in verschiedene Stationen tut ein Übriges, um die Aufmerksamkeit des Besuchers zu lenken – auch auf Exponate, die nicht immer für sich sprechen“, schreibt das Blatt weiter. Dass die Ausstellung einen Steinblock an zentraler Stelle aufstelle, in dem ein Schwert steckt, das sich durch die Besucher sogar ein Stückchen herausziehen lässt, sei als Tribut an den Excalibur-Mythos durchaus legitim. Wie sehr der Besucher nach allem, was er zuvor gesehen hat, die „Magna Carta“ schließlich als Aufbruchssignal in eine neue Zeit wahrnehme, sei das Resultat einer intelligenten Ausstellungsdidaktik, so die FAZ. Die „Frankfurter Rundschau“ lobt in ihrer Berichterstattung unter anderem den „vortrefflichen Katalog“ zur Speyerer Schau (erschienen im Verlag Schnell und Steiner, 416 Seiten, 24,90 Euro). Die „maßgeblich von Wolfgang Leitmeyer eingerichtete Schau“ habe viel zu erzählen, heißt es weiter. „Die Schau kann prunken“: Zu dieser Erkenntnis gelangt der Verfasser des Artikels mit Blick auf „spektakuläre Animationen“ und „herrliche Kostbarkeiten“ unter den Exponaten. Kritisch merkt die „Frankfurter Rundschau“ an, es komme zu kurz, dass Löwenherz nicht nur Wallfahrer, sondern auch Plünderer und als solcher „furchterregender Wiederholungstäter“ gewesen sei. Fazit: „Die wahrhaftig opulente Schau veranschaulicht anhand einer Gestalt der Geschichte die Macht der Mythen, sie führt anhand eines Mächtigen des hohen Mittelalters die Selbstständigkeit der Legenden vor.“ Bis in ein Grußwort der offiziellen Ausstellungseröffnung im Speyerer Dom hinein hat es sogar ein Text des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ geschafft. Unter der provokanten Überschrift „Ritter Doof“ attestiert der Text den Museumsleuten, ihre Schau kratze am Image des mittelalterlichen Herrschers.

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