Speyer Diakonisse Martha Brunner wird 100 Jahre alt

Transportierte täglich zwei Eimer Suppe im Krieg: Schwester Martha Brunner von den Speyerer Diakonissen.
Transportierte täglich zwei Eimer Suppe im Krieg: Schwester Martha Brunner von den Speyerer Diakonissen.

Körperlich und geistig in Bewegung bleiben: Das hat Martha Brunner beherzigt. Die Diakonisse feiert am heutigen Dienstag ihren 100. Geburtstag im Speyerer Mutterhaus. Auch prominente Glückwünsche gibt es für sie.

Martha Brunner dreht jeden Tag mit ihrem Rollator Runden auf dem Diakonissen-Campus und in der näheren Umgebung. So hält sich die Diakonisse fit. Geistige Anregung findet sie jeden Morgen in der Morgenandacht in der Mutterhaus-Kapelle. Ein klares „Ja“ zu den Aufgaben, die Gott gestellt hat, und die Erkenntnis, dass man sich nicht alleine, sondern nur in der Gemeinschaft nachhaltig freuen kann – diese Lebenseinstellung teilt die Diakonisse auch in ihrem 100. Lebensjahr, das sie am heutigen Dienstag im Speyerer Mutterhaus vollendet.

Eine große Geburtstagsfeier im Mutterhaus der Diakonissen lässt die Corona-Pandemie allerdings nicht zu, bedauert Vorstandsvorsitzende Oberin Schwester Isabelle Wien. So übermittelt Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst unter freiem Himmel die Glück- und Segenswünsche der Evangelischen Kirche der Pfalz. Als ältestes Mitglied der Diakonischen Gemeinschaft in Speyer bezeuge Brunner, „dass Glaube Kraft, Freude und Dankbarkeit zu geben vermag“, betont die Kirchenpräsidentin.

Schokolade gegen Fahrrad getauscht

Brunners Einsatz begann 1943 in Saarbrücken mit einer Ausbildung in der Säuglingspflege. „Mein Examen legte ich 1945 im Keller ab, zwei Tage bevor die Amerikaner kamen“, erinnert sich die Hundertjährige an die Kriegswirren. Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Einsätze. Mit ihrem Fahrrad, eingetauscht für 20 Tafeln Schokolade, transportierte sie täglich zwei Eimer Suppe von der Krankenhausküche zu den Kriegsgefangenen, berichtet Brunner von ihrer Zeit als Verbandsschwester.

Anlässlich des 100. Geburtstages von Martha Brunner würdigte Oberin Schwester Isabelle Wien die dienstlichen Einsätze als Diakonisse zunächst im Säuglingsheim Speyer, danach in den Krankenhäusern in Bad Dürkheim und Zweibrücken. 1962 kehrte die Diakonisse nach Speyer zurück, wo sie vier Jahre lang im Kinderkrankenhaus tätig war, bevor sie als Lehrschwester für das Diakonische Werk in den Bildungsbereich wechselte. Von 1979 bis zu ihrem „Feierabend“, den sie seit 1995 im Mutterhaus Speyer verbringt, übernahm sie die Leitung des Diakonischen Seniorenzentrums in Homburg. Im Feierabend galt ihre treue Fürsorge zunächst ihrer leiblichen Schwester, die ebenfalls Diakonisse des Hauses war.

Bis zum Ausbruch der Pandemie zählten tägliche Besuche im Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus und im Seniorenzentrum Haus am Germansberg zu ihrer Berufung. „Die sind halt alle froh, wenn ich komme, zuhöre, die Hand auflege, ihnen ein Lächeln schenke und mit ihnen bete.“

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