Speyer Der „Zauberlehrling“ hat das letzte Wort

Ein großer Mann des Theaters ist am Dienstagabend in Speyer von der Bühne abgetreten. Der Schauspieler, Intendant und Rezitator Curt Timm hat sich im Historischen Ratssaal mit der Dichtkunst Johann Wolfgang von Goethes und Friedrich Schillers von seinem Publikum verabschiedet.

Die Schönheit der Sprache und ihre Gestaltung sind für Timm untrennbar miteinander verbunden. Das hat der 88-jährige mit seiner Abschiedsvorstellung noch einmal brillant zum Ausdruck gebracht. Balladen und Gedichte des Naturdichters Goethe und des dichterischen Freiheitskämpfers Schiller standen auf dem letzten Programm eines Mannes, dessen Karriere vor 70 Jahren an der Hamburger Schule für Musik und Theater begonnen hatte. Nach Intendanzen in Stralsund und Flensburg, Dozententätigkeit, Inszenierungen sowie Schauspielengagements in Theater, Film und Fernsehen hatte Timm 15 Jahre lang das kulturelle Leben auf der Nordseeinsel Föhr mitgestaltet. Vor fünf Jahren war Speyer sein neues Zuhause geworden. Begeistert lauschte sein Stammpublikum den von dem Rezitator interpretierten Worten deutscher Dichtkunst. Timm fühlte Schillers „Sehnsucht“ und „Hoffnung“ nach, fing Goethes religiöse Bilderschau in „Proömion“ auf und fragte einmal mehr wie Zeus in Schillers „Teilung der Erde“: „Was tun?“ Auch wenn Spuren des Alters an Timms Gestalt nicht vorüber gegangen sind – in seiner Stimme schwang – jenseits aller gelebter Jahrzehnte – die bis heute ungebrochene Leidenschaft für das gesprochene Wort. Einmal mehr verstand Timm den Augenblick festzuhalten und die Zuhörer in die Welt der Sprache zu verführen. „Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, das Echte bleibt der Nachwelt unverloren“, sagte er in der Rolle des Verführers Mephisto. „Ach, das Wort, worauf am Ende er das wird, was er gewesen“, ließ Timm den „Zauberlehrling“ nachhallen. Seine Zuhörer dankten ihm mit lang an-haltendem Beifall im Stehen. Drei Gäste gestalteten den Rahmen für die letzte Lesung des Wahlspeyerers: Der frühere Bürgermeister der Stadt, Hanspeter Brohm, sprach zur Geschichte der Dichterfreundschaft zwischen Goethe und Schiller. Weitere Programmpunkte kamen vom Gründer des Kulturortes Mühle Borgsum auf Föhr, Peter Vogel, und der Pianistin Hisako Nishizawa.

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