Kulturspiegel Der Geist Europas – auch in der Musik

Zeichen der Verbundenheit: die Leuchttafeln am Historischen Museum der Pfalz in Speyer in den Farben der Ukraine.
Zeichen der Verbundenheit: die Leuchttafeln am Historischen Museum der Pfalz in Speyer in den Farben der Ukraine.

In diesen Tagen bezieht die Kulturszene in vielfältiger Weise Position gegen den Krieg, gegen den russischen Angriff auf die Ukraine und bekundet seine Solidarität für das vom Krieg betroffene Land und seine Menschen – auch in Speyer und Karlsruhe.

Die digitalen Schautafeln am Historischen Museum der Pfalz in Speyer leuchten regelmäßig in den Landesfarben der Ukraine. Museumsdirektor Alexander Schubert erinnert in den sozialen Medien aber auch an die Besuche der russischen Staatsmänner Gorbatschow und Jelzin. Schubert schreibt: „Beide Besuche waren eindrucksvolle Zeugnisse des Aufbruchs in ein neues, friedliches Zeitalter. Die langen Jahrzehnte des Eisernen Vorhangs und der atomaren Bedrohung schienen endgültig überwunden. Knapp 30 Jahre später stehen wir fassungslos dem militärischen Angriff Russlands auf das Nachbarland Ukraine gegenüber.“ Und weiter heißt es: „Unsere Gedanken sind bei den tapferen Menschen in der Ukraine, den mutigen Menschen in Russland, die Widerstand gegen den Krieg leisten, und bei allen, die Hilfe organisieren.“

Badische Staatskapelle spielt Beethovens „Ode an dei Freude“

Ein Zeichen der Hilfe setzte am Freitag auch die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die bei ihrem Konzert im Pfalzbau Spenden für die Ukraine sammelte. In vielen Konzerten wird derzeit auch die ukrainische Nationalhymne als Zeichen der Solidarität gespielt. Zu einem sehr bewegenden klingendes Zeichen entschloss sich auch die Badische Staatskapelle Karlsruhe in ihrem jüngsten Sinfoniekonzert. Zu Beginn des zweiten Konzertteils spielte das Orchester unter Generalmusikdirektor Georg Fritzsch ohne weitere Ansage die Europahymne, also Beethovens „Freude schöner Götterfunken“ in der Einrichtung von Herbert von Karajan. Ohne Pause folgte dann als Hauptwerk des Programms, das im ersten Teil herrliche Wiedergaben des dritten und ersten Hornkonzerts von Mozart mit dem phänomenalen Solisten Johannes Hinterholzer brachte, die vierte Sinfonie von Anton Bruckner.

Dieses machtvolle Werk eines frommen, friedfertiges Meisters war in der Verbindung mit Beethovens bekannter Melodie und in diesem Moment eine Beschwörung all der humanen, harmonischen und weltumspannenden Dimensionen des europäischen Geistes, die zur Stunde wieder einmal so schrecklich mit Füßen getreten werden. Und deren Vergewisserung gegen den Ungeist der Gewalt und Aggression so wichtig ist. Der Angriff gegen die zu Europa gehörende Ukraine ist ja eben auch einer gegen den humanen Geist Europas.

Dieser Vorgeschmack lässt auf weiteres hoffen

Es war im Übrigen eine ganz außerordentliche Aufführung, bei der der 2020 unter vielen Corona-Mühen angetretene neue Musikchef am Staatstheater seine erste über einstündige, großbesetzte Sinfonie präsentierte. Und in diesem Fall Bruckners vierter Sinfonie eine ungemein intensive und durchdachte Gestalt gab. Georg Fritzschs Bruckner-Deutung hatte Tiefe und Weite, war erfüllt von Erhabenheit und klanglicher Vielfalt. Das Orchester zeigte sich in allen Registern in erstklassiger Form. Das lässt für die weitere Bruckner- oder auch Mahler-Sinfonien unter diesem Dirigenten viel erwarten.

Wer diese Wiedergabe ebenfalls oder erneut erleben will: Am 21. Mai um 21 Uhr wird es in dieser Besetzung die Vierte von Bruckner noch einmal geben, dann in einem neuen Format bei Dunkelheit in der Karlsruher Christuskirche (Infos: www.staatstheater.karlsruhe.de).

Auch das Badische Staatstheater in Karlsruhe leuchtet in den Farben der Ukraine.
Auch das Badische Staatstheater in Karlsruhe leuchtet in den Farben der Ukraine.
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