Speyer Der erste Frost lässt der Libelle keine Chance

Bringt die Farbe ins Spiel: Männchen der Großen Heidelibelle.
Bringt die Farbe ins Spiel: Männchen der Großen Heidelibelle.

Es kreucht und fleucht im Garten. Es zwitschert, summt und brummt. Insekten, Vögel und kleine Wildtiere machen es sich rund ums Haus gemütlich. Es gibt viel Neues zu entdecken, manches nach langer Zeit wieder zu sehen. Wir sind gespannt auf das Getier in den Gärten unserer Leser. Aysun Theis hat eine Libelle in ihrem Römerberger Garten gefunden.

Libellen sind hübsch anzusehen und in der Natur unterwegs. Bis nach Römerberg hat es eine ganz Besondere geschafft. Dem Fotografen war sie bisher unbekannt. Zudem hält er sein Foto für „nicht besonders schön“.

Gut, dass Jürgen Walter, Biologe, BUND-Mitglied und Vorsitzender des Speyerer Naturschutzbeirats, das eine besser weiß und das andere besser findet. Für ihn ist die Aufnahme „durchaus gelungen“.

Die Bestimmung und Beschreibung des Römerberger Gartenfunds geht er systematisch an: „Ordnung: Libellen, Unterordnung: Großlibellen, Familie: Segellibellen, Gattung: Heidelibellen, Art: Große Heidelibelle.

Zwei verbreitete Arten

Große Heidelibelle? Was ist das denn bloß? Auch hier kann Walter helfen. Demnach ist diese Art größer als alle anderen Heidelibellen. Zudem erkennt er schwarze Libellenbeine mit gelben Außenstreifen. „In dieser Kombination verbleiben dann nur noch zwei verbreitete Arten: die Große und die Gemeine Heidelibelle“, erklärt er seine gründliche Nachforschung.

Wobei wie so oft in der Tierwelt die Weibchen der Großen Heidelibelle eher unscheinbar bräunlich daher kommen. Die Männchen bringen die Farbe ins Spiel. Wie der abgebildete blass-rote Libellen-Mann. Walter sieht natürlich weit mehr als der Laie. Er hat seitlich auf seiner Brust zwei breite gelbliche Streifen entdeckt und einen relativ gleichmäßig dicken Hinterleib.

Schwarzer Streifen auf der Stirn

Das eindeutigste Merkmal der Großen Heidelibelle sieht Walter auf der Stirn am Augenansatz: einen schwarzen Streifen. Zu sehen ist er aber nur andeutungsweise.

Libellenaugen beschreibt Walter als sehr leistungsfähig. Sie sind demnach oft halb so groß wie der Kopf des Tieres. Die bei uns häufigen Libellen-Arten fliegen ab Hochsommer bis in den späten Herbst hinein, sagt der Biologe. Den ersten Frost überlebt demnach keines der Tiere. Auch die Große Heidelibelle lege ihre Eier sehr spät im Jahr im Wasser ab, berichtet Walter. „Die meisten Larven schlüpfen erst im darauf folgenden Sommer.“

Gerne an flachen Stillgewässern

Libellen besiedeln demnach flache Stillgewässer, die sich in der Sonne schnell erwärmen. Ideal sei dichter Wasserpflanzenbewuchs, zeigt der Experte Möglichkeiten auf, den eigenen Gartenteich mit Libellen zu bereichern. In den Wasserpflanzen könnten sich die Larven vor ihren größten Feinden, den Fischen, verstecken, erklärt Walter.

Grundsätzlich leben Libellen und ihre Larven räuberisch von fast allem, was sie bewältigen können. Die Libelle sei zwar ein sehr guter Flieger, sei aber dennoch nicht sicher vor Vögeln und Fröschen, betont der Biologe. Das Kuriose hat er sich für den Schluss aufgehoben: Danach können größere Libellenlarven Kaulquappen erbeuten, größere Frösche aber auch Libellen fangen.

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