Speyer Der entscheidende Tausendstel Millimeter

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Waldsee. Wer sein Auto liebt, der investiert schon mal zweieinhalb Stunden, um seinen Schatz auf vier Rädern zum Glänzen zu bringen. Für Norbert Käfer gelten andere Maßstäbe: „Ich brauche manchmal zweieinhalb Stunden, um einen einzigen Scheinwerfer zu reinigen“, sagt er. „Dann sieht er aber auch aus wie neu.“ Käfer steht in seiner Werkstatt im Gewerbegebiet von Waldsee, hinter ihm verdeckt eine Plane einen Porsche 39 Turbo. „Der ist so nur 40 mal gebaut worden“, sagt Käfer. Wie viel das Auto wert ist? „200.000 Euro. Und heute Mittag kommen noch zwei Porsche.“ Käfer zieht die Plane von dem Auto, das bereits da ist, in dem Lack kann man sich spiegeln. „Dem Kunden ist das noch nicht sauber genug“, sagt Käfer. „Extravagante Kunden, extravagante Wünsche.“ 40 bis 60 Autofahrer vertrauen dem gebürtigen Ludwigshafener im Schnitt jeden Monat ihre Autos an. Vor allem Sportwagen, Oldtimer und Limousinen rollen in Käfers Werkstatt, die Hintergründe sind ganz unterschiedlich: „Manche wollen ihren Wagen verkaufen, andere fahren auf Ausstellungen oder wollen das Fahrzeug einfach im Winter einlagern“, sagt der 54-Jährige. Eines haben die Kunden gemeinsam: „Sie kommen mindestens aus dem oberen Mittelstand.“ Käfer arbeitet nicht nur in seiner Werkstatt: „Ich fahre auch raus und reinige Boote oder Sportflugzeuge.“ Seine Leidenschaft für saubere Autos hat er von seinem Vater geerbt, der Cheffahrer bei einem großen Unternehmen war. „Er war ein Pflegetyp. Und mir war auch schon immer wichtig, dass gut aussieht, was ich mache.“ Bevor er sein Hobby zum Beruf machte, lernte Käfer Betriebsschlosser, von 1984 bis 2005 arbeitete er für die BASF. Nebenbei kümmerte er sich um die Autos seiner Kumpel. 1997 kaufte er sich seine erste Poliermaschine. 2005 nahm er ein Abfindungsangebot der BASF an und richtete in Limburgerhof eine Werkstatt ein. „Der Rest war ,Learning by Doing’“, sagt Käfer. 2010 zog er mit seinen Maschinen in die Halle im Waldseer Industriegebiet. Käfer nennt sich „Fahrzeugpfleger“, ein geschützter Beruf ist das nicht. „Eigentlich ist es gar kein Beruf.“ Er habe es deswegen auch mit unseriöser Konkurrenz zu tun. „Es gibt viele Scharlatane.“ Für Käfer ist das nicht unbedingt schlecht. Wer ein Auto schlecht poliert, kann den Lack nämlich beschädigen. Zum Ausbessern kommen viele dann zu Käfer. „Je mehr Mikrokratzer im Lack sind, umso weniger glänzt er“, sagt er. Er arbeite nach dem Motto „Weniger ist mehr“ und versuche, mit möglichst geringer Lack-Abnahme möglichst viele Schäden zu entfernen. „Es reicht oft, einen Tausendstel Millimeter abzutragen, damit es aussieht wie neu.“ Neben dem Außenprogramm inklusive Handwäsche und Politur bietet Käfer auch komplette Innenraumreinigungen mit Lederaufwertung und Pflege sowie Lackversiegelungen mit einem von ihm eigens hergestellten Carnaubawachs an. Seit vergangenem Jahr verkauft er dieses Wachs und eine eigene Pflegeserie auch auf der Homepage www.herrenfahrt.com. „Die Rezeptur für das Wachs habe ich zusammen mit einem Doktor der Chemie fünf Jahre lang entwickelt“, sagt Käfer. Auch seine Erfahrungen bei der BASF hätten ihm dabei geholfen. Gibt es denn Autos, um die sich Käfer besonders gerne kümmert? „Es macht natürlich mehr Spaß, wenn einem das Auto gefällt“, sagt er. Ein Ferrari GT 250 sei ihm zum Beispiel in Erinnerung geblieben, oder ein Rolls Royce Phantom. „Aber ich kümmere mich auch gerne um ganz normale Autos.“ Und um Boote, Lkws und Flugzeuge. Kontakt und Preis „Käfer Lackprotection“ findet man in der Mörschstraße 45 in Waldsee und erreicht sie unter 06236 462273. Eine Außenreinigung mit Handwäsche, Politur und Versiegelung kostet für einen Mittelklassewagen zwischen 250 und 355 Euro.

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