Speyer Der entlastete Pfarrer

Als Pfarrer Marc Reusch 2013 nach Mexiko ging, änderte sich vieles für die Protestanten in Speyer. Pfarrerin Christine Gölzer übernahm seine Stelle in der Dreifaltigkeitskirchengemeinde. Die beiden halben Stellen, die sie vorher ausgefüllt hatte, bleiben unbesetzt. Um das aufzufangen, kooperieren die Gemeinden. Annekatrin Schwarz, stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums der Dreifaltigkeitskirchengemeinde, erläutert: „2011 oder 2012 haben wir die erste Presbyteriumssitzung mit der Gedächtniskirche gehabt. Wir haben schon vorher zusammengearbeitet.“ Thomas Kern, Schriftführer im Presbyterium der Auferstehungskirchengemeinde, ergänzt: „Im Sommer 2012 waren wir erstmals zu dritt. Unabhängig von dem Beschluss der Landeskirche, Kooperationszonen zu bilden, haben wir uns zusammengetan.“ Die Auferstehungskirchengemeinde ist die kleinste der Drei. Da braucht es auch das Feingefühl der anderen beiden Gemeinden. Angela Magin, stellvertretende Presbyteriumsvorsitzende in der Gedächtniskirchengemeinde, betont: „Da muss man vorsichtig und sensibel herangehen, auf die anderen Gemeinden eingehen.“ Das funktioniere. Jede Gemeinde solle ihr Profil behalten. „Wir versuchen uns in unserer Rolle als deutlich kleinste Gemeinde zu behaupten und uns nicht schlucken zu lassen“, sagt Kern. Die Auferstehungsgemeinde will teilweise eigene Wege gehen. Beispielsweise beim Gemeindebrief. „Wir verfassen einen für Dreifaltigkeits- und Gedächtniskirchengemeinde zusammen“, sagt Pfarrerin Gölzer. Die Auferstehungskirche gibt ihren eigenen heraus. Sie ist laut Kern in den 1970ern aus der Dreifaltigkeitskirchengemeinde heraus entstanden. Und auch in Sachen Konfirmation gibt es einen Unterschied. Langfristig sollen die Konfirmanden der drei Gemeinden zusammen unterrichtet werden und zusammen feiern. Gedächtniskirche und Dreifaltigkeitskirche machen das bereits. Die Auferstehungskirche wird 2015 mit von der Partie sein, wie Kern berichtet. Gerade die Kooperation im Bereich der Konfirmanden hat für die Pfarrer Vorteile: „Ich muss nur noch einmal alle zwei Jahre Konfirmation feiern, weil das auch von meinen Kollegen übernommen wird“, sagt Gölzer. Sie war bislang für rund 60 Jugendliche zuständig. Außerdem kümmern sich so mehr Haupt- und Ehrenamtliche um die jungen Christen, sind sich Pfarrer und Presbyter einig. Die Chance sei damit größer, die Jugendlichen für eine Mitarbeit in den Gemeinden zu gewinnen. Ein weiterer Vorteil: „Dadurch, dass jetzt das Team größer geworden ist, ist es auch möglich gewesen, den Jugendlichen mal eine Übernachtung in der Gedächtniskirche anbieten zu können. Das ist etwas Besonderes. Das hätten wir alleine gar nicht leisten können“, sagt Gölzer. Auch im Bereich der Krabbelgottesdienste, nun monatlichen Taufen, bei Erntedankfesten oder an Weihnachten gibt es Kooperationen der Drei. Vor allem vor dem anstehenden großen Fest gibt es noch Vorbehalte: „Am ersten Weihnachtsfeiertag sollte ein zentraler Gottesdienst in der Gedächtniskirche stattfinden, am zweiten Weihnachtsfeiertag in den jeweiligen Gemeinden. Wir waren etwas unglücklich mit einem zentralen Gottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag“, berichtet Kern. Die Auferstehungskirchengemeinde hat ihr eigenes Angebot. Im Bereich der Seniorenmittage gibt es ebenfalls neue Ideen, wie Magin erläutert: „Pfarrer Uwe Weinerth übernimmt diese Veranstaltungen in der Dreifaltigkeits- und Gedächtniskirchengemeinde.“ Im innerstädtischen Bereich haben die Gemeinden auch in Sachen Gottesdienstzeiten experimentiert. „Wir haben zwei Gottesdienste angeboten: um 9.30 Uhr und um 11 Uhr. Das hatte den Vorteil, dass ein Pfarrer hätte einspringen können, wenn der andere verhindert gewesen wäre. Das kam aber nur einmal vor“, sagt Gölzer. Der Gottesdienst um 11 Uhr kam gut an, jener um 9.30 Uhr war nicht so gut besucht. Künftig wollen sich die Presbyterien der drei Gemeinden mindestens einmal jährlich treffen. „Am Anfang war die Sitzungsdichte sehr groß“, sagt Gölzer. Viel Grundsätzliches musste geklärt werden. „Das betraf aber die ,normalen’ Presbyter nicht“, ergänzt sie. In den Gemeinden merkten viele Mitglieder die Veränderung kaum. „Es sei denn, ihr Kind geht gerade zur Konfirmation“, sagt Magin. Dekan Markus Jäckle, Vorsitzender des Presbyteriums der Gedächtniskirchengemeinde, sagt: „Das Feld ist größer geworden, die Arbeit vor Ort bleibt.“ Er ist sich sicher, dass es langfristig nur geht, indem alle protestantischen Kirchengemeinden in Speyer kooperieren: „Die Zusammenarbeit wird auch intensiviert werden müssen“, sagt er.

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