Speyer Das Zuwenig und das Zuviel

Wirtschaftsingenieur (Master of Science) Mathias Reinhart ist Spezialist für Erneuerbare Energien. Seit zwei Jahren arbeitet er als Projektmanager bei den Stadtwerken Speyer (SWS) an kreativen Lösungen für eine effektivere Energienutzung.

Wie Energie aus regenerativen Ressourcen mittels Batterien gespeichert werden kann, ist eine der Fragen, die Mathias Reinhart derzeit umtreiben. „Energie, die über Windkraft- oder Photovoltaikanlagen gewonnen wird, entsteht stoßweise und wird nicht in der gleichen Menge, wie sie erzeugt wird, von den Verbrauchern wieder abgerufen“, erklärt er. Um das Zuwenig mit dem Zuviel ausgleichen zu können, bedürfe es neuer Technologien. Deren Entwicklung stecke aber erst in den Kinderschuhen, so der 29-jährige Speyerer. Sein Arbeitsplatz kennt auch deshalb keine Routine. „Ich habe ein generalistisches Studium an der Hochschule Mannheim absolviert. Das heißt, dass ich mich allgemein mit Fragestellungen in der Energiewirtschaft auskenne, aber kein hochspezialisiertes Wissen in Teilgebieten habe“, erzählt er im Gespräch mit der RHEINPFALZ. In die Details müsse er sich bei jedem seiner Projekte neu einarbeiten, sagt er. Das schließe regelmäßigen Austausch mit Wissenschaftlern, Technikern und anderen Energiedienstleistern auf Landesebene mit ein. Und den mit den Speyerer Bürgern, fügt er hinzu. „Ich überlege mir, wie eine Idee ganz praktisch vor Ort umgesetzt werden kann“, sagt er. Dazu gehöre es auch, sich durch Befragungen ein Bild über tatsächliche Nutzergewohnheiten zu machen. Auch politische Entscheidungen beeinflussten seine Arbeit direkt, so Reinhart. „Wenn sich gesetzliche Rahmenbedingungen im EEG, dem Erneuerbare Energien Gesetz, ändern, hat das auch massive Auswirkungen“, sagt er. Noch vor kurzem hätten Bürger Dachmietverträge mit den SWS abgeschlossen, wenn sie die Erlaubnis für die Installation einer Fotovoltaikanlage durch die SWS erteilt hätten. Der auf privaten Dächern geerntete Solarstrom sei ins allgemeine Netz eingespeist und gemäß EEG-Vorgaben vergütet worden. Wegen der aktuellen Subventionsstreichungen der Bundesregierung ließen sich Neuanlagen jetzt meist nicht mehr finanzieren. Geplant hat Reinhart seinen Werdegang nie. „Es kam einfach immer eins zum anderen“, überlegt er. Seinen Realschulabschluss habe er am „Kolb“ gemacht, anschließend das Fachabitur an der Höheren Berufsfachschule Speyer abgelegt. Seine berufliche Heimat habe er zunächst in der Automobilbranche gesucht. „In Mannheim habe ich eine Ausbildung als Industriekaufmann in der Mercedes-Benz-Niederlassung absolviert“, erzählt er. Danach sei der Schritt an die Hochschule Mannheim für ihn naheliegend gewesen. „Während des Bachelor-Studiengangs zum Wirtschaftsingenieur konnte ich mein Praxissemester im Entwicklungszentrum bei Porsche machen“, so Reinhart. Die perfekte Grundlage für eine klassische Karriere in der Autoindustrie, hätte ihn nicht das Interesse für Umweltthemen gepackt. In seiner Bachelorarbeit habe er deshalb den produktionsinternen Umweltschutz in der Maschinenbaubranche unter die Lupe genommen. Und als beim weiterführenden Masterstudium die Vertiefungsrichtung Energietechnik und Energiemanagement zur Auswahl stand, war für ihn klar: „Im Bereich Erneuerbare Energien, die für unser hochtechnologisches Land eine immer größere Rolle spielt, möchte ich unbedingt arbeiten.“ Seinen aktuellen Arbeitgeber hat Reinhart, der jeden Tag vom Wohnort Ketsch zum Arbeitsplatz nach Speyer radelt, wohl schon vor Studienabschluss überzeugt: „Ich habe meine Masterarbeit „Energietechnische Gebäudestandards und deren Konsequenz für die wirtschaftliche Wärmeversorgung aus Nahwärmenetzen“ bei den Stadtwerken erarbeitet“, berichtet er. Nachdem er die wissenschaftliche Untersuchung bei der Hochschule eingereicht hatte, sei er als Mitarbeiter eingestellt worden.

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