Speyer Das neue Programm der Dommusik

 Der Domchor und die Dombläser bei der Osternacht 2022: Domkantor Joachim Weller dirigiert.
Der Domchor und die Dombläser bei der Osternacht 2022: Domkantor Joachim Weller dirigiert.

Die Fortsetzung bewährter Reihen mit einem attraktiven Angebot und neue Formate prägen das Programm der Dommusik in Speyer. Sie hat unter anderem eine erste Speyerer Chornacht am 14. Mai initiiert.

Die Dommusik in Speyer war in der Corona-Zeit, vor allem im zweiten Lockdown vom November 2020 bis Frühjahr 2021 eine der ganz wenigen Institutionen weit und breit, die in der Gestaltung gottesdienstlicher Feiern Musik live ermöglicht hat.

Nun, nach dem Ende der meisten Corona-Einschränkungen, bietet die Dommusik wieder ein volles Programm, das auch wieder in einer Broschüre in gedruckter Weise und auf der Internetseite der Dommusik niedergelegt ist. Gestern stellten Domkapellmeister Markus Melchiori und Domkantor Joachim Weller ihre Pläne der Öffentlichkeit vor.

Melchiori betonte dabei erneut, dass die musikalische Ausgestaltung der Gottesdienste die vorrangige Aufgabe der Dommusik ist. Im chorischen Bereich sind dabei zur Zeit 100 Mädchen im Mädchenchor, 70 Jungen bei den Domsingknaben und 70 Erwachsene im Domchor aktiv.

Domkantor Weller wies auch auf die chorpädagogische Arbeit und die über die Proben hinausgehenden sozialen Aktivitäten zur Förderung der Chorgemeinschaft hin.

Nachwuchs für die Chöre

An Christi Himmelfahrt werden neue Mädchen und Knaben in die A-Chöre der Dommusik aufgenommen, zehn Tage später gibt es im Pontifikalamt am Pfingstsonntag wieder einmal eine klassische Orchestermesse, die Missa solemnis C-Dur KV 337 von Wolfgang Amadé Mozart, dazu erklingt Mozarts Regina caeli KV 276.

Apropos Maria: Schon am 7. Mai geht ein in der Corona-Zeit entwickeltes Format weiter – die Reihe musikalischer Andachten. Drei Mal gibt es im Marienmonat Mai an Samstagen den „Halte.Punkt.Maria“. Da gibt es auch Kirchenmusik von Mozart zu hören.

Am 14. Mai allerdings gibt es keine Andacht, denn da ist von 19 bis nach 23 Uhr die erste Speyerer Chornacht mit Kurzkonzerten von acht Chören an vier Orten in Speyer. Neben den Domchören singen der Mozartchor Speyer und Gastchöre aus Trier, Limburg, Karlsruhe und Lingenfeld. Das Programm ist bunt gemischt.

Wieder eine Woche später am Sonntag, 22. Mai, um 15 Uhr stellen die Nachwuchschöre das Kurzmusical „Bartimäus geht ein Licht auf“ in der Kirche des Priesterseminars St. German auf die Beine. So bekommen die Kinderchorgruppen ihr eigenes Konzerterlebnis.

Auch bei der „Speyerer Kult(o)urnacht“ am 10. Juni ist die Dommusik dabei. Von 19 bis 22 Uhr spielt Domorganist Markus Eichenlaub beschwingte Musik im Zeichen des Tanzes an den beiden Orgeln des Doms.

Händel und Schütz

Am Sonntag, 3. Juli, wirkt der Domchor beim Abschlusskonzert des Musikfestes Speyer der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in der Gedächtniskirche mit. Unter der Leitung von deren Chefdirigenten Michael Francis steht das selten gespielte Oratorium „Christus am Ölberge“ von Ludwig van Beethoven auf dem Programm. 2023 wird der Domchor beim Musikfest der Staatsphilharmonie auch wieder singen, dann in Mozarts Requiem in der Fassung von Robert Levin.

Mozarts Requiem in der Fassung von Süßmayr hatte ja die Internationalen Musiktage Dom zu Speyer im vergangenen Jahr eröffnet. Mozart zitiert in seiner Totenmesse Musik von Georg Friedrich Händel.

Der Halle’sche Meister steht neben Heinrich Schütz im Mittelpunkt der Musiktage in diesem Jahr. Im Eröffnungskonzert am 16. September um 19.30 Uhr im Dom dirigiert Joachim Weller Händels „Utrechter Te Deum und Jubilate“ mit Mädchenchor und Domsingknaben sowie der Churpfälzischen Hofkapelle. Beschlossen wird das Festival am Montag, 3. Oktober, um 17 Uhr in der Kirche St. Joseph mit dem biblischem Oratorium „Joshua“ von Georg Friedrich Händel. In der Titelrolle ist der englische Startenor James Gilchrist zu hören. Es singt der Domchor, es spielt L’arpa festante. Markus Melchiori dirigiert. Weitere Stücke Händels stehen auf dem Programm, darunter Kammermusik, die Neun Deutschen Arien mit Anabelle Hund und das erst vor gut 20 Jahren von dem Hamburger Musikwissenschaftler Hans-Joachim Marx wiedergefundene Gloria für Sopran, Streicher und Generalbass, das 2001 bei den Göttinger Händel-Festspielen wiederaufgeführt wurde.

Elite-Chor aus England

Daneben kommt mehrfach Musik von Heinrich Schütz mit erstklassigen Ensembles aus dem Bereich der Alten Musik wie dem Ensemble Polyharmonique und dem Johann-Rosenmüller-Ensemble zu Gehör. Zudem stehen Alte Musik aus Nordeuropa und Gregorianik auf dem Programm.

Genauso vielfältig wie die Stückeauswahl sind auch die Konzertformate: Lunchtime-Konzerte zur Mittagszeit (als neues Format), Orgel 3.0 am frühen Nachmittag und Nachtkonzerte bieten Gelegenheit, dem eigenen Biorhythmus und dem Musikgeschmack folgend fast rund um die Uhr Konzerte zu besuchen.

Eine Besonderheit ist der Gastauftritt des Westminster Cathedral Choir am Samstag, 24. September, im Dom. Die Westminster Cathedral (nicht zu verwechseln mit Westminster Abbey, wo übrigens Händel begraben ist) ist die größte katholische Kirche in der britischen Hauptstadt und der Chor dort einer der weltweit besten seiner Art, der zudem nur selten außerhalb Englands aufritt.

Erstmals seit zwei Jahren wurde 2022 die Reihe „Cantate Domino“ in der Fastenzeit wieder aufgenommen. Die geistlichen Konzerte laden in den geprägten Zeiten (Advents- und Fastenzeit) samstags zur Besinnung in den Dom ein.

Info

www.dommusik-speyer.de

Aktuelle Termine

Die musikalischen Andachten „Halte.Punkt. ...“ waren ein in der Corona-Zeit von der Dommusik entwickeltes Format. Sie leben weiter: in diesem Jahr als klingende Maiandachten „Halte.Punkt.Maria“. Die erste ist am 7. Mai um 18 Uhr im Dom. Der Altus Matthias Lucht und Domorganist Markus Eichenlaub musizieren venezianischen Marienmotetten.

Der Dom ist traditionell eine Station beim Speyer Orgelspaziergang. Nach zwei Jahren Corona-bedingter Zwangspause findet er wieder statt – und feiert dabei gleichzeitig sein zehnjähriges Bestehen. Am 8. Mai laden von 14 bis 17.15 Uhr alle vier Innenstadtkirchen zu jeweils halbstündigen Kurzkonzerten ein. Die Organisten musizieren unentgeltlich, so dass der gesamte Erlös aus den Eintrittsgeldern in die dringend benötigte Renovierung der Wilbrand-Orgel in der Kirche St. Joseph fließen kann. Der Orgelspaziergang ist Frucht einer Zusammenarbeit innerhalb des Ökumenischen Kantorenkonvents Speyer.

Um 14 Uhr wird mit Glockenschlag der Gedächtniskirche Kirchenmusikdirektor Robert Sattelberger an der Kleuker-Orgel und der neuen Chororgel den Spaziergang eröffnen. Er spielt Werke von Samuel Scheidt, Jehan Alain und Francois Couperin. Als Besonderheit wird er die Ouvertüre zu Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla“ zum Besten geben. Domorganist Markus Eichenlaub spielt ab 14.45 Uhr in St. Joseph Werke von Sebastian Heredia, Marco Enrico Bossi, Julien Bret („Engelswalzer“) und César Franck (Final). Danach lädt die Pfarrei Pax Christi zu einer halbstündigen Pause rund um die Kirche St. Joseph ein, wo Getränke und Brezeln verkostet werden können.

Da die Orgel in der Dreifaltigkeitskirche wegen technischer und elektrischer Unzulänglichkeiten stillgelegt ist, haben sich Robert Sattelberger und Markus Eichenlaub etwas Besonderes überlegt. Um 16 Uhr eröffnen sie im Duett die dritte Station mit Werken für Cembalo und Truhenorgel. Für diese aparte Besetzung erklingen Werke von Händel (Orgelkonzert B-Dur), Bach, Pasquini und das Concierto a-Moll von Soler.

Der Zweite Domorganist Christoph Keggenhoff beschließt im Finale den Orgelspaziergang ab 16.45 Uhr an der Orgelanlage des Doms. Es erklingen Kompositionen vom Barock bis zur Romantik von Jean Adam Guilain, Francois Benoist sowie die Zweite Sonate von August Gottfried Ritter.

Infos und Flyer unter https://www.dom-zu-speyer.de/dommusik/konzerte/speyerer-orgelspaziergang/

Zur Sache

Bei den Internationalen Musiktagen Dom zu Speyer erklingt heuer vor allem Musik von Heinrich Schütz (schließlich gedenken wir 2022 seines 350. Todestag) und Georg Friedrich Händel. Was verbindet eigentlich diese beiden Barockmeister?

Ok, sie wurden im Abstand von knapp 100 Kilometern und 100 Jahren in Mitteldeutschland geboren. Schütz 1585 in Köstritz, Händel 1685 in Halle an der Saale. Aber auch Bach ist ja 1685 zur Welt gekommen.

Es gibt aber ein noch viel bedeutenderes Verbindungsglied geografischer Natur in der Biografie von Schütz und Händel. Und das liegt aparterweise genau in der Mitte zwischen ihren jeweiligen Geburtsorten. Es ist die ehemalige Residenzstadt Weißenfels im Burgenlandkreis im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt.

Hier verbrachte Heinrich Schütz ab seinem fünften Lebensjahr seine Kindheit und dann in hohen Alters Mühen seinen Lebensabend. Das Haus, in dem er ab 1651 lebte, ist erhalten und heute ein Museum.

Erhalten vom Schloss in Weißenfels ist auch die Schlosskapelle, ein sehr bemerkenswerter Sakralbau. Dort spielte einst, weil sein Vater als Leibchirurg beim Herzog beruflich zu tun hatte, der noch nicht einmal achtjährige Händel ein bisschen auf der Orgel. Der Herzog hört dies und wies Vater Händel an, den begabten Sohn zum Musiker ausbilden zu lassen. Das war Vater Georg eigentlich gar nicht recht, aber es war dann doch die Geburtsstunde des Musikgenies Händel.

Kommentar

Die Speyerer Dommusik geht gestärkt aus der Corona-Pandemie hervor. Sie hat ja auch mit sehr guten Lösungen auf sie reagiert.

Der für die Dommusik zuständige Domdekan und - kustos Christoph Maria Kohl hat es gestern zu Recht betont: Die Dommusik in Speyer ist gut durch die Pandemie gekommen. Sie hat heute mehr Sänger als zuvor – und sie hat den Dom als „Ort der Stärkung“ (so Kohl) auch in stillen Seiten mit Musik erfüllt. Seinem Dank an Domkapellmeister Markus Melchiori und Domkantor Joachim Weller ist nur beizupflichten. Beide haben nicht nur das Mögliche getan, die Arbeit der Dommusik in welcher Form auch immer aufrechtzuerhalten und alle mit ihr Verbundenen einzubinden und zu motivieren. Mit den „Halte.Punkten“ wurde auch ein zukunftsfähiges neues Format entwickelt. Und kluge Planung mit tragfähigen Corona-Konzepten hat auch 2020 und 2021 Internationale Musiktage am Dom zu Speyer möglich werden lassen.

Auf der Basis solch sehr erfolgreicher Arbeit kann nun wieder ein vollständiges und sehr attraktives kirchenmusikalisches Programm vorgelegt werden. Und es geht mit neuen, ansprechenden Ideen weiter: Die erste Speyerer Chornacht in einer Woche ist eine davon.

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