Mannheim Das Comedy-Duo Die Feisten im Capitol

Das Duo im Mannheimer Capitol.
Das Duo im Mannheimer Capitol.

Der Kleinkunstpreis Baden-Württemberg 2022 ist noch nicht verliehen, aber die meisten Gewinner stehen inzwischen fest. Einer der mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreise wird an das musikalische Comedy-Duo Die Feisten gehen, das mit seinem neuen Programm „jetzt!“ im Mannheimer Capitol überzeugte.

Schon als Rainer Schacht und Mathias Zeh (Künstlername: C.) die Bühne des nahezu voll besetzten Hauses betreten, ist der Applaus riesengroß. „Uns geht's doch genauso, nur können wir das nicht so schön ausdrücken wie ihr“, verleiht Schacht ihrer Freude Ausdruck, dass nach der Pandemie nun (vorläufig?) wieder so etwas wie Normalität eingekehrt ist. Im Parkett und auf der Empore sitzen die Besucher wieder dicht an dicht und nur Einzelne tragen noch Masken. „Das ist ein Zeichen“, so Schacht, als er erläutert, dass es sich bei diesem Auftritt zum ersten Mal seit sehr langer Zeit nicht um eine verschobene und nachgeholte, sondern um eine „frisch aufgelegte“ Veranstaltung handle. In ihrem Willkommenssong gehen die beiden auch auf ihre Vergangenheit ein.

Vor inzwischen mehr als drei Jahrzehnten hatte ihr erstes Bandprojekt Ganz Schön Feist in Göttingen seinen Anfang genommen. Die Gruppe, damals noch ein Trio, kombinierte von Beginn an humorige, zum Teil alberne Texte mit anspruchsvollem Gesang, Saiteninstrumenten und Perkussion. Ihre erste Single, „Eifersucht“, erschien 1989. Den größten Erfolg erzielte das Terzett knapp zehn Jahre später mit dem Album „Gänseblümchen“ und der daraus ausgekoppelten Single „Du willst immer nur f...“. 2013 gaben Ganz Schön Feist ihr Abschiedskonzert, bei dem Schacht und C. bereits ankündigten, künftig als Duo weiterzumachen. Im Jahr darauf veröffentlichten sie als Die Feisten ihre erste CD „Versuchslabor“.

Mit ihrem spaßigen Skandal „Du willst immer nur f...“, „Innere Werte“ oder „Lambadabar“ spielen die beiden Verbliebenen im Capitol auch Lieder aus der Zeit zu dritt, doch ebenso Songs aus den letzten Jahren und von ihrer jüngsten, wieder einmal seltsam betitelten CD „Radio Uwe & Claus“. Der Titeltrack ist ein ausgemacht stumpfsinniges und gewollt ausdruckslos, zum Teil gähnend müde vorgetragenes Lied, das sich gegen die enervierend gute Laune von Radiomoderatoren besonders am frühen Morgen wendet. Als Morning-Show-Moderatoren Uwe & Claus bewerben Schacht und C. die Kunst des negativen Denkens und empfehlen: „Wenn du die ganze Zeit zufrieden bist / Und wenn das Glück dich nicht in Frieden lässt / Und du willst einfach mal schlecht gelaunt sein, / Schalt' Radio Uwe & Claus ein.“

Nicht in „Radio Uwe & Claus“, aber in den meisten anderen Songs der Feisten könnte der Kontrast zwischen der gefälligen, eingängigen Musik, die in wohltönender Perfektion dargeboten wird, und den originellen, auch provokativen Texten kaum größer sein. Dies ist geradezu das Markenzeichen des Duos. Die Aufmerksamkeit des Hörers gilt damit den abgeklärt formulierten Lyrics, auch wenn sich C. gesanglich voll auf der Höhe zeigt und Schacht sich als harmonierende zweite Stimme beweist. Er ist ein Multitalent, der auf der Bühne die akustische Gitarre ebenso gekonnt einzusetzen versteht wie die Ukulele, ein kleines Schlagzeug oder die indische Sitar.

Alle Songtexte der Feisten sind komische, zum Teil parodistische, zum Teil spöttische Miniaturen, die ebenso von ironischen Brechungen, überraschenden Twists und Pointen leben, wie die ausführlichen, wenn auch offenbar wenig spontanen, amüsanten Ansagen, die Die Feisten auf der Capitol-Bühne machen. „Die beiden sind spektakuläre Text-Akrobaten, Kreativitäts-Extremisten, Hintergrunds-Ausloter und Multi-Instrumentalisten“, heißt es entsprechend auch in der kurzen, bislang veröffentlichten Begründung zur Verleihung des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg 2022.

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