Speyer Damm-Experten treffen auf zornige Bürger

Naturschatz in Gefahr: Den Rheindamm im Lindenhof säumt ein prachtvoller Baumbestand.
Naturschatz in Gefahr: Den Rheindamm im Lindenhof säumt ein prachtvoller Baumbestand.

Bei einer Informationsveranstaltung zur Sanierung des Rheindamms in Mannheim zwischen dem Großkraftwerk und dem Stadtteil Lindenhof ist es hoch hergegangen. Rund 350 Bürger waren der Einladung von Regierungspräsidium Karlsruhe und der Stadt Mannheim ins John-Deere-Forum gefolgt. Dass wohl Tausende Bäume gefällt werden, ist für viele nicht akzeptabel.

Den Zorn vieler Mannheimer haben die Vertreter des Regierungspräsidiums zu spüren bekommen. In der aufgeheizten Stimmung waren die Verantwortlichen mit dem Unmut der Bürger konfrontiert. „Dass so viele Menschen hier sind, zeigt, dass es ein Herzensthema ist für viele“, stellte Mannheims für Umwelt zuständige Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) in ihrer Begrüßung fest. 350 Interessierte waren ins John-Deere-Forum gekommen. Wegen des Andrangs war die Informationsveranstaltung von der Jugendherberge im Lindenhof dorthin verlegt worden. Aber auch diese Halle war überfüllt. „Die Verwaltung teilt die Sorge der Bürger. Wir werden uns das nicht leicht machen“, versicherte Kubala zu Beginn der Veranstaltung. Die Stadt sei mit der Genehmigung der Planfeststellung rechtlich am Verfahren beteiligt. „Es gibt zwei Dinge abzuwägen: die Situation bei einem Hochwasser und den Schutz der Bäume“, meinte die Bürgermeisterin. „Dieser Damm ist dringend sanierungsbedürftig. Bei einem Dammbruch wären die Stadtteile Neckarau und Lindenhof in kürzester Zeit bis zu vier Meter hoch überflutet“, begründete Armin Stelzer, Leiter für Hochwasserschutz im Regierungspräsidium, die Haltung der Behörde. Baumbestand auf Dämmen sei früher unterschätzt worden. Die Hochwasser an Elbe und Oder hätten jedoch gezeigt, was passieren könne, so Stelzer. Daher sei die geltende Norm zum Dammbau verschärft worden, die jetzt keine Bäume mehr zulasse. Nach Mannheim mitgebracht hatte der Leiter für Hochwasserschutz sein Team von Mitarbeitern, darunter Ingenieure, Planer und Umweltexperten. Die Fachleute wurden während der über vierstündigen Veranstaltung mit Fragen überschüttet. Kritische Äußerungen von Teilnehmern wurden im Saal mit Applaus honoriert. Einige Bürger zweifelten die Notwendigkeit des gesamten Projekts an. „Warum wird hier Angst geschürt? Selbst alte Leute haben hier noch nie so ein Hochwasser erlebt“, meinte ein Besucher. Viele Fragesteller kritisierten die Baumfällungen. „Warum machen wir uns zum Sklaven einer DIN-Norm?“, fragte einer. Diese Einlassung führte direkt zur Schlüsselfrage: Machen Baumwurzeln einen Damm stabiler oder durchlässiger? Einige der Besucher nannten Beispiele von Dämmen in Deutschland, auf denen sich Bäume befinden. Diese Beispiele seien mit Mannheim nicht vergleichbar. Wie die Erkenntnisse an Elbe und Oder gelehrt hätten, seien Bäume an Dämmen negativ zu bewerten und deshalb zu entfernen, so die Fachleute. Im Großen und Ganzen blieb die Diskussion in den Reihen des Publikums sachlich, nur vereinzelt gab es despektierliche Äußerungen. Freilich wurde wieder gefragt, wie viele Bäume gefällt werden. Insgesamt geht es wohl um 1000 dickere und noch mehr dünnere Bäume, räumte Stelzer ein. Ein Zuhörer wollte wissen, warum nicht überall Spundwände eingesetzt werden. Die normale Bauweise des Damms sei ein Erdbauprofil, das 2600 Euro pro Meter koste. Eine Spundwand sei 2000 Euro teurer, verwies Stelzer darauf, dass seine Behörde sparsam sein müsse. „Wir wollen nichts unversucht lassen, zu sehen, wo man den Eingriff minimieren kann“, sagte er und versprach ein weiteres Gutachten. Dies wird die Aufgabe des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) sein. „Die Informationsveranstaltung war gut. Nicht gelungen ist es aber, Vertrauen zu schaffen“, bilanzierte Wolf-Rainer Lowack, Sprecher der Bürger-Interessengemeinschaft Lindenhof. Die Petition zum Erhalt der Bäume habe nun 20.000 Unterschriften erreicht, teilte er mit. „Wir erwarten eine weitere Untersuchung zu den Baumfällungen von neutraler Seite“, sagte Lowack. „Auch für mich sind noch Fragen offen“, meinte Bürgermeisterin Kubala. Die Stadt werde sich alle Zeit nehmen, das zu prüfen, kündigte die Grünen-Politikerin an.

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