Speyer Briefe an die Lokalredaktion:

Da steht sie nun, die Stadtpolitik, vor ihrem Scherbenhaufen der Linienverkehrsplanung „aus fremder Hand“, weil man offensichtlich Angst hatte, vor dem gleichen Dilemma zu stehen wie 2005, als die Stadt Aufträge vergeben wollte, ohne alle Konzessionen zu haben, und ein Konzessionsinhaber und Ex-Omnibusunternehmer aus Speyer sich dagegen (zuerst erfolgreich) wehrte, bis dann als fauler Kompromiss der Stadtverkehr in zwei Betreiber geteilt wurde. (...) In den 80ern gab es auf den Buslinien der Stadtwerke Speyer (SWS) einen Halbstundentakt, auf der Merl-Linie 4 einen 40- und 20-Minutentakt. In den frühen 90ern mit Schließung der „Maxi“ und Anschluss an den Verkehrsverbund Rhein-Neckar kam der Shuttle, die Peripherie-Linien wurden auf 60 Minuten kastriert und die Fahrgastzahlen fielen. Nach der Vergabemisere im Jahr 2005 ging es nur noch bergab, dem bundesdeutschen Sparzwang geschuldet. „Merl“-Busse und „BRN Stadtbus“-Busse (Tochter der Bahn) konnten nicht mehr miteinander kommunizieren, das Umsteigeprinzip am Bahnhof und Postplatz wurde vielfach aufgeweicht und manche „fuhren, wie sie wollten“. Zur Ausschreibung für den Verkehr ab 2014 ließ man dann statt in eigenem SWS-Hause von fremder Hand den Stadtverkehr planen und jammerte bei fünf Linien, wo zwei wirtschaftlich gut (563/564) waren und zwei Linien defizitär (561/562), der Shuttle sowieso immer wirtschaftlich grottenschlecht, aber verkehrspolitisch unverzichtbar war der „Maxi“ wegen. Jetzt haben wir acht Linien ohne Römerberg, wo nur drei Linien stark sind und der Rest schwach, weil man den flächendeckenden 30-Minutentakt aufgab, Linien nach West und Nord auf 15 Minuten verdichtete und die anderen „abhängte“ mit einem 60-Minutentakt. Wer will denn in den Bus steigen, wenn er nicht sicher sein kann, am Postplatz oder Bahnhof Umstieg zu haben? Wer will 45 oder 60 Minuten warten? Den Senioren, vom Bus abhängige Menschen, am Mausbergweg mutet man diesen GAU zu (...). Ebenso ergeht es den Menschen in Speyer-Ost (...). Wann erkennt unsere Stadtpolitik (fahren sie überhaupt denn mal mit?), dass 60-Minutentakt innerhalb einer geschlossenen Stadt vollkommen daneben ist? Wie wollen Sie die Autos aus der Stadt herausbekommen? Bieten Sie was, säen sie, dann können sie auch in wenigen Jahren die Früchte ernten. Kehren Sie zurück zum 30-Minutentakt auf allen Linien (...). Es ist schon eine merkwürdige Sache, wie in Otterstadt Stimmung für den Abriss des ehemaligen Pfarrhauses gemacht wird. Hier soll mitten im Dorf ein intaktes und der Umgebung harmonisch angepasstes Gebäude abgerissen und durch einen dreigeschossigen Wohnblock mit acht Wohneinheiten und sechs Parkplätzen ersetzt werden. Bei dem geplanten Neubau handelt es sich nicht um ein Seniorenheim oder um Betreutes Wohnen, so wie es der Allgemeinheit suggeriert wird, sondern um ein ganz gewöhnliches Wohnegebäude, das lediglich barrierefrei gestaltet ist. Die veröffentlichten Entwürfe verharmlosen aufgrund der Perspektive die gewaltigen Ausmaße des Vorhabens. Im Jahr 2013 wurde im Auftrag des damaligen Verwaltungsrates ein Gutachten erstellt, welches das Projekt mit 290.000 Euro bewertete bei einem Anteil von 140.000 Euro für das Pfarrhaus. Der Verwaltungsrat beschloss damals, das Pfarrhaus zu renovieren und zu vermieten, wobei 50.000 Euro vorhandene Rücklagen eingesetzt werden sollten. Wenn man diesen Vorschlag aufgreift, ist zweifellos ein deutlich höherer Erlös zu erzielen als die 6000 Euro Pacht, die das Gemeinnützige Siedlungswerk Speyer bereit ist zu zahlen. Bei Abriss des Pfarrhauses entstünde der Kirchenstiftung außerdem ein großer Vermögensschaden, denn der geplante Wohnblock ist dann Eigentum des Siedlungswerkes, das für 99 Jahre allein über das Objekt verfügt. Der zugrundegelegte Preis von 120.000 Euro, den das Siedlungswerk für das 800 Quadratmeter große Grundstück im Herzen von Otterstadt zu zahlen bereit ist, entspricht 150 Euro pro Quadratmeter und ist beim Preisniveau hiesiger Grundstücke völlig unrealistisch. Der Bodenrichtwert liegt bei zirka 210 Euro pro Quadratmeter. Es ist unschwer zu erkennen, dass das Projekt vom Siedlungswerk im eigenen Interesse schöngerechnet wurde. Um es klar zu sagen: der Einzige und wahre Profiteur eines Neubaus wäre das Gemeinnützige Siedlungswerk der katholischen Kirche Speyer. Zerstört würde mit dem Abriss das harmonische Ortsbild im Herzen von Otterstadt, und verschwinden würde neben dem Pfarrhaus auch der Pfarrgarten in direkter Nachbarschaft zur denkmalgeschützten Kirche. Diese Entscheidung berührt nicht nur die Interessen der Katholiken im Dorf, sondern die aller Otterstadter Bürger, unabhängig von ihrer Konfession. Man hält es nicht für nötig, die Bürger über diesen gravierenden Eingriff ins Ortsbild entscheiden zu lassen, sondern überlässt stattdessen die Entscheidung den Verwaltungsräten aus Altrip, Neuhofen, Waldsee und Limburgerhof, die nicht mit dem Objekt betraut und in keiner Weise betroffen sind. Kann man von diesem Personenkreis eine ortsbezogene und faire Entscheidung über unser Ortsbild erwarten? Unnötige Gedanken macht sich Dekan Aschenberger, wenn er befürchtet, dass er wegen der Liegenschaftsverwaltung seinen seelsorgerischen Pflichten nicht mehr nachkommen kann. Professionelle Hausverwaltungen – auch im Ort – übernehmen die Verwaltung für weniger als 30 Euro brutto im Monat pro Wohneinheit. Dieser Betrag fällt nicht ins Gewicht, wenn das Pfarrhaus samt Grundstück der Kirchengemeinde erhalten bleibt, renoviert und zu einem angemessenen Preis vermietet wird. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird von der Kirche betont, dass man auf Spenden angewiesen ist, und in diesem Fall wäre man bereit, ohne Not auf eine nicht unerhebliche Geldsumme zu verzichten. Schon im Jahre 2012 schlug ich der Stadt Landau die Aufstellung eines Thomas-Nast-Denkmals vor. Leider wurde es bis heute nicht realisiert. Die Bronze-Plastik lehnt sich an das Selbstbildnis Nasts an, das 1876 in „Harper’s Weekly“ erschien. Nast spitzt seinen Bleistift. So sah er sich selbst. (...) Ich fasse es nicht: Gysi, Atheist und Mitglied der SED seit 1967, einer Partei, die nach der Devise „Religion ist das Opium des Volkes“ von Karl Marx herrschte, die Kirchen zerstörte oder verfallen ließ, die Pfarrer verfolgte und Mitgliedern der „Jungen Gemeinde“ das Leben schwer machte. Habt ihr Macher der Gedächtniskirche alles vergessen oder erst gar nicht wahrgenommen, weil euch die DDR nicht interessierte? Habt ihr die Millionen Flüchtlinge vergessen, die Millionen Inhaftierten und Verfolgten, die Millionen Pakete mit der Aufschrift „Geschenksendung, keine Handelsware“ und Inhaltsverzeichnis, die Millionen Kerzen in den Fenstern zur Adventszeit, die Grenzschikanen? (...) Und jetzt „predigt“ ein ehemaliges SED-Mitglied in der Kirche und wird sich „pastoral“ vorkommen, wie er an anderer Stelle einmal sagte - ich verzweifle an dieser Kirche. Nach der jahrelangen negativen Entwicklung des Tierschutzvereins Speyer war eine Schlammschlacht vorauszusehen. Stefan Keller hat die Situation klar erkannt und zeigt in seinem Einwurf die für die Zukunft dringend notwendigen Maßnahmen auf. Um den Karren aus dem Schlamm zu ziehen, braucht es tatsächlich mehr als eine neue Spitze. Nebst neuen Strukturen und klar geregelten Zuständigkeiten/Verantwortlichkeiten ist eine führungsstarke, kompetente und verantwortungsbewusste Leitung des Tierheims absolute Bedingung. Nur so können Zeit und Geld in Zukunft wieder zum Wohle der Tiere eingesetzt werden und verpuffen nicht in zwischenmenschlichen Querelen. Es steht also eine Menge Arbeit an. Ich hoffe, dass der Tierschutzverein Speyer jetzt die Chance zu einem Neubeginn nutzt, und wünsche ihm dabei „im Namen der Tiere“ gutes Gelingen.

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