Speyer Breitkopf und Schmalschädel

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Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU) hat Widerstandspotenzial. Das sagen seine Ohren. Die ausgeprägten Ohrläppchen sind auch nicht einfach so gewachsen. Die stehen nämlich für das Thema Geld im Leben des Stadtobersten. „Das muss ja nicht seines sein“, meint Anton B. Steber. Er ist in Gemeinschaft des CDU-Ortsverbands Speyer-Ost mit der Jungen Union als Redner engagiert worden, um die Ein-Minuten-Gesichtsanalyse zu lehren. Ein visuelles Abenteuer für alle Teilnehmer.

Das Thema zieht, in erster Linie bei der Jugend. Deutlich überwiegt der Teil der JUler im Nebenraum des AV 03 in der Raiffeisenstraße. Steber, Immobilienwirt und Mitglied des Ortsverbands, greift in die Analyse-Kiste. Auspacken will er nur wenige „Vokabeln“, wie er es nennt. Die wichtigsten sollen die Anwesenden nach gut anderthalb Stunden mit nach Hause nehmen und selbst im Alltag anwenden lernen. Der Vorsitzende des Ortsverbands, Martin Moser, ist begeistert von der enormen Anzahl junger Menschen im Raum. Der JU-Vorsitzende Michael Spirk betont: „Heute geht es nicht um Politik, sondern um Gesichter.“ Irgendwie hängen die beiden Bereiche doch zusammen. Wenn das Gesicht alleine nicht aussagekräftig genug für die Politik ist, wird eben nachgeholfen. So wie bei „Angie“, der Kanzlerin. „Sie hat die Tendenz zum Breitkopf von Haus aus nicht“, erklärt Steber. Und weiter: „Deshalb hat man ihr Haare ran gemacht. So sieht sie breiter aus: von vorne und von hinten.“ Rein kopfbezogen meint er das natürlich. Was eine Frisur nicht alles ausmacht. Sie macht zum „Raubtier“. Denn die – Steber beweist es mit Fotos von Löwe, Schlange und Frosch – haben einen breiten Schädel. Dagegen stehen die Schmalgesichter wie die Kamele, diplomatisch und defensiv. Wie die verunglückte Lady Diana von England. „Sie hat nie gesagt, was sie gedacht hat“, wirft Steber ein. Die großen Augen verraten es besonders. Denn die stehen für die emotionale Dominanz. Kleine Augen stehen für Zahlen, Daten, Fakten, fertig. Helmut Kohl, Bundeskanzler a.D., ist so ein Rationaler. Dazu die gigantische Stirn – ein Denker vor dem Herrn. Und dieses Kinn. Das steht für die Stärke beim Tun. Steber scheut sich vor keinem Nischen-Blick. Schon mal ein weibliches Sex-Symbol mit kleinen Augen gesehen? Die Teilnehmer des Mini-Seminars denken nach und kommen zum Schluss: Nee, gibt’s nicht. „Wir Männer mögen Frauen, die uns bewundern“, verdeutlicht der Referent aufgrund seiner Kenntnis. Kleine Augen bei großen Gefühlen sind daher tabu. Das Foto von Christine Hohmann-Dennhardt scheidet die Geister. Nicht nur, was den Bekanntheitsgrad angeht. Nach nur einem Jahr ist sie aus dem VW-Vorstand ausgeschieden. Abfindung: über zwölf Millionen Euro. Ihr Gesicht spricht Bände, meint Steber. „Daran ist doch awwer net die Stirn schuld odder dass se kä Brill uff hot“, meint ein Zuhörer. Der Referent lässt ihm seine Überzeugung. Ändern können sich Menschen gegenseitig ohnehin nicht. Die Bilanz Stebers ist nicht ganz neu. Wiederholenswert ist ein Zusatz dennoch: „Die Selbsterkennung und die Akzeptanz des anderen sind der richtige Weg.“ Ob Breitschädel oder Schmalkopf – das ist letztendlich also egal.

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