Speyer Autor Johannes Bruno gestorben: Für die jüdische Geschichte unterwegs

Auf der Treppe zum Judenbad: Autor Johannes Bruno mit seinem Buch Schicksale Speyerer Juden II 1800 bis 1980
Auf der Treppe zum Judenbad: Autor Johannes Bruno mit seinem Buch Schicksale Speyerer Juden II 1800 bis 1980

In seiner Geburtsstadt Rom ist der langjährige Speyerer Johannes Bruno, 1933 in der italienischen Metropole geboren und auf den Vornamen Giovanni katholisch getauft, am 16. November gestorben. Das hat die RHEINPFALZ am Mittwoch aus dem Umfeld seiner Familie erfahren.

Der vor allem mit seinen Büchern und auch seinen zahlreichen in der „RHEINPFALZ“ veröffentlichten Artikel über jüdische Geschichte bekannt gewordene Römer studierte Religionspädagogik, eignete sich immer perfekter werdende Kenntnisse der deutschen Sprache an. Er wanderte 1958 in die Bundesrepublik aus und wurde Lehrer in Haupt- und Realschulen zunächst in Nordrhein-Westfalen, dann in Schifferstadt, Mutterstadt und Speyer.

Seit seiner Pensionierung 1993 engagierte er sich als Erforscher der Geschichte der jüdischen Vorkriegsgemeinde von Speyer und des hiesigen israelitischen Friedhofs. Oft hat er interessierte Bürger und Besucher sachkundig und in erhellender, und kluger Weise über den Friedhof geführt sowie umfassend über Zusammenhänger und individuelle Schicksale informiert. Stets hat der dabei gemahnt und immer für Toleranz geworben.

Das galt auch für seine Arbeit als Betreuer des Judenbads. Der körperlich kleine Mann war ein großer Streiter für die jüdische Sache. Er hat zuletzt auch gerne und immer wieder in Leserbriefen Stellung bezogen.

Bruno war unter anderem Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gesellschaft, Arbeitsgemeinschaft Pfalz und des Freundeskreises Speyer-Yavne. Sein Interesse am Judentum erklärte er damit, dass er als Junge erleben musste, unter welchen Gefahren seine Mutter im faschistischen Rom eine jüdischen Familie vor der Auslieferung an die Nazis bewahrte.

In seinem Buch „Schicksale Speyerer Juden 1800 bis 1980 II“ merkt er an, dass es in Speyer keine Straße oder keinen Platz gibt, die an früher bedeutende jüdische Mitbürger erinnern, so zum Beispiel an Louis Levinger. Dieser war Tuchhändler, Mitbegründer der Baumwollspinnerei und eines später „Speyerer Volksbank“ genannten Kreditinstituts. Diese Bank hat er selbst 27 Jahre lang als Direktor geleitet.

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