Speyer Auf Nummer sicher bei der Luftqualität
Eins ist klar: Wenn die B 9 und die A 61 nicht direkt an Speyer-Nord vorbeiführten, wären im Meisenweg viel weniger Schadstoffe in der Luft nachzuweisen. Die Luftmessstation des Landes, die in einer Biegung der Straße aufgestellt wurde, belegt da einen direkten Zusammenhang. Die erste ganzjährige Auswertung der Messwerte zeigt allerdings: Zum Skandal taugt die Station nicht. Früher hat das Land am St.-Guido-Stifts-Platz ermittelt, ob den Speyerern zu stark belastete Luft zugemutet wird. Dann wurde der umgebaut und die Messstation in die Siedlung verlegt. Bürger, die nah an den überregionalen Straßen wohnen, fühlten sich vom Verkehr stark belastet, so eine Begründung. Dieter Zissner ist Sprecher einer solchen Bürgerinitiative – und ob dieser Entscheidung nicht etwa in Jubel ausgebrochen: Erstens hätten die Geräte noch näher an der Kreuzung von B 9 und A 61 stehen müssen, zweitens fehle bei den im Internet unter www.luft-rlp.de veröffentlichten Messergebnissen die Belastung mit Kohlenmonoxid (CO), meint Zissner. Er vermutet Verschleierung: „Man will die Bürger in Sicherheit wiegen.“ „Das wäre ja Bananenrepublik“, wiegelt angesichts dieses Verdachts Frank Scheid (SWG), Umweltdezernent der Stadt, auf RHEINPFALZ-Anfrage ab. Michael Weißenmayer, der beim Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht das „Zimen“-Messnetz mit 33 Stationen betreut, erklärt: Im Gegensatz zu den anderen Städten werde der Wert in Speyer nicht gemessen, weil er landesweit auf Dauer völlig unbedenklich sei: „Er liegt um Faktor 1000 unter dem Grenzwert, da kann man sich die Kosten sparen.“ Nach einem Jahr Luftmessung in Speyer-Nord zieht Weißenmayer Bilanz: Man liege bei der Belastung ungefähr auf dem gleichen Niveau wie einst in der Innenstadt. Und: Der Einfluss des Verkehrs auf B 9 und A 61 sei deutlich spürbar, etwa bei den ungeliebten Stickoxiden NO und NO2, die bei Verbrennungsvorgängen wie Motorenbetrieb entstehen und menschliche Schleimhäute angreifen können. „Die Werte verändern sich genau den Verkehrszeiten entsprechend.“ Aber: Die Grenzwerte würden ebenso wie beim Feinstaub sicher eingehalten, es bestehe kein Handlungsbedarf. Beim NO2 lag der Mittelwert 2014 bei 31 Mikrogramm pro Kubikmeter und damit unter den als kritisch eingestuften 40 Mikrogramm, berichtet Dezernent Scheid. Beim Feinstaub PM10 war der Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter an drei von 365 Tagen überschritten – erst ab 35 Tagen müsste eingegriffen werden. Bei den noch feineren Partikeln des PM2,5 liegen die 14 Mikrogramm pro Kubikmeter deutlich unter den 25 Mikrogramm, die nicht überschritten werden sollen. Beim Ozon lag die Belastung an 14 Tagen über der Informationsschwelle von 180 Kubikmetern pro Kubikmeter – erst ab 25 Tagen im Jahr sieht das Land Handlungsbedarf. Einen Skandal gibt’s also nicht, aber auch keine Entwarnung. Zimen wie Zissner: Bitte weiter genau hinschauen!