Speyer „Ante Rebic ist schneller als ich“

Trägt die Binde und damit viel Verantwortung: Florian Krebs beim Auswärtsspiel gegen Waldhof.
Trägt die Binde und damit viel Verantwortung: Florian Krebs beim Auswärtsspiel gegen Waldhof.

Florian Krebs ist vor 29 Jahren in Speyer auf die Welt gekommen. Als Kapitän und Innenverteidiger sorgt er mit Fußball-Regionalligist SSV Ulm für Furore. Im deutschen Pokal trifft Krebs am Samstag, 18. August, mit den Spatzen auf Titelverteidiger Eintracht Frankfurt. Mit Martin Erbacher hat er am Montagmittag über Themen wie die Heidenheimer Pokalschlachten, die Verbindung von Fußball und Ausbildung, Eintracht Frankfurt sowie seine Zukunft telefoniert.

Wie wird aus einem Pfälzer Bub ein Ulmer Spatz?

In der Jugend habe ich beim FC Leimersheim gespielt, wo ich auch aufgewachsen bin. Ich habe in der Jugend schon Schritt für Schritt neue Herausforderungen gesucht, um mich zu verbessern. Diese Herausforderungen habe ich bei Viktoria Herxheim und dem SC Hauenstein gefunden. In Herxheim habe ich auch Abitur gemacht. Dann kam ein Angebot des Karlsruher SC, in der B-Junioren-Bundesliga zu spielen. Ich habe gemerkt, dass es vom Hobby in Richtung Profi gehen könnte. Später habe ich in der zweiten Mannschaft gespielt. Mit 19 bin ich zum 1. FC Heidenheim in die Dritte Liga, nach fünf Jahren für ein Jahr zum VfL Osnabrück und danach für ein Jahr zum Halleschen FC. Aufgrund langanhaltender Verletzungen und dadurch geringeren Spielzeiten habe ich gemerkt, dass es nicht mehr weiter nach oben geht. In Ulm gab es die Möglichkeit, neben der Oberliga ein duales Studium zu machen. Was studieren Sie? Betriebswirtschaftslehre Industrie, im Oktober ist meine Bachelor-Arbeit zum Thema Digitalisierungspotenzial in der Kundenbeziehung fertig. Oberligafußball und das duale Studium waren zeitlich sehr gut zu verbinden. Als wir dann im ersten Oberligajahr überraschend direkt in die Regionalliga aufgestiegen sind, stand ich aufgrund des höheren Zeitaufwandes immer mal wieder vor Herausforderungen, alles unter einen Hut zu bekommen. Wie sind Ihre Kontakte in die Heimat? Meine Eltern leben noch in Leimersheim. Einmal im Monat bin ich zuhause. Meine Eltern sind bei meinen Spielen seit Kindesbeinen an dabei, sind also zweimal im Monat in Ulm. Jetzt beim Waldhof waren sie auch, ebenso wie ein paar alte Weggefährten aus der Heimat. Sie haben zum Auftakt bei einem Meisterschaftsfavoriten 1:0 gewonnen. Wir haben uns weiterentwickelt, haben jetzt einen hauptamtlichen Trainer. Das zeigt, dass es in Richtung Professionalität geht. Wir haben den Kader verstärkt und neue Trainingsmöglichkeiten. Die Vorbereitung lief schon gut. Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir am Samstag das gute Gefühl aus der Vorbereitung direkt in drei Punkte in Mannheim ummünzen konnten. Es war kein glücklicher Sieg. Aber wir haben schon einige brenzlige Situationen überstanden. Schon gilt Ulm als Geheimfavorit. Wir sehen uns nicht als Titelaspiranten. Die letzten beiden Jahre haben wir die Plätze neun und acht belegt. Vergangene Saison waren wir lange im Abstiegskampf. Wir wollen in die obere Tabellenhälfte und mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Das Wort Aufstieg hat bei uns noch niemand in den Mund genommen. Sie sind der Kapitän. Ich bin aktuell in der dritten Saison Kapitän beim SVV Ulm. Ich mag es, Verantwortung zu übernehmen und der Mannschaft auch durch die Erfahrung aus höheren Klassen zu helfen. Als ich nach Ulm kam, war ich einer von drei Spielern, die schon höherklassig gespielt haben. Der damalige Trainer hat das Potenzial in mir gesehen, die Mannschaft zu führen. Ich bin stolz darauf, Kapitän vom SSV zu sein. Wie ist es mit der Tradition beim Ex-Erstligisten? Der Verein hat schon Insolvenzen weggesteckt. Es gab viele Probleme und alte Zöpfe, die abgeschnitten werden mussten. Ein Aufstieg ist im Moment nicht relevant. Natürlich will Ulm in die Dritte Liga. Das Potenzial ist grundsätzlich da. Der Verein hat aus seinen Fehlern gelernt und geht jetzt Schritt für Schritt, macht seine Hausaufgaben. Ob Infrastruktur oder Trainingsmöglichkeiten, es tut sich was. Sind Sie Voll-, Halb- oder Viertelprofi? Ich sehe mich als Halbprofi. Dreiviertel der Mannschaft betreiben Fußball als Hauptberuf. Für mich ist es wichtig, ein zweites Standbein zu haben. Mit dem Abschluss meines Studiums im Oktober habe ich dies geschafft. Ich werde dann bei meinem aktuellen Ausbildungsunternehmen in Ulm in Teilzeit arbeiten, damit ich an allen Trainingseinheiten teilnehmen kann. Wir trainieren grundsätzlich wie eine Profimannschaft, täglich und an zwei Wochentagen zweimal am Tag. Wer ist schneller, Frankfurts Ante Rebic oder Sie? Schnelligkeit zählt nicht zu meinen Stärken. Über 100 Meter ist Rebic sicher schneller. Ich muss das mit gutem Stellungsspiel ausgleichen. Wir oft denken Sie an das Spiel gegen die Eintracht? Man wird ständig damit konfrontiert, am Kaffeeautomat auf der Arbeit. Das Spiel elektrisiert die Massen. Die 18.000 Karten waren in kurzer Zeit weg. Die Stadt lechzt nach Profifußball. Das Spiel ist das ganz große Thema. Viele Freunde und Bekannte haben sich wegen Karten gemeldet. Leider konnte ich nicht jeden Kartenwunsch erfüllen. Ich freue mich wahnsinnig. Frankfurt war zweimal hintereinander im Finale und ist neben Bayern, Dortmund, Schalke und Stuttgart das Traumlos schlechthin. Vorher müssen wir uns aber noch auf Balingen und Pirmasens konzentrieren. Sie werden 30, wie geht’s weiter? Ich habe noch mal einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Es gibt den Spagat zwischen Arbeit und Hobby. Ich habe auch immer wieder Rückenprobleme. Höchstwahrscheinlich werde ich die professionellen Fußballschuhe nach den zwei Jahren an den Nagel hängen. Ich werden dem Fußball aber erhalten bleiben. Er hat mein ganzes Leben geprägt.

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